Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Hampton Court

Body: 

Beeindruckender Backsteinpalast

Hampton Court

Nach dem Brand komplett restauriert

http://www.hamptoncourt.org.uk, T. 0870 751 5175. Eisenbahn ab Waterloo nach Hampton Court oder Themseboot ab Westminster Pier. T. 020 7930 4097. Dienstags, mittwochs, donnerstags, samstags und sonntags 11-17h, aber im Winter nur bis 16.30h. Königspalast am Nordufer der Themse mit zwei Gesichtern: einem aus roten Ziegelsteinen im Tudor-Stil und einem neopalladianischen Ostflügel. Begonnen wurde er 1514 unter Heinrich VIII. Seit 1995 sind auch die wegen des Feuers von 1986 geschlossenen Säle wieder freigegeben. In einem Raum sind historische Dinge ausgestellt, die erst durch den Brand zum Vorschein gekommen waren.

Hier pflegt das traditionsbewußte England die Erinnerung an Heinrich VIII. - oder den Dicken, der, so die These der britischen Historikerin Susan Maclean Kybett, nicht deshalb schon mit achtunddreißig Jahren verblichen war, weil er zuviel liebte, sondern weil er zuviel fraß – welcher die Anglikanische Kirche aus dem Hut zauberte, um sich scheiden lassen zu können. Dieses Recht kostete er dann auch weidlich aus und brachte es auf immerhin sechs Eheschließungen. Das Schicksal seiner Angetrauten in chronologischer Reihenfolge: Scheidung, Hinrichtung, natürlicher Tod, noch eine Hinrichtung, Verstoßung und ... die sechste überlebte ihn. Abgesehen von diesen charakterlichen Schwächen empfahl sich Heinrich VIII. als aufgeklärter Souverän des Renaissancezeitalters. Zwei Töchter wurden ihm geboren: Maria Tudor, genannt Bloody Mary, führte den Katholizismus wieder ein und ließ ihre Halbschwester Elisabeth I. hinter Schloß und Riegel bringen. Die sollte später aber noch fünfzig Jahre lang die Geschicke des Reiches leiten und dem Anglikanismus wieder auf die Beine helfen.

In der Zwischenzeit ging im Norden eine weitere katholische Maria, Maria Stuart, Prinzessin von Schottland, auf die Barrikaden. Zunächst von Elisabeth zu Aufmüpfigkeit ermuntert, wurde sie auf ihr Geheiß schließlich hingerichtet. Gemeinheit! Nebenbei bemerkt besaß die »jungfräuliche Königin« etliche Günstlinge. Aber wir wollen hier nicht über Gebühr aus dem Nähkästchen plaudern. Sir Walter Raleigh benannte seine neueroberte Kolonie in Amerika ihr zu Ehren »Virginia« – der blinde Tropf! Oder hätte er es gar, wie man munkelt, besser wissen müssen? – und trieb seine Galanterie eines Tages fast ins Groteske: er breitete seinen Mantel vor ihr aus, damit sie ihre Füße nicht in den Schmutz setze und ihre traumhaften diamanten- und perlenbestickten Gewänder, heute noch auf zeitgenössischen Gemälden zu bestaunen, später nicht in die Reinigung geben mußte.