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Kutschfahrt

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Ankunft in Leicester

Nervenaufreibende Reise über Harborough

Ankunft in Northhampton

Gegen Abend kam ich auf einer angenehmen Wiese vor Leicester an, über welche mich ein Fußweg in die Stadt führte, die sich, da sie in der Länge vor mir lag, recht gut ausnahm, und größer schien, wie sie wirklich ist.

Ich ging eine lange Straße hinauf, ehe ich an das Haus kam, wo die Postkutschen abgehen, und welches zugleich ein Gasthof ist. Ich erfuhr hier, daß denselben Abend noch eine Stage nach London abginge, die aber inwendig schon besetzt sei, allein auswendig sei noch Platz.

Da ich jetzt eilen mußte, um wieder zurück nach London zu kommen, weil die Zeit heranrückte, wo der Hamburger Schiffer, mit dem ich zurückfahren will, seine Abreise bestimmt hat, so entschloß ich mich bis Northhampton einen Platz auswendig auf der Kutsche zu nehmen.

Aber an diese Fahrt von Leicester bis Northhampton will ich denken, so lang ich lebe.

Die Kutsche fuhr vom Hofe durch das Haus. Die andern Passagier stiegen schon auf dem Hofe ein, wir an der Außenseite aber mußten auf der öffentlichen Straße erst hinaufklettern, weil wir sonst mit unsern Köpfen nicht unter dem Torwege durchgekommen wären.

Meine Gefährten oben auf der Kutsche waren ein Bauer, ein junger Mensch der noch ganz ordentlich gekleidet war, und ein Mohrenjunge.

Das Hinaufklettern allein war schon mit Lebensgefahr verknüpft, und als ich nun oben war, kam ich gerade an eine Ecke auf der Kutsche zu sitzen, wo ich mich bloß mit einer Hand an einem kleinen Griff halten konnte, der an der Seite der Kutsche angebracht war. Ich saß dem Rade am nächsten, und sobald ich herunter stürzte, sah ich einen gewissen Tod vor Augen. Um desto fester hielt ich mich an den Griff, und um desto behutsamer suchte ich mich im Gleichgewicht zu erhalten.

Nun rollte es mit der entsetzlichsten Geschwindigkeit in der Stadt auf den Steinen fort, und wir flogen alle Augenblicke in die Höhe, so daß es beinahe ein Wunder war, daß wir immer wieder auf die Kutsche zurück, und nicht einmal nebenher fielen. So ging es nun auch, so oft wir durch ein Dorf oder eine Anhöhe hinunter kamen.

Endlich, ward mir dieser Zustand, in beständiger Lebensgefahr zu schweben, unerträglich, und als es einmal bergan, und also etwas langsamer ging, kroch ich oben von der Kutsche hinten in die Schoßkelle, welche hier the Basket heißt.

In the Basket you will be shaken to Death! (in der Schoßkelle werdet ihr zu Tode geschüttelt werden!) sagte der Mohrenjunge, und ich nahm dies für eine Hyperbel an.

Bergan ging es auch recht sanft und gut, und ich war zwischen den Koffern und Gepäcke beinahe eingeschlafen; aber wie erschrak ich, da es auf einmal wieder Bergunter ging, und die Koffer und alles schwere Gepäck um mich an zu tanzen und an zu leben fing, wobei ich alle Augenblicke, solche entsetzliche Stöße erhielt, daß ich glaubte, mein Lebensende sei gekommen, und nun fand ich, daß der Mohrenjunge keine Hyperbel gesagt hatte; alles mein Schreien half nichts, ich mußte beinahe eine Stunde aushalten, bis es wieder bergan ging, wo ich denn ganz mürbe und zerschlagen wieder oben auf die Kutsche kroch, und meinen vorigen Sitz einnahm. Sagte ich es euch nicht, daß ihr würdet zu Tode geschüttelt werden? redete mich der Mohrenjunge an, als ich wieder heraufgekrochen kam, und ich schwieg ganz still. – Dies schreibe ich einem jeden zur Warnung, dem es etwa einmal einfallen sollte, ohne es gewohnt zu sein, auf der Outside einer Englischen Postkutsche, oder gar in dem Basket zu fahren!

Gegen Mitternacht kamen wir in Harborough an, wo ich mich nur ein wenig ausruhen konnte, und dann gings wieder im vollen Jagen durch eine Menge Dörfer fort, so daß wir in einigen Stunden noch vor Tagesanbruch in Northhampton ankamen, das doch drei und dreißig Meilen von Leicester entfernt ist.

Von Harborough bis Northhampton hatte ich noch eine fürchterliche Reise, es regnete beinahe in einem fort, und so wie wir auswendig auf der Kutsche vorher vom Staub bedeckt worden waren, so wurden wir nun vom Regen durchnetzt. Mein Nachbar, der junge Mensch, welcher neben mir in der Mitte saß, schlief noch dazu beständig ein, und indem er alle Augenblicke mit der ganzen Last seines Körpers auf mich fiel, fehlte wenig, daß er mich ganz von meinem Sitz hinunterdrängte.

Endlich kamen wir denn in Northhampton an, wo ich mich sogleich zu Bette legte, und beinahe bis an den Mittag geschlafen habe. Morgen früh denke ich nun von hier mit der Postkutsche meine Reise nach London weiter fortzusetzen.