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Theater

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Dürftige Komödien

Viel Begeisterung und Beifall

Verbesserungswürdige Schauspielkunst

Dieser Schulmeister ist denn in ein gewisses Bauermädchen, Namens Cowslip, verliebt, der er auf eine wunderliche mythologischgrammatikalische Art seine Liebeserklärungen tut, und von der er unter andern einmal in voller Begeisterung folgende Arie singt, wobei er fast vor Zärtlichkeit zerschmilzt, indem er von der Konjugation anfängt und mit der Deklination und dem Genere aufhört:

Amo, amas

I love a Lass,

She is so sweet and tender!

It is sweet Cowslips grace

In the nominative Case

And in the foeminine Gender.

Das in the nominative Case, und in the foeminine Gender singt er insbesondre mit einer unnachahmlichen Zärtlichkeit. Dabei behält dieser Edwin bei seinen komischen Rollen immer etwas gutmütiges im Gesicht, das ich noch bei keinem komischen Schauspieler so bemerkt habe, und welches macht, daß man ihm ohngeachtet aller seiner Lächerlichkeiten gut bleibt, und sich für den Charakter, den er vorstellt, doppelt interessierst. Nichts gleicht dem Ton und der Miene voll Selbstgefälligkeit, womit er einem, der ihn fragt, ob er ein Scholar, (ein Studierter) wäre, zur Antwort gab: Why, I was a Master of Scholars! Eine Mrs. Webb stellte eine Käsehändlerin vor, und spielte das gemeine Weib so natürlich, wie ich es noch nirgends gesehen habe. Ihr starker Körper und ihr ganzes Äußere schien aber auch dazu gemacht zu sein.

Der arme Edwin mußte als Schulmeister sich fast heiser singen, indem er seine Deklinations- und Konjugations-Arien oft zwei bis dreimal wiederholen mußte, wenn es der Obergalerie beliebte encore! zu rufen, und dann mußte er sich noch dazu mit einem tiefen Reverenz für den hohen Beifall bedanken.

Das stärkste Komische des Stücks liegt übrigens in einer Lüge, die in dem Munde der Wiedererzählenden immer ungeheurer anwächst, so lange das Stück dauert, und die Zuschauer beinahe in einem ununterbrochenen Gelächter erhält. Die Piece ist noch nicht gedruckt, sonst hätte ich Lust, mich an eine Übersetzung oder Nachahmung zu wagen.

Den Englischen Kaufmann, oder die Schottländerin, habe ich bei uns in der Übersetzung weit besser, als hier im Original aufführen sehen. Insbesondre spielte Herr Fleck in Hamburg den Englischen Kaufmann mit weit mehr Interesse, Wahrheit und Biederheit, als hier ein gewisser Aickin, der wenig oder nichts von dem eigentümlichen originellen Wesen des Freeports ausdrückte, sondern ihn beinahe mit seiner abgemeßnen Sprache und Gange in einen galanten Herrn verwandelt hätte.

Der alte treue Bediente, welcher für seinen Herrn das Leben lassen will, hatte einen gravitätischen Gang, wie ein Minister. Den Zeitungsschreiber Spatter machte eben der Herr Palmer, welcher den Nabob gespielt hatte; jedermann sagte aber er mache ihn zu Gentlemanlike, das ist zu sehr mit dem Air und Wesen eines Gentleman oder feinen Mannes: auch war seine Person zu ansehnlich dazu.

Die Amalia wurde von einer Schauspielerin gemacht, die zum erstenmal hier auftrat, und daher aus Furchtsamkeit noch etwas leise sprach, so daß man sie nicht allenthalben hören konnte: speak louder, o speak louder! fing ein Kerl auf der Obergalerie an, und sie bequemte sich den Augenblick lauter zu sprechen.

Neben mir im Parterre, war man oft mit seinem Beifall sehr verschwenderisch, bei der kleinsten oft unbedeutendsten Rede, die mit einigen Affekt gesagt ward, riefen immer einige Stimmen, very well! als wenn sie, wer weiß was für einen Meisterzug der Schauspielkunst bemerkt hätten. Daher ist denn dies very well auch von wenigem Nachdruck.

The agreeable Surprise wurde wiederholt, und ich sahe es zum zweitenmale mit Vergnügen. Es ist auch ein Lieblingsstück geworden, und wird immer mit dem Zusatz: the favourite musical Farce angekündigt. Das Theater schien mir etwas größer wie das Hamburger zu sein, und das Haus war beidemal sehr voll. So viel von der Englischen Komödie!