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Staatskirche

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Weltliche und geistige Macht

Die Rolle des Monarchen

Enge Verbindungen zwischen Staat und Kirche

Seit 1534 ist der Monarch Oberhaupt der Kirche, mit Elisabeth II. also eine Frau. Da der Anglikanismus allerdings keine Wiederverheiratung für Geschiedene gestattet, stecke Charles in einem Dilemma: wie konnte er Oberhaupt der Kirche werden, wo er doch Camilla Parker Bowles geheiratet hat? Zum Glück war zufälligerweise das Kirchenrecht Mitte 2002 geändert worden, so dass nun eine Neuheirat möglich war, sofern der Partner aus erster Ehe verstorben war.

Die Verquickung von Staat und Kirche geht sehr weit. Der Premierminister, nur formell der Monarch, ernennt die Bischöfe und übt damit – zu seinem Leidwesen nur momentan – göttliche Autorität aus. Änderungen am Kult, wie auch die Priesterweihe für Frauen, müssen wie jedes Gesetz von Ober- und Unterhaus beschlossen werden.

Die Anglikanische Kirche wirkt ihrem Kult nach wie eine katholische Messe, ist aber ihrer Ideologie nach erzprotestantisch. Die Zulassung von Frauen zum Priesteramt Anfang 1993 zeigt ihre Schwäche, da die etablierten Religionen allgemein auf dem Rückzug sind. So sind nur noch drei Millionen Anglikaner regelmäßige Kirchgänger. Der zumindest diskussionsbereite und sich den Anschein von Rationalität gebende Protestantismus kann sich gewisser Forderungen des Fußvolkes nach Beteiligung sowie auch solchen nach Abschaffung des gröbsten Widersinns, den die Gläubigen bisher zu schlucken hatten – wer heute wirklich an Jungfrauengeburt, Auferstehung, Heiligen Geist, Hölle und ewiges Leben, kurz den Inhalt des ganzen Glaubensbekenntnisses glaubt, dürfte als Fundamentalist gelten – immer weniger verschließen, während der doktrinäre, in sich geschlossene und daher stärkere Katholizismus über jeden logischen Abgrund hüpft, per Dogmen Denkverbote erteilt und Unbotmäßige per Lehrzuchtverfahren entfernt.

Dies aber auch nur, weil sich Häretiker heute nicht mehr per Schnelloxidation in die Hölle expedieren lassen, wie bis vor rund zweihundert Jahren frommer Brauch.