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Einführung

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Stolze Universitätsstadt

Tradition und Industrie in Oxford

Akademische Elite, Architektonische Schönheit

Die schöne Universitätsstadt, die, wie ihre Bewunderer behaupten, auch die berühmteste sei, blieb glücklicherweise während der Bürgerkriege und Weltkonflikte von Zerstörungen verschont. Ihre Einwohner sind mächtig stolz auf sie, und wenn sie auch gern zugestehen, dass jede englische Stadt ihre Besonderheit hat, so sind sie doch zugleich überzeugt, dass die ihre eben noch ein bißchen besonderer als andere ist. Natürlich haben auch sie von einer anderen Universität im Nordosten gehört, die Camdingsbums oder so heißt, aber sie wehren sich gegen die scheußliche Wortkreation »Oxbridge«.

Mit dem Namen Oxford verbindet man bestimmte Vorstellungen: eine elitäre Universität, die mit Cambridge um den ersten Rang auf diesem Gebiet wetteifert; Ruderer, die mit Hilfe von Flüstertüten zu Höchstleistungen angespornt werden; alte, ehrwürdige Colleges, die besten Profs der Welt und natürlich auch die schlauesten Studenten soll es hier geben. Natürlich sind diese Klischees eine arge Vereinfachung. Oxford und Cambridge repräsentieren immer weniger eine bestimmte soziale Klasse, sondern vielmehr eine internationale geistige Elite. Wer in den Kreis dieser illustren Gesellschaft aufgenommen werden möchte, muß bei all seinen vorherigen Studien hervorragende Leistungen erbracht haben. Man sollte sich aber nichts vormachen: eine soziale Auswahl wird immer noch – mittelbar über Familie und Schulausbildung – getroffen. Allerdings dürfte es dem geistig unterbelichteten Sohn eines Lords nicht mehr gelingen, in die heiligen Hallen aufgenommen zu werden.

Das Zusammengehörigkeitsgefühl und der besondere Rahmen, in dem die Studenten arbeiten, besteht weiterhin und macht viel von der Atmosphäre Oxfords aus.

Man darf aber nicht vergessen, dass diese Stadt auch über Industrie verfügt. Nicht ganz unbekannt dürfte British Leyland sein. Die bösen Nachbarn im Norden behaupteten lange Zeit, dass Oxford nur die Vorstadt dieses Autofabrikanten sei. Nach dessen Pleite wird hier nun der neue Mini produziert. Die Krise in der Automobilindustrie ruft vermehrt Spannungen zwischen den privilegierten Studenten und den Industriearbeitern hervor, denen es immer schlechter geht.

Besuchern stellt sich Oxford jedoch als sympathische und lebendige Stadt dar. Alle wünschenswerten Ingredienzen sind vorhanden: Zeugnisse einer alten Tradition, ansehnliche Gebäude, Überschaubarkeit, viel Leben und jugendliche Ausgelassenheit. Gar nicht weit von London hat man hier Gelegenheit mal so richtig Sauerstoff zu tanken. Wer nur wenig Zeit zur Verfügung hat, schafft den Ausflug sogar an einem Tag, aber ein bißchen schade wäre es schon, sich abzuhetzen.

Günstigste Zeit für einen Besuch in der Universitätsmetropole ist Ende Mai und Juni, Zeit der Prüfungen. Die Atmosphäre ist dann spannungsgeladen, und die Studenten legen zu dieser Gelegenheit wieder den berühmten schwarzen Talar an und setzen den Hut mit der Quaste auf. In die Innenstadt scheint dann ein Schwarm schwarzer Raben auf Fahrrädern eingefallen zu sein, was ein drolliges Bild abgibt. Auch wir werden unser Auto stehen lassen und mit dem Rad weiterfahren oder zu Fuß gehen, denn die Ausstrahlung der Häuser, der Straßen und Innenhöfe wird uns dazu verlocken. Die Umgebung ist äußerst reizvoll und gibt Gelegenheit zum Kennenlernen der regionalen Kochkunst.