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Derbyshire Peak

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Der Absteig in Devils Arse

Unterirdisches Dorf

Überfahrt mit dem Boot

Der Weg ging etwas abschüssig hinunter, so dass sich der Tag, welcher durch die Öffnung beim Eingange hineinfiel, allmählich in Dämmerung verlor.

Und als wir nun einige Schritte vorwärts gegangen waren, welch ein Anblick war es für mich, als ich auf einmal zu meiner rechten Seite unter dem ungeheuren Gewölbe der Höhle ein ganzes unterirdisches Dorf erblickte, wo die Einwohner, weil es Sonntag war, von ihrer Arbeit feierten, und vergnügt und fröhlich mit ihren Kindern vor den Türen ihrer niedrigen Hütten saßen.

Kaum hatten wir diese kleinen Häuser hinter uns zurückgelassen, so erblickte ich hin und her zerstreut eine Menge großer Räder, worauf diese unterirdischen Bewohner der Höhle am Werkeltage Seile verfertigen.

Ich glaubte hier das Rad des Ixion und die unaufhörliche Arbeit der Danaiden zu sehen.

So wie wir tiefer hinabgingen, schien die Öffnung, wodurch das Tageslicht hineinfiel, immer kleiner zu werden, und die Dunkelheit nahm fast mit jedem Schritte zu, bis endlich nur noch einige Strahlen, wie durch eine kleine Spalte hineinfielen, welche die dünnen Rauchwolken färbten, die sich durch die Dämmerung an das Gewölbe der Höhle emporwälzten.

Dies allmähliche Zunehmen der Dunkelheit erweckt eine süße Melancholie, indem man den sanften Abhang der Höhle hinunter geht, als wäre ohne Schmerz und ohne Gram der Lebensfaden abgeschnitten, und wandelte man nun so ruhig dem stillen Lande zu, wo keine Qual mehr ist. –

Endlich schloß sich das hohe Gewölbe des Felsen, wie sich der Himmel an die Erde zu schließen scheint, als wir an eine kleine Pforte kamen, wo uns eine alte Frau aus einer der Hütten zwei Lichter brachte, wovon jeder von uns beiden eins in die Hand nahm.

Mein Führer eröffnete nun die Pforte, welche die schwache Dämmerung vollends ausschloß, die vorher noch übrig war, und uns in das Innerste dieses nächtlichen Tempels führte, dessen Vorhof wir bis jetzt nur betreten hatten.

Hier war der Felsen so niedrig, dass wir uns einige Schritte tief bücken mußten, um hindurch zu kommen; aber wie groß war mein Erstaunen, da wir uns nach diesem beklemmenden Durchgange wieder in die Höhe richteten, und ich nun auf einmal, so weit es bei dem dunkeln Schein unsrer Lichter möglich war, die entsetzliche Länge, Höhe und Breite des Gewölbes übersehen konnte, wogegen die erste ungeheure Öffnung, durch welche wir nun schon gekommen waren, gar nicht mehr in Betrachtung kam.

Nachdem wir hier eine ganze Stunde, wie unter einem schwarzen mitternächtlichen Himmel, auf einem ebnen sandigten Erdreich gewandert hatten, senkte sich endlich der Felsen allmählich wieder nieder, und wir befanden uns auf einmal an einem ziemlich breiten Flusse, welcher, bei dem Flimmern unsrer Lichter, mitten in der Dunkelheit einen wunderbaren Widerschein gab.

Am Ufer war ein kleiner Kahn befestigt, in welchem Stroh lag.

Mein Führer sagte mir, dass ich hineinsteigen, und mich ganz ausgestreckt darin niederlegen sollte, weil in der Mitte des Flusses der Felsen beinahe das Wasser berühren würde.

Als ich mich niedergelegt hatte, stieg er selbst bis über den halben Leib ins Wasser, und zog das Boot nach sich.

Die Höhle

Versteinerte Tiere im fels
Fährverkehr auf unterirdischen Flüssen
Seltsame melodische Klänge

Rund umher herrschte eine feierliche Totenstille, und so wie das Boot fortrückte, senkte sich der Felsen, wie eine dunkelgraue Wolke immer tiefer nieder, bis er endlich beinahe mein Gesicht berührte, und ich im Liegen kaum noch das Licht vor meiner Brust in die Höhe halten konnte, so dass ich in meinem Boote, wie in einem beklommenen Sarge lag, bis wir durch diese fürchterliche Enge kamen, und sich der Felsen auf der andern Seite in die Höhe zog, wo mich mein Führer am gegenseitigem Ufer wieder aussetzte.

Unser Weg wurde nun bald auf einmal weit und hoch, und dann wieder plötzlich niedrig und enge.

An beiden Seiten sahen wir im Vorbeigehen eine Menge großer und kleiner versteinerter Pflanzen und Tiere, bei denen wir uns aber nicht aufhalten durften, wenn wir nicht mehrere Tage in der Höhle zubringen wollten.

Und so kamen wir an den zweiten Fluß, der aber nicht so breit war, wie der erste, und wo man gleich das gegenseitige Ufer sehen konnte: über diesen trug mich mein Führer auf seinen Schultern hinüber, weil kein Boot zum Überfahren da war.

Von da aus gingen wir wenige Schritte, als wir wieder an ein schmales Wässerchen kamen, das sich in der Länge vor uns hin erstreckte, und uns zuletzt bis ganz ans Ende der Höhle führte.

Der Weg, den wir längst dem Ufer dieses kleinen Gewässers hingingen, war naß und schlüpferig, und wurde zuweilen so schmal, dass man kaum einen Fuß vor dem andern fortsetzen konnte.

Demohngeachtet aber wanderte ich mit Vergnügen an diesem unterirdischen Ufer hin, und ergötzte mich an der wunderbaren Gestalt aller Gegenstände um mich her in diesem Reiche der Dunkelheit und der Schatten, als es auf einmal wie eine Musik von fern in meine Ohren tönte.

Ich blieb voller Verwunderung stehen, und fragte meinen Führer, was dies bedeute? worauf er mir antwortete: dass ich es bald sehen würde.

Allein so wie wir fortgingen, verloren sich die harmonischen Töne, das Geräusch wurde schwächer, und löste sich in ein sanftes Rieseln, wie von herabfallenden Regentropfen, auf.

Und wie groß war meine Verwunderung, da ich auf einmal wirklich einen Regen, oben aus einem Felsen, wie aus einer dicken Wolke herabströmen sahe, dessen Tropfen, die jetzt im Schein unsrer Lichter flimmerten, eben jenes melodische Geräusch in der Ferne verursacht hatten.

Dies war nehmlich ein Staubbach, der sich von oben durch die Adern des Felsen in dies Gewölbe hinunter ergoß.

Wir durften mit unsern Lichtern nicht zu nahe herangehen, weil sie leicht von den herabfallenden Tropfen konnten ausgelöscht werden, und wir alsdann den Rückweg vielleicht vergeblich würden gesucht haben.

Wir setzten also unsern Weg längst dem Ufer des schmalen Gewässers fort, und sahen oft an den Seiten solche weite Öffnungen in die Felsenwand, welche wiederum neuen Höhlen ähnlich waren, die wir aber alle vorbeigingen, bis mich mein Führer zu einer der prächtigsten Erscheinungen vorbereitete, die wir jetzt haben würden.

Und kaum waren wir auch einige Schritte gegangen, so traten wir in einen majestätischen Tempel mit prächtigen Bogen, die auf schönen Pfeilern ruhten, welche die Hand des künstlichsten Baumeisters gebildet zu haben schien.

Dieser unterirdische Tempel, woran keine Menschenhand gelegt war, schien mir in dem Augenblick an Regelmäßigkeit, Pracht und Schönheit, die herrlichsten Gebäude zu übertreffen.

Voll Ehrfurcht und Erstaunen sah ich hier in den innern Tiefen der Natur die Majestät des Schöpfers enthüllt, die ich in dieser feierlichen Stille, und in diesem heiligen Dunkel anbetete, ehe ich die Halle dieses Tempels verließ.

Wir näherten uns nun dem Ziele unsrer Reise.