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Whitechapel-East End

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Echtes Essen im “echtesten” Teil Londons

East End, City, Clerkenwell, Whitechapel und Spitalfields

Wir haben unser Herz für den Londoner Osten entdeckt, insbesondere für Whitechapel und Spitalfields. Die Leute hier sind gleich herzlicher, die Beziehungen untereinander offener und spontaner. Die alten Stadtviertel vermitteln immer noch die Atmosphäre einer Arbeitergegend des 19. Jahrhunderts. Man hat sich aber ranzuhalten: wie bei uns auch zerstören die Baulöwen alles, um neue Stadtteile ohne Ausstrahlung aus dem Boden zu stampfen ... Hier nun unsere Restauranttips für all jene, die sich ausgiebig auf den malerischen Flohmärkten in der Brick Lane oder der Cheshire Street herumgetrieben haben. Hier haben sich auch die letzten Mash and Pie-Lokale gehalten. Apropos: sonntags sollte man in einem der zahlreichen Einheimischenpubs in diesem Viertel vorbeischauen. An der Theke bekommt man meist auch diverse Häppchen wie Garnelen, Herzmuscheln, Heringe, Essigfrüchte usw. Fast schon eine kleine Mahlzeit sofern man keinen Bärenhunger schiebt.

Sheba Tandoori Restaurant: 136 Brick Lane, E 1. T. 020 7247 7824. U-Bahn: Aldgate East, Liverpool Street Bahnhof oder Shoreditch. Liegt in einer Gegend von London, die es uns besonders angetan hat. Sie bleibt von den Spekulanten offenbar verschont; s. Kapitel »Stadtteile, die uns besonders gut gefallen«. Das beste Lokal für indische und pakistanische Küche in diesem Viertel. Das Tandoori ist ein wahrer Genuß. Sehr zu empfehlen ist auch das mutton tika, auf dem Holzkohlengrill gegartes, zartes Hammelfleisch in Kräutersud. Brinjal bhajee sind köstliche, in heißem Fett gebratene Auberginen. Mal einen Blick auf die schönen Wandmalereien werfen.

Cherry Orchard: 241 Globe Rd (fast an der Ecke der Roman Road), E2; T. 020 8980 6678; U-Bahn: Mile End. Hält seine Pforten dienstags bis sonnabends 12-15h und 18.30-22.30h geöffnet. Nur sonntags und montags bleibt die Küche kalt. Für alle, die gerne in einem hellen, blumengeschmückten Restaurant ausgiebig vegetarisch speisen möchten. Ein weiterer Beweis dafür, dass leckeres Essen nicht kostspielig sein muß. Falls das Wetter es erlaubt, werden im Sommer einige Tische in den Garten verlegt. Die Inhaber verstehen sich als Buddhisten; inwiefern sich dieser Umstand auf die Güte des Essens auswirkt, wissen wir auch nicht.

Beim anschließenden Verdauungsspaziergang erweist sich das ganze Viertel als ausgewogene Mixtur typischer East End-Architektur: Arbeitersiedlungen, die charakteristischen Backsteinbauten aus dem 19. Jh. und gesichtslose Wohnsilos Marke neuzeitlicher »sozialer Wohnungsbau«. Eine derartige städtebauliche Mischung besitzt im heutigen London Seltenheitswert, wo Sanierungen ähnlich wie in den Nachkriegsjahren bei uns meist nach dem Tabula-rasa-Prinzip vorgenommen wurden.

Spitalfields Farm Association: http://www.spitalfieldscityfarm.org, Weaver St., T. 020 7247 8762; U-Bahn: Shoreditch. Schonender für den Geldbeutel als hier wird man sich mit Sicherheit in ganz London nicht verköstigen können. Die Irokesenschnitte einiger ländlicher Punker sträuben sich harmonisch zwischen echten Hahnenkämmen inmitten von Sperrmüllmöbeln. Das Dekor wurde von den Gofen des Viertels verschönt. Wir befinden uns nämlich auf einem alternativen Bauernhof, der Erzeugnisse der Umgegend an den Mann bringt und Kutschfahrten durch Spitalfields durchführt. Zwischen 12 und 14h ist man zu einem Spottpreis eingeladen, am reichhaltigen ländlichen Mittagsmahl teilzunehmen. Natürlich wird nur ein Gericht geboten, aber das schmeckt dafür umso besser. Wer sich mit dem Tagesmenü gar nicht anfreunden kann, greift auf Salate und Sandwiches zurück. Man tafelt im Wirtschaftshof, wo es recht locker zugeht. Ein optimales Milieu zum Knüpfen von Kontakten, zumindest wenn man fließend Cockney spricht.

Etwas feiner

Sweetings: 39 Queen Victoria St., EC 4,T. 020 7248 3062; U-Bahn: Blackfriars oder Mansion House. Montags bis freitags zwischen 11.30 und 15h tummeln sich hier etwa zweihundert Herren in Nadelstreifenanzug und mit aparter Krawatte und frönen den einfachen aber vorzüglichen Fischgerichten des Lokals. Auf den Barhockern aufgereiht oder an den Tischen plaziert bieten sie dem Betrachter Großbritannien pur. Doverscholle und ein Glas Chablis gehören unweigerlich zum Menü. Weibliche Extravaganz ist selten anzutreffen. Sollte aber dennoch mal eine Vertreterin des schwachen Geschlechts ihren Fuß über die Schwelle setzen, so kann sie sich der Zuvorkommenheit des Personals sicher sein. Herrlicher home made apple pie.