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Weine

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Gute Tropfen von der Insel

Weinbau und Winzerei

Die Palette an Käsesorten, Weinen etc. in zahlreichen Supermärkten steht dem Angebot in Frankreich, der Schweiz oder Deutschland kaum nach. Und überhaupt: der deutsche Wein mußte nun auch nicht gerade umsonst von den Bestimmungen des Lebensmittelgesetzes ausgenommen werden.

Dank Klimaerwärmung lebt auch die Tradition eigenen Weinbaus in Südengland und Wales wieder auf. Reben gediehen in Kent seit dem frühen Mittelalter. Klar, denn ohne konnten die Könige schlecht regieren. Auch bei uns verhielt es sich ja so, dass Karl der Große mit seinem Troß beispielsweise von Pfalz zu Pfalz zog – ja ziehen mußte – sobald der Hof die ganze Gegend leergesoffen und leergefressen hatte, denn der Bedarf des Hofstaates war unersättlich und konnte nicht über längere Zeit an einem festen Ort befriedigt werden. Wein spielte dabei eine wichtige Rolle und war wie andere Lebensmittel nicht über die Landstraßen beförderbar, so dass Reben quasi überall bis nach Flandern angebaut wurden. Großen Aufschwung nahm der Weinbau, als durch die Heirat Heinrich II. mit Eleonore von Aquitanien 1152 die französischen Bordeauxweine für dreihundert Jahre in englische Hand gerieten und damit auch das Wissen über ihre Herstellung. Der erste Heinrich ist uns übrigens nur in Erinnerung als der erste König, der lesen konnte, was wieder was über unser Alter und unsere Weisheit verrät. Dieses Wissen verfiel dann leider mit der Vertreibung der Mönche zur Zeit Heinrichs VIII – ein schwerer Fehler – da dieser sich wegen seiner Scheidung von Katharina von Aragonien vom Papst lossagte. Angebaut werden überwiegend Müller-Thurgau, Huxelrebe, Schönburger oder der französische Seyval in Kent, Sussex, Hampshire, Devon und Südwales, aber schon 1979 eroberte ein Three Choirs Dry Wine aus Gloucestershire bei der renommierten Vinexpo mitten in Feindesland, in Bordeaux, eine Bronzemedaille! Andere bekannte Namen: Nutbourne Manor, Chuckmere und Tenterden.

Nur das beste für die Gäste

So durfte sich der arme Mitterand anläßlich des Staatsbesuches der Königin 1992 erstmal einen Chiddington Pinot Noir antun, während sie G. Bush bei anderer Gelegenheit einen Staple St. James kredenzte. Der Satiriker Mike Carlton spottete, die Königin hätte ihn ja auch mit einem »Château Dagenham« (trister Londoner Vorort in Essex mit Fordwerken) oder einem »Côtes de Liverpool« beglücken können. Der eine sei ein »Beinspreizer für Essexgirls, der andere tauge nach zweijähriger Lagerung als Lackverdünner«.

Einer der besten Weine ist der Seyval, der aufgrund von EU-Bestimmungen nicht als Qualitätswein feilgehalten werden darf. Es handelt sich um eine Hybridsorte aus einer amerikanischen Rebe und vitis vinifera, aus Chardonnay, Cabernet Sauvignon und anderen berühmten Namen. Vor Jahrzehnten schon wurden diese Züchtungen auf dem Kontinent nur für Tafelweine zugelassen, ein Unglück für England, wo er zu guten trockenen Tropfen gekeltert wird, aber vielleicht ein Glück für den Verbraucher, weil er billiger sein dürfte. Nur 18% der Rebfläche sind Seyval, und weitere Anpflanzungen sind verboten, aber als Massenträger macht er 25-30% der Gesamtmenge an britischem Wein aus und dürfte in etwa der Hälfte aller Flaschen stecken, um ihnen mehr Körper zu verleihen.