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Birmingham

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Shakespeares Haus, unansehnlich und klein

Stopp in Birmingham

Weiterreise nach Darby

Hier war es, wo das größte Genie, welches vielleicht die Natur je hervorbrachte, geboren ward. Hier bildete sich seine junge Seele, auf diesen Fluren spielte er als Knabe. Und hier in diesen niedrigen Hütten brachte er vergnügt mit einigen Freunden seine letzten Tage zu, nachdem er von dem großen Schauplatze der Welt abgetreten war, dessen Elend, Laster und Torheiten, er selbst so meisterhaft geschildert hatte.

Der Fluß Avon ist ziemlich breit, und eine Reihe niedriger Hütten, nur ein Stockwerk hoch, und mit Schindeln gedeckt, erstreckt sich längst dem Ufer desselben. Diese Reihe von Häusern trägt recht das Gepräge patriarchalischer Simplicität und Genügsamkeit.

Wir besahen Schakespears Haus, das unter allen Häusern in Stratford, eines der schlechtesten, niedrigsten und unansehnlichsten ist, und unter dessen niedrigem Dache er demohngeachtet die vergnügtesten Tage zubrachte. In diesem Hause wohnen jetzt ein Paar alte Leute, die es gegen eine Kleinigkeit Fremden zeigen, und von diesem Einkommen leben.

Schakespears Stuhl, worauf er vor der Tür gesessen, war schon so zerschnitten, daß er fast keinem Stuhle mehr ähnlich sah; denn jeder Durchreisende schneidet sich zum Andenken einen Span davon ab, welchen er als ein Heiligtum aufbewahrt. Ich schnitt mir auch einen ab, weil er aber zu klein war, habe ich ihn verloren, und Sie werden ihn also bei meiner Wiederkunft nicht zu sehen bekommen.

Als wir weiter fuhren, betrachtete ich jeden Fleck mit Aufmerksamkeit, wo wir vorbeikamen, wenn ich dachte: das ist nun die Gegend, wo ein solcher Geist, wie Schakespears, seine erste Bildung durch die ihn umgebende Natur erhielt! Denn die ersten Eindrücke der Kindheit bleiben doch immer äußerst wichtig, und sind gewissermaßen die Grundlage aller folgenden. Obgleich die Gegend hier zwar nicht vorzüglich schön ist, so hat sie doch ganz etwas Eignes, Romantisches.

Den Nachmittag um drei Uhr kamen wir schon in Birmingham an. Sechzehn Schillinge für meinen Platz in der Kutsche von Oxford bis Birmingham, hatte ich schon in Stratford bezahlt. In Oxford hatte man mir nichts abgefordert; man braucht also in England, nicht wie bei uns, die Post vorauszubezahlen.

Mein Reisegefährte und ich stiegen im Gasthofe ab, wo die Postkutsche hielt. Wir trennten uns ungern, und ich mußte ihm versprechen, daß ich ihn nach meiner Rückkunft in London besuchen wollte, zu welchem Ende er mir seinen Namen und seine Wohnung aufschrieb. Sein Vater war der D. Wilson in London, der in seinem Fache ein berühmter Schriftsteller ist.

Ich erkundigte mich hierauf nach der Wohnung des Herrn Fothergill, an welchen ich empfohlen war; man bezeichnete mir dieselbe, mit dem Zusatze, daß eben dieser Herr Fothergill vor acht Tagen gestorben sei. Da mir also, unter diesen Umständen die Empfehlung an ihn nicht viel nützen konnte, so sah´ ich wohl, daß meines Bleibens in Birmingham nicht war.

Ohne mich also hier eine Minute länger aufzuhalten, erkundigte ich mich sogleich nach dem Wege nach Darby, und verließ Birmingham, da ich kaum darin angelangt war. Von dieser berühmten Stadt, und ihrem Fabrik- und Manufakturwesen, kann ich Ihnen also keine Zeile schreiben.