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Die Briten

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Clubs und Parties

Englisches Nachtleben

An meinem ersten Wochenende in Peterborough war ich fest entschlossen, mich gleich voll ins Nachtleben zu stürzen. Ich wollte Leute feiern, Leute kennenlernen und mich einfach möglichst schnell wie zu Hause fühlen. Also machte ich mich am Freitagabend auf in die Stadt. Doch zwei Stunden später kam ich frustriert wieder nach Hause. Von innen hatte ich keinen einzigen Club gesehen, lediglich in einem kleinen Pub zwei Bier getrunken.

Was ist Mode?

In die meisten Läden wäre ich gar nicht rein gekommen. Ich trug nämlich einen Kapuzenpulli und – vielerorts ein absolutes Tabu – Turnschuhe. Ja ja, England ist das Land der Dress Codes und das trifft auch auf das Ausgehen zu. Für die Männer heißt das oft “Suits and Boots“, also keine Jeans, keine Turnschuhe, schickes Polo oder T-Shirt, keine Kopfbedeckung.

Für die Damenwelt scheint als Faustregel zu gelten: weniger ist mehr. Je knapper der Rock, je tiefer der Ausschnitt, umso besser. Ob das alles modisch zusammenpasst, interessiert nicht wirklich. Da präsentieren sich schon mal die haarsträubendsten Kombinationen. Und aus irgendeinem Grund sind anscheinend alle Engländerinnen davon überzeugt, zum Ausgehen hohe Absätze tragen zu müssen – egal ob sie damit gehen können oder nicht. Kommt dann noch starker Alkoholkonsum ins Spiel, so bietet das einen sehr traurigen Anblick.

Aber man kann sagen, was man will: vor der Wetterfestigkeit der britischen Damen muss man einfach den Hut ziehen. Im tiefsten Winter, bei Wind und Regen, stehen sie in Minirock, bauch- und schulterfreiem Top und Ballerina-Schühchen eine halbe Stunde vor dem Club in der Schlange. Ist ja auch vernünftig, schließlich müsste man für einen Mantel an der Garderobe ein Pfund bezahlen ...

Feiern auf der Insel

Da auf der Insel mit dem Trinken ja bekannterweise schon früh abends angefangen wird verschieben sich auch die Ausgehzeiten ein ganzes Stück nach vorne. Während in Deutschland in vielen Clubs vor zwölf noch gar nichts los ist, hat man in England erhebliche Probleme, nach Mitternacht überhaupt noch irgendwo eingelassen zu werden.

Und da nicht nur früh, sondern meist auch viel getrunken wird, merkt man im Nachtleben den Alkoholeinfluss noch deutlicher als bei uns. Hauptsächlich bedeutet das, dass einem ständig schwankende und lallende Gestalten sowie kreischende und gackernde Mädels über den Weg laufen. Oft genug schlägt aber auch die Eigenschaft des Alkohols durch, die Aggressionsbereitschaft des Konsumenten zu erhöhen. Schlägereien gibt es leider immer wieder. Das beste, was man machen kann, ist darauf gefasst zu sein und Konfliktsituationen von vornherein aus dem Weg zu gehen. Aber keine Angst, so schlimm ist es auch nicht. Weder ich noch die anderen Ausländer, die ich in UK kennengelernt habe, sind jemals in eine ernsthafte Schlägerei geraten.

Eine weitere Besonderheit im Verhalten der britischen Nachtmenschen sind sogenannte “Hen‘s“ bzw. “Stag Nights“. Das sind Frauen- bzw. Männerabende , bei denen sich dann die ganze Bande irgendwelche komischen Outfits anzieht und richtig hart feiern geht. Wenn einem also im Club ein Mädchen mit rosa Häschenkostüm und blinkendem Lichtschwert entgegen kommt: nicht wundern, alles ganz normal, ehrlich.

Für jeden etwas

Jeder Club hat natürlich seinen eigenen musikalischen Schwerpunkt. Besonders in größeren Städten findet jeder etwas, bei dem er auf seine Kosten kommt. Wenn man allerdings einfach nur so mal in einen Laden geht, sind die Chancen groß, mit harter Techno- bzw. Drum’n’Base-Musik beschallt zu werden. Das scheint für die Engländer der Sound der Wahl zum Feiern zu sein. Die Lautstärke ist dabei auch noch das ein oder andere Dezibel höher als in einem durchschnittlichen deutschen Club. Zum Unterhalten und Relaxen gibt es oft einen eigenen Raum.

Bei den vielen Schlägereien verwundert es nicht, dass eigentlich jeder Club in England mehrere Türsteher hat. Doch bei den Clubs hört es nicht auf. Ebenso stehen die “bouncers“ vor so gut wie jedem Pub und Restaurant, ja sogar vor dem Burger King. Dazu kommen noch die allgegenwärtigen CCTV-Überwachungskameras in den Straßen und den Läden selbst.

Manchen Leuten mag das ein Gefühl von Sicherheit geben, mir persönlich ist es ein bisschen zu viel. Ich fühlte mich beim Weggehen dadurch oft unwohl und beobachtet.

Wer schließlich das Glück hat, in einer Unistadt zu wohnen, dem bieten sich oft noch andere Alternativen zu öffentlichen Nachtlokalen. Die student unions, die Studentenwerke, veranstalten regelmäßig Parties in Unigebäuden und natürlich gibt es auch immer wieder private house parties, wo es dann wesentlich lockerer zugeht.

Der Ausdruck „house parties“ ist übrigens häufig tatsächlich wörtlich zu nehmen. Es ist üblich, dass sich Studenten zu größeren Gruppen zusammenschließen und dann gleich ein ganzes Haus für sich mieten, in dem jeder ein Zimmer bekommt. Dadurch, dass jeder Mitbewohner zu so einer Fete alle seine Freunde einlädt, wird diese automatisch zu einem sehr großen Event, oft mit Verkleidungsthema. Wer richtig feiern will, sollte sich so etwas nicht entgehen lassen.