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Geschichte

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Bath in der Geschichte

Von den Kelten bis heute

Frühzeit

Mit den Kelten fing alles an, die hier ihrem Quellengott Sul opferten. Die praktischer veranlagten Römer befanden, es sei doch eine Schande, tagein tagaus Millionen Liter 50°C warmen Wassers ungenutzt davonrauschen zu lassen, legten in Aquae Sulis ihre Thermen und – um die Götter nicht ganz zu verprellen – auch noch einen stattlichen Minerva-Tempel an. Der Staub, in diesem Fall wohl besser der Schlamm der Geschichte, überzog Umkleideräume, Arkaden und Wasserbecken eine Weile. Die Sachsen sorgten sehr wahrscheinlich später für ein wenig Ordung, setzten sie hier doch eine gewaltige Kathedrale in den feuchten Untergrund: die heutige Abtei begnügt sich mit dem Areal, das zuvor das Kirchenschiff eingenommen hatte!

Adelssitz

Die Thermalquelle (spa) plätscherte sozusagen auf Sparflamme; zumindest bis zu jenem Tag, da Königin Anne sich ihrer erinnerte und im ersten Jahr ihrer Regentschaft (1702) hier Genesung suchte. Den Vorschlag brauchte sie ihrem Hofstaat, ihren Günstlingen und Paladinen nicht zweimal zu unterbreiten. Voller Begeisterung zog man nach Bath. Die Landbesitzer witterten die Möglichkeit, die Königin für ihre Partei, Whig oder Tory, einzunehmen, verbrachten daher die Hälfte des Jahres im Dunstkreis des Hofes und ließen sich zweckmäßigerweise gleich ihre Villen hier errichten. Beau Nash empfahl sich als perfekter Dandy, als Maître de Plaisir, und Ralph Allen, mit der Erfindung des modernen Postwesens zu Geld gekommen, betraute einen Architekten mit dem Bau der Häuser und einen anderen mit der Errichtung der Monumente.

Während der Regentschaft der drei ersten Georges, welche die Königin aus Hannover hatte kommen lassen – und wo diese auch viel lieber geblieben wären, da diese mit ihr auf der protestantischen Whig-Linie lagen, für die sie sich nun einmal entschieden hatte – entwickelte sich das Renommee von Bath prächtig und im Gefolge auch die Ausbreitung der Syphilis, benannt nach einem armen leidenden Hirten in einem lateinischen Gedicht aus dem späten Mittelalter. Kein Wunder, bei den damaligen losen Sitten. Na, ja, wenigstens trugen derartige Krankheiten einst noch schöne lateinische, griechische oder auch deutsche Namen – während diese moderne da – wie heißt sie noch? – natürlich unbedingt einen englischen haben muß. Alles nicht mehr wie früher. Die einheimischen Namen boten natürlich auch gleich immer die wundervolle Möglichkeit, alle Übel der Welt auf seine Nachbarn abzuwälzen. So war vorgenannte Krankheit als die Französische bekannt, das Franzosenkraut ist bei uns eins der schlimmsten Unkräuter, die Englische Krankheit ist die Rachitis, bei den Franzosen ist la capote anglaise das, was bei uns der Pariser heißt, und das bezeichnen die Engländer wieder als French letters. Ihre entsetzlichen Toiletten zum Hocken über einem Loch nennen die Franzosen dann á la turque. Ha, von wegen!

Aber zurück zum Thema: alle Künstler, die etwas auf sich hielten, verbrachten hier den Sommer. Manufakturbesitzern, den Vorläufern der späteren Industriellen, und Ministern blieb so genügend Zeit, weise Entscheidungen zu treffen und die Vormachtstellung Englands in der Welt zu zementieren.

Da geschah es, dass die Seebäder erfunden wurden und Bath versank erneut in Vergessenheit. Großzügig dimensionierte Häuser werden in kleine Wohnungen unterteilt und an Kleinbürger oder Rentner veräußert, die wegen des angenehmen Klimas hier die Sommermonate verbringen oder sich für immer niederlassen. Tatsächlich liegen die Temperaturen in Bath geringfügig über dem Landesdurchschnitt.