Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Rückweg

Body: 

Kohleschiffer der Trent

Spaziergang durch Nottingham

Kutschfahrt nach Loughborough

Mein Weg war ziemlich angenehm, aber die Gegend hier eben nicht sehr abwechselnd. Indes war ein gar schöner Abend, und da ich kurz vor Sonnenuntergang durch ein Dorf kam, grüßten mich verschiedne Leute, die mir begegneten, damit, daß sie sagten: fine night oder fine Evening! (Ein schöner Abend!) – So pflege ich auch zuweilen von Leuten, die mir begegnen, gegrüßt zu werden, indem sie sagen: how do you do? (Was macht ihr?), worauf man denn antwortet: I thank you! – Diese Art zu grüßen muß einem Fremden sehr sonderbar vorkommen, der von einem Menschen, den er in seinem Leben nicht gesehen hat, auf einmal gefragt wird, was er mache, oder wie er sich befinde?

Als ich durch das Dorf war, kam ich über ein grünes Feld, wo ich an der Seite wieder einen einzelnen Gasthof antraf. Die Wirtin saß am Fenster, ich fragte sie, ob ich die Nacht da bleiben könne, sie sagte, nein! und schob mir das Fenster vor der Nase zu.

Hierbei fielen mir alle die Begegnungen von der Art wieder ein, denen ich hier schon ausgesetzt gewesen war, und ich konnte mich hier nicht enthalten, meinen Unwillen über die Inhospitalität der Engländer laut zu äußern, der sich aber doch bald wieder legte, da ich weiter ging, und die Fälle, wo ich gut aufgenommen war, dagegen rechnete.

Endlich kam ich noch früh genug an einen andern Gasthof, auf dessen Schilde stand: Navigation Inn (Schifferherberge), weil die Kohlenschiffer von der Trent hier ihre Niederlage haben.

Eine wildere, rauhere Art von Menschen habe ich denn noch nie gesehen, als diese Kohlenschiffer, welche ich hier in der Küche versammlet antraf, und in deren Gesellschaft ich jetzt den Abend zubringen mußte.

Ihre Stimme, ihre Kleidung, ihr Ansehen, alles war rauh und fürchterlich, und ihre Ausdrücke noch mehr; denn fast kein Wort ging ihnen aus dem Munde, wo sie nicht ein God damm me! hinzusetzten, und so dauerte das Fluchen, Zanken und Schwören in einem fort, mir aber tat keiner von ihnen etwas zu leide, sondern jeder trank meine Gesundheit, und ich nahm mich denn auch wohl in Acht, nicht zu vergessen, wieder ihre Gesundheit zu trinken, denn meine Begegnung von dem Wirt in dem Gasthofe bei Matlock war mir noch im frischen Andenken; so oft ich also trank unterließ ich nicht zu sagen: Your Health Gentlemen all!

Wenn sich ein Paar Engländer zanken, so scheint doch alles mehr in Taten, als in Worten zu bestehen, sie sprechen wenig, und wiederholen oft das Gesagte, mit einem hinzugefügten God damm you! Ihr Zorn kocht inwendig, und bricht bald in Tätlichkeiten aus.

Die Wirtin, welche mit in dieser Gesellschaft in der Küche saß, war demohngeachtet koeffiert, und tat ziemlich vornehm.

Nachdem ich gegessen hatte, eilte ich, zu Bette zu kommen, schlief aber ziemlich unruhig, weil die Schiffer fast die ganze Nacht hindurch lärmten und tobten. – Am Morgen, da ich aufstand, war keiner mehr von ihnen zu hören und zu sehen.

Ich hatte nun nur noch einige Meilen bis Nottingham, das ich gegen Mittag erreichte.

Dies schien mir unter allen Städten, die ich außer London gesehen habe, die schönste und netteste zu sein. Alles hatte hier ein modernes Ansehen, und ein großer Platz in der Mitte gab kaum einem Londner Square an Schönheit etwas nach.

Aus der Stadt führt ein schöner Fußweg über die Wiese nach der Heerstraße zu, wo über die Trent eine Brücke geht. Nicht weit von dieser Brücke war ein Gasthof, wo ich zu Mittag aß, aber nichts wie Brot und Butter bekommen konnte, wovon ich mir denn einen Toast machen ließ.

Nottingham liegt in der Höhe, und nahm sich in der Ferne mit seinen netten hohen Häusern, roten Dächern, und Türmen ganz vortrefflich aus. Noch von keiner Stadt in England habe ich einen so schönen Prospekt gesehen.

Ich kam nun durch viele Dörfer, als Ruddington, Bradmore, Bunny, nach Costal, wo ich die Nacht blieb.

Diesen ganzen Nachmittag hörte ich von den Dörfern ein Geläute, welches vielleicht irgend ein Fest anzeigte, das hier gefeiert wurde. Es war ein trüber Himmel, ich fühlte mich etwas krank, und dies Geläute machte mich noch dazu schwermütig und melancholisch.

In Castol waren drei Gasthöfe dicht neben einander, in welchen, schon nach dem äußern der Häuser zu urteilen, die äußerste Armut herrschte. In dem, worin ich einkehrte, war nur die Frau allein zu Hause. Noch ein kranker Fleischer, und ein kranker Fuhrmann kehrten hier den Abend ein, also kamen hier lauter Kranke zusammen, wodurch ich noch schwermütiger wurde. Ich fühlte den Abend eine Art von Fieber, schlief die Nacht unruhig, und blieb den andern Morgen sehr lange im Bette liegen, bis mich die Wirtin weckte, indem sie sagte, sie sei meinetwegen besorgt gewesen. Nun nahm ich mir auch vor, von Leicester aus, mit der Postkutsche zu fahren.

Ich hatte nur noch vier Meilen bis Loughborough, einer kleinen nicht sehr ansehnlichen Stadt, wo ich erst spät um Mittag ankam, und mir in dem letzten Gasthofe auf dem Wege nach Leicester zu, zu essen geben ließ. Hier begegnete man mir wider Vermuten zum erstenmale wieder wie einem Gentleman, und ließ mich in dem Parlour oder Fremdenzimmer essen.

Von Loughborough (Lofborro) bis Leicester (Lester) waren nur noch zehen Meilen, aber der Weg sehr sandigt und unbequem zu gehen.

Ich kam durch einen Flecken, Namens Mountsorrel, der vielleicht von einem kleinen Hügel am Ende desselben seinen Namen hat. Übrigens war bis Leicester eine große Ebne.