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Gastfamilie

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Ideal zur Auffrischung der Sprachkenntnisse

Unterbringung als »zahlendes Familienmitglied«

So lernt man die Briten richtig kennen

Noch besser als B&B! Laut der Brochüre Stay with a British Family, erhältlich im Verkehrsamt, liegt die Untergrenze für die Aufenthaltsdauer bei einer Woche. Die Familien verfügen in der Regel über ausreichend Erfahrung und sind´s gewohnt, ihr Konversationsniveau dem jeweiligen Gast anzupassen, vorausgesetzt natürlich, dieser nimmt auch wirklich am Familienleben Anteil. Und dazu gehört selbstverständlich auch die Mithilfe beim Abwasch, eine Bitte, die einem schwerlich abgeschlagen wird. Was heißt da Liebesdienerei!

Worauf zu achten ist

Vorher klarstellen, ob man Halbpension oder Vollpension wünscht und dass man ganz gerne das einzige deutschsprachige »Familienmitglied« wäre. Wenn´s allzu dicke kommt, leider keine allzu seltene Erfahrung, ruhig die Gastfamilie wechseln. Beim Abendessen sollte man darauf achten, dass man später in der Koje sich nicht mit knurrendem Gedärm über die letzten Kekskrümel hermachen muß: ein höflichkeitshalber vorgebrachtes »no thanks« wird meist wörtlich aufgefaßt. Würden wir ja aucht tun, wenn wir schlecht drauf oder geizig wären. Mittags sollte man beim packed lunch auf leichte Kost gefaßt sein – die Engländer bekommen auch nicht mehr. Das legendäre britische Frühstück schließlich ist auch im Aussterben begriffen: der Cholesterinspiegel wird´s im späteren Leben danken. Der Essensfahrplan – 17 oder 18h ist Abendbrotzeit! – ist bestimmten Familien heilig. Da wo zuviele amerikanische Familiensendungen die guten Sitten bereits hoffnungslos korrumpiert haben, mampfen Kinder und Eltern, wann es ihnen gerade in den Sinn kommt, im Stehen vor dem Mikrowellenherd, vor dem Fernseher oder Computer. Wie überall, so gibt´s auch in Großbritannien Familien, die wirtschaftlich gut dastehen; genauso oft trifft man indes auf junge Leute, die weder über Zeit noch Geld verfügen und häufig auch noch das wenigste Geld verlangen.

Gastgeschenke

Normalerweise händigt man Gästen einen eigenen Haustürschlüssel aus. Der Fairneß halber sollte man Bescheid geben, wenn´s abends mal ein wenig später zu werden droht. Nicht zuletzt auch aus Eigennutz: sonst findet man nämlich die Haustür verriegelt und muß eventuell erst ein Heidenspektaktel veranstalten oder gleich auf der nächstbesten Parkbank nächtigen. Üblicherweise überreicht man bei der Ankunft ein kleines Gastgeschenk, z.B. ein Fläschchen Wein, etwas Schokoladiges mit oder ohne lila Kuh, ein Fläschchen Kölnisch Wasser für die Hausfrau ... Es setzt sich aber immer mehr durch, erstmal zwei Tage zu warten, ob es sich bei den Gasteltern nicht vielmehr um Rabeneltern handelt, die soviel Liebenswürdigkeit gar nicht verdienen. Kommt halt darauf an, ob das Geschenk als Anerkennung oder vorweggenommenes Sühneopfer gedacht ist.

Komplikationen treten traditionell im britischen Badezimmer auf: Duschen ist zwar nicht verboten, aber die englischen Installationen sind für einige Überraschungen gut, und wir empfehlen bisweilen, erstmal Erkundigungen einzuholen, zu welcher Tageszeit man nicht den ganzen Heißwasservorrat des Boilers in den Abfluß jagt.

Die Toilettenspülung stellt für manchen Kontinentaleuropäer ein ähnliches Buch mit sieben Siegeln dar wie das englische »th«. Unser Rat: kräftig an der Kette ziehen und nicht vorschnell loslassen. Notfalls mehrere Male ruckeln. Judokas sollten von plazierten Fußtritten allerdings Abstand nehmen! Wenn alles nicht hilft: mit treuem Augenaufschlag der landlady gestehen: »I can´t flush the toilet«. Da wir man nicht der erste sein!