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Ein Besuch im Krankenhaus

— Kilmainham Gaol (oder »Jail«, letztere Form ist eigentlich die amerikanische): Inchicore Road, T. 453 59 84, Fax 453 20 37. Besichtigungszeiten: von Mai bis September täglich von 11-18h. Von Oktober bis Ende April sonntags von 13-18h und montags bis freitags von 13-16h. In der Nebensaison samstags geschlossen. Anfahrt mit dem Bus: Linie 24 am Quay entlang oder Linien 51, 51A, 51B, 51C, 68 und 69 von der Fleet Street. Man lasse die Haltestelle an der Kreuzung Kilmainham Hospital und Kilmainham Jail ausrufen. Oder mit der Linie 79 bis zur O´Connell Bridge fahren. Wer mit dem Wagen unterwegs ist, folge zunächst der N 7 Richtung Naas-Limerick und dann der James´s und der Old Kilmainham Street. Auf der Höhe der South Circular Road erspäht man den mächtigen grauen Klotz dann auf der rechten Seite. Das geschichtsträchtige Gefängnis wurde im 18. Jh. gebaut und hielt in seiner Vergangenheit wohl fast alle irischen Patrioten, von denen bisher die Rede war, über Jahre hinweg gefangen, manche auch lebenslang. Die ersten waren nach 1796 die United Irishmen, darunter Henry Joe McCracken, der Anführer des Aufstands von Ulster, und Robert Emmet. Der eine wurde später in Belfast gehängt, der andere 1803 in der Thomas Street erschossen. Die Young Irelanders wie Thomas Francis Meagher, W.S. O´Brien und Patrick O´Donoghue mußten nach 1848 erst eine Weile hier schmachten, bevor sie als Sträflinge nach Australien deportiert wurden. Ab 1867 belegten die Fenier die Zellen, unter ihnen O´Donovan Rossa und John O´Leary. Sie blieben jedoch nicht lange allein, denn seit 1882 leisteten ihnen die militanten Vertreter der Land League, Parnell und Michael Davitt, Gesellschaft. Ein Jahr später wurden die fünf Mörder von Lord Cavendish, die Invincibles, durch den Strang hingerichtet. Zu sehen sind die riesige Mittelhalle mit ihren Treppen und dem Glasdach, daran auf drei übereinanderliegenden Galerien die Zellen, die ebenfalls angeschaut werden können. Im Hof des Gefängnisses wurden die Verantwortlichen des Osteraufstands exekutiert. Grausamerweise mußte Connolly dabei auf einem Stuhl sitzen, weil sein Bein infolge einer Verwundung bereits brandig geworden war.

Von 1920-1921 waren sämtliche Zellen mit IRA-Anhängern besetzt. Nach dem Vertragsschluß wanderten die militanten Abtrünnigen hinein, oftmals dieselben, die schon vorher hier gesessen hatten. Vier mußten den Vertragsbruch mit ihrem Leben bezahlen. Auch de Valera wurde eingebuchtet, weil er gegen den Teilungsplan war. Er ging als letzter prominenter Häftling in die Gefängnisannalen ein, denn 1924 wurde das Kilmainham Jail geschlossen.

Im heutigen Museum werden Zeugnisse der furchtbaren Vergangenheit des Zellentrakts aufbewahrt: Briefe, Fotos, Zeitungen von damals, Waffen, persönliches Hab und Gut der Häftlinge usw. Durch all das, und mehr noch durch die Tonfilmdokumente, werden dem Besucher Bedingungen und Atmosphäre, unter denen die Inhaftierten ihr Dasein fristen mußten, hautnah verlebendigt. In Vorbereitung sind fremdsprachliche Tonbildschauen.

— Royal Hospital Kilmainham: Eingang an der South Circular Road. Wenige Meter vom Kilmainham Gaol (Jail). Heute befinden sich darin das Museum für Moderne Kunst und das National Centre for Culture and the Arts. T. 671 86 66. Dienstags bis sonntags von 12-17h geöffnet. Hin gelangt man mit denselben Bussen wie zum Kilmainham Jail, außerdem mit den Linien 11 und 11A von den Blarney Wooden Mills an der Nassau Street. Das 1680 entstandene Gebäude ist eines der ältesten und elegantesten Profanbauten Irlands. Von außen wirkt er eher streng, orientiert sich am Pariser Invalidendom. Frisch restauriert, entdeckt man ihn heute in seiner ganzen Pracht neu. Bis 1922 wohnten hier Kriegsversehrte und Veteranen. Innen auf drei Seiten Arkadenreihen, auf der vierten eine Kapelle und die Grand Hall. Alles hat vollkommen harmonische Maßverhältnisse. Über sämtlichen Türen skulptierte Tympana. Reichverzierte Fassade vor der Dining Hall, überfangen von einem Glockenturm und mit Pilastern in korinthischer Ordnung, Dreiecksgiebel und den Wappen des Grafen von Ormond, der den Bau begonnen hatte. Die Kapelle ist in üppigem Barock ausgestaltet, in Irland eine ziemliche Seltenheit. Schöne Schnitzereien an den Holzverkleidungen. Kapelle, Grand Hall und Masters Quarter dürfen nur sonntags betreten werden.

Erdgeschoß und die oberen Stockwerke des ehemaligen Krankentraktes wurden mit sicherem Geschmack in Ausstellungsräume für das Museum für moderne Kunst umgewandelt. Wechselausstellungen und ein fester Kernbestand geben ein facettenreiches Bild der gegenwärtigen, vor allem irischen Kunst. Beispielsweise sind zu sehen: »Lovers« und »Hommage à 1984« von Brian Maguire, Werke von Georg Baselitz, »Portrait of a Young Man« von Patrick Hennessy, Sean Fingleton, Jack B. Yeats, »The Arrest« von Leon Golub, »Jonsemsums« von Richard Gorman, »Big Mirror in my Room« von Paddy Graham, »Roman Studio« von Stephen McKenna, Mainie Jellett, »The Wild Geese« und »Captain Moses« von Sydney Nolan, das faszinierende »Light Boxes« von Matt Mulligan, Werke von William Scott u.a.

Die Cafeteria im Souterrain ist mittags geöffnet. Jeden zweiten Sonntag im Monat großer Trödelmarkt mit Büchern und verschiedenen Sachen. Im Sommer werden einfach Kühe auf die Wiese nebenan getrieben, damit sie diese schön kurz abweiden. Man stelle sich dasselbe vor der Villa Hammerschmidt vor ...