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Dungeon

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Unterirdisches Gruselkabinett

Der London Dungeon

Für Folterfans und andere Sadisten

London Dungeon: 28/34 Tooley St., London SE 12; U-Bahn: London Bridge, schräg vis-à-vis vom Tower auf der Südseite der Themse. T. 0871 360 2049. Von Monat zu Monat leicht unterschiedliche Öffnungszeiten, zwischen 10 und 17h findet man aber auf jeden Fall Einlass. Unter dem Bahnhof London Bridge. Eines unserer Lieblingsausflugziele für einen schnellen Wochenendtrip, wenn unser Sadomasoclub geschlossen hat, und grad niemand zum Auspeitschen greifbar ist. Was erwartet einen? Eine Ansammlung in Wachs gegossener Horrorvisionen, unterhaltsam und lehrreich, zu den Themen Folter, Krankheit und mittelalterlicher Hexerei, Pest, Hölle, Tod und Teufel, nicht zuletzt zur Kirchengeschichte. Viel lustiger als die Folterkammer bei Madame Tussaud, nur für unsere Begriffe nicht eben billig. Die Gören unserer Leser würden´s niemals verzeihen, wenn man sie nicht in diese schwitzenden Gewölbe unter der Eisenbahnlinie führte, um sich einen kleinen Vorrat an Alpträumen zu sichern. Licht aus, Messer raus, drei Mann zum Blutrühren ... Als ob das noch nicht genügte wurde auch noch das Große Feuer von 1666 ins Programm aufgenommen. Auch hierfür kein Aufpreis! Seit neuestem spielen Akteure die »Morde und Verstümmelungen« aus dem viktorianischen Zeitalter nach. Menschenquälerei als anschauliche Unterhaltung für die ganze Familie, wobei man sich den Gang zur Videothek spart. Praktisch

Lawrence Barnes vom Londoner Institute of Psychology macht als Triebfeder für das »morbide Interesse« der Dungeon-Pilger sado-masochistische Antriebe aus. Die seien besonders in der britischen Oberklasse weit verbreitet. Menschen »nackt und leidend« zu beobachten, könne sexuell erregend wirden. Die Verbindung von »Horror und Abnormen« ängstige und fasziniere zugleich.

Hier einige Kostproben mittelalterlichen Vergnügens: durch ein Eisengitter erblickt man eine auf einem glühenden Rost festgekettete Jammergestalt, die mit grausig verzerrtem Gesicht auf sein aus dem Bauch quellendendes Gedärm stiert, das über der Glut schmort. Es handelt sich um David, Prinz von Wales, derart hingerichtet 1283 wegen seines Widerstandes gegen Eduard I. Ferner sind zu sehen: schartige Zangen, mit denen Zunge, Gesäß und Brüste stückweise vom Leib gerissen wurden, raffinierte Geräte zum Knochenbrechen, Damenschrauben, Brandeisen und ein »eiserner Kamm«, der dem heiligen Georg das Fleisch vom Körper schabte. Für unsere Leser haben wir einen bis vor wenigen Jahren verwandten Prospekt ausgebuddelt, der sich so liest (man muß schon auf jeden Buchstaben achten):

Der Londoner Kerker

Die grösse erste Ausstellung des Weltes von englische mittelalterische Geschichte. Gewaltige und schleimige Stahlkammer, lebensgrosse Auftritte von Legaeden, Königen, Bürgerlichen, Bettelmännen und Räuben.

Der Londoner Kerker ist ein Mitgleid des Londones Besuchers und Versammlungs Geschäftszimmer.

Es würde auch die besondere Empfehlung des englisches Reiseautoritäts gegeben.

Wandern sie nach Belieben durch Galerien der mittelalterischer Legende, frühes Mittelalter, die Reformierung, und die Folter des Turmes.

Erfahren sie sich über die mittelalterische Mythe und die Geschichte von London.

Auf englisch lautet´s so:
The London Dungeon

The world´s first major exhibition of British medieval history.

Enormous slimy vaults, life-size scenes of legends, kings, commoners, beggermen and thieves.

The London Dungeon is a member of the London Visitor and Convention Bureau.

Awarded the Britsh Tourist Authority Special Commendation.

Wander at will through the galleries of medieval legend, the dark ages, the reformation, and the tortures of the tower.

Learn about medieval myths and the history of London.
Wer will kann auch gleich zur HMS Belfast, einem alten, maßgeblich an der Versenkung der »Scharnhorst« beteiligten Kriegsschiff in der Themse hinüberpilgern. http://www.hmsbelfast.org.uk, T. 0207 940 6300, Besichtigung tägl. 10-17h, im Sommer bis 18h. Die alte Dame wiegt 11500 Tonnen und wurde 1936 auf Kiel gelegt. Bloß nicht in den Maschinenraum gehen. Einmal darin gefangen, muß man sich ewig durch das ganze Gewirr von Röhren, Kesseln und Apparaturen quälen, weil die Gänge so eng sind, dass ein Umkehren wegen nachfolgender Besucher unmöglich ist. Angeblich sollen die Asbestverkleidungen der Rohre heute durch einen Schutzanstrich ungefährlich sein ...