Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Richard III

Body: 

Politische Morde

Intrigen um den Königsthron

Zu Mord und Totschlag beflügelte Richard vielleicht sein Vorgänger Eduard IV., der seinen ehrgeizigen Bruder Clarence, einen elenden Unruhestifter, in einem Weinfaß ertränken ließ. Fachleute streiten sich darum, ob es denn ein Malvasier, ein Falerner oder vielleicht doch ein Kreterwein gewesen sei. Immerhin ist überliefert, dass Eduard die schnöde Tat bitterlich beweinte. Eduard war nebenbei ganz gut in Krieg und Kabinett, hatte aber sonst nur Weiber im Kopf. Er soff und fraß so unmäßig, dass er sich künstlich erbrach, nur um zweimal genießen zu können, ganz wie zu Zeiten des Petronius im Rom des Kaisers Nero. Auch wir täten das gern, wenn solche Anfälle nur nicht so teuer zu Buche schlügen.

Eduard IV. war im Alter von 41 Jahren gestorben. Lordprotektor und somit zweiter Mann im Reich war der Lord des Nordens, der Herzog von Gloucester, Richard also. Der Sohn Eduards, Eduard V. war dreizehn Jahre alt und galt als nicht regierungsfähig, weil er »noch kein Schwert tragen konnte«. Er war umgeben von Leuten, die Richard haßten, von der Sippe seiner Schwägerin, Elisabeth Woodville, die den Knaben sofort zum König krönen lassen wollte. Richard wußte, was das für ihn bedeutet hätte: einen schnellen oder langsamen, in jedem Fall einen gewaltsamen Tod.

Er mußte sofort handeln, damit nicht an ihm gehandelt würde. Als Renaissancemensch ging ihm das Köpfen leicht von der Hand, so dass zunächst sein Verbündeter Buckingham, der sich bald aus schierer Dummheit gegen Richard empörte, um seinen Kopf gekürzt wurde. Auch Lord Hastings, Freund seines Bruders, verliert den seinen wegen vermuteter Annäherung an die Woodville-Sippe. Unrecht blieb das Schnellverfahren doch; noch nicht mal Zeit zum Beichten war geblieben. Die beiden Kinder Eduards, von Richard 1483 im Tower festgehalten, wurden noch einige Zeit beim Spielen beobachtet, dann aber nimmer gesehen. Als Mörder kommt neben Richard auch Buckingham in Frage, denn der hatte als legitimer Nachfahre Eduards III. ein Anrecht auf die Krone (den Buckinghampalast kaufte die Königsfamilie im 18. Jh.). Denkbar ist auch ein gemeinschaftliches Handeln beider. Richard, mit 31 Jahren König, verwaltete sein Reich mit Geschick. Er tat viel für den Buchdruck und legte den Grundstein zu vielen Bauten. Viel Zeit blieb ihm nicht, um seine Fähigkeiten als König zu beweisen, denn er regierte nur zwei Jahre von 1483 bis 1485, und im Ernstfall war er doch mehr Soldat als Diplomat.