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Whiskey & Guinness

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BLACKBUSH UND GUINNESS

FEUERWASSER UND FLÜSSIGNAHRUNG

Wie der Boden des Landes das kühle Naß des Regens aufsaugt, so trinken die Iren hingebungsvoll ihr Bier oder ihren Whiskey. Diese Getränke gehören ebenso zu einem Pub wie die Musik.

— Zunächst wollen wir uns dem irischen Whiskey zuwenden, der den Scotch, mit Ausnahme des Glenmorangis (20 Jahre gereift) vielleicht, nach Meinung vieler deutlich in den Schatten stellt. Wer sich in einen gehaltvollen Jameson oder Bushmills verliebt hat, dem schmeckt jedes schottische Feuerwasser wie Buttermilch.

Aus diesem Grund spricht man auf der Grünen Insel überhaupt nur von Whiskey, wenn er aus Irland stammt. Die Iren haben ihn nämlich erfunden. Der Legende nach hat der heilige Patrick den Grundstein zur Whiskeyproduktion gelegt, indem er von einer Reise nach Ägypten ein seltsames Gefäß mitbrachte, einen Destillierkolben, wie sich später herausstellte, der im Orient zur Parfümgewinnung benutzt wurde, den aber die Iren schleunigst edleren Zwecken zuführten. Sprach man anfangs noch von Uisce Beatha (Lebenswasser), was auf Gälisch soviel wie Schnaps bedeutet, verballhornte man diesen Begriff im Laufe der Zeit schlicht zu »Whiskey«. Ein paar pfiffigen Schotten gelang es, das Rezept zu mopsen und auf seiner Grundlage eine ganze Industrie hochzuziehen, was den Iren per Gesetz verboten war. Die edelsten Tropfen sind unseres Erachtens nach der Blackbush und der zwölf Jahre lang gereifte Jameson. In der Tat alles Geschmackssache: schottischer und irischer Whiskey lassen sich nur schwer vergleichen, denn ersterer schmeckt einfach kräftiger.

Übrigens, wer´s noch nicht gemerkt hat: der irische Whiskey schreibt sich wie der amerikanische mit »ey« im Gegensatz zum schottischen, der nur ein »y« hat.

Im Norden läßt sich zwischen zwei Gläser Guinness mal eine Kostprobe vom »Hot Whiskey« einschieben. Dafür gießt man zwei Finger hoch Bushmills oder Jameson in ein über Wasserdampf erhitztes Glas und füllt es mit kochendem Wasser auf. Für die geschmackliche Abrundung sorgen eine Gewürznelke, ein Schuß Zitronensaft und eine Prise Zucker. Auch wer des Englischen nicht mächtig ist, wird nach dem Genuß dieses Gebräus problemlos in »The Boys of the Old Brigade« miteinstimmen können.

— Ein gewöhnlicher Irish Coffee, wie bei uns üblich, besteht lediglich aus Kaffee mit einem Schuß Kognak und einem Klecks Schlagsahne obendrauf. Der echte Irish Coffee hingegen wird in einem kugelförmigen Glas kredenzt, das mittels kochenden Wassers erhitzt wird. Dann füllt man es zu einem Drittel mit Whiskey und gießt kochend heißen, mit Kandiszucker gesüßten Kaffee hinzu. Die Sahne läßt man vorsichtig über einen Löffel gleiten, damit sie sich nicht sofort im Kaffee auflöst. Nun kann man sich daran machen, die Köstlichkeit langsam zu schlürfen. Wie gut ein Irish Coffee schmeckt, hängt vom Zuckeranteil ab, vor allem davon, wie gründlich er im Kaffee verrührt wurde. Als Erfinder des genialen Getränks gilt übrigens Joe Sheridan, ein Barkeeper, der am Flughafen von Shannon, obligatorischer Zwischenhalt zum Auftanken aller Propellermaschinen vor dem Sprung über den Atlantik und seinerzeit amerikanische Militärbasis, beschäftigt war. Seine Kreation stammt aus den Vierziger Jahren, als die amerikanischen Piloten zum Kriegseinsatz nach Europa geschickt wurden und zu Sheridan kamen, um sich vollaufen zu lassen. Wenn sie dann über den Kanal in Richtung Festland düsten, kamen sie sich vor wie einst Bleriot, der erste Ärmelkanalflieger, in seiner fliegenden Kiste.

— Und nun zum Thema Bier. Da eine ähnlich gründliche Lektion wie zum Whiskey mindestens drei Tage in Anspruch nähme, beschränken wir uns hier auf einige wenige Anmerkungen, die jeder Kenner bestätigen wird.

Für den Geschmack eines Stouts spielt es eine wichtige Rolle, ob es die richtige Temperatur, nämlich Zimmerwärme, besitzt. Wer auf sich hält, wird rasch mit dem Daumen die Temperatur überprüfen lernen. Das Bier darf nicht – wie von zahlreichen ahnungslosen Touristen gewünscht – frisch aus dem Kühlschrank kommen. Der Schaum, der dick und cremig sein sollte, darf sich eigentlich bis zum letzten Schluck nicht vollständig auflösen. Machen wir doch einen kleinen Test und zeichnen mit dem Finger unsere Initialen hinein, die am Ende noch erkennbar sein sollen. Eine Laune der Geschichte hat Irland zur Heimat des Stout auserkoren und England zum Land des Pale Ale. Dabei stammt auch das Stout ursprünglich aus dem Reich der Briten. Nach dem Großen Brand von London 1666 verfiel König Karl II. auf die glorreiche Idee, angeröstete Gerste zur Herstellung von Bier zu verwenden. Nachdem er sich selbst als Vorkoster für seine Untertanen zur Verfügung gestellt hatte, war er von dem Gebräu offenbar so angetan, dass er befahl, es in großen Mengen kostenlos an die Bevölkerung abzugeben, damit diese sich mit dem zunächst ungewöhnlichen Geschmack anfreunde.

Selbst wer normalerweise kein Bier mag, kommt in Irland nicht umhin, ein Guinness zu probieren, gilt das den Einheimischen doch fast als religiös verehrtes Nationalheiligtum. Übrigens, die Iren gehen gerne in Messen ... Guiness ist zunächst einmal der Name eines Mannes gewesen, Arthur Guiness, der den 1759 Entschluß gefaßt hatte, dass sein Name die Jahrhunderte überdauern sollte, weil er mit ihm ein fantastisches Bier belegte. Er blickte wirklich weit voraus: als er einige Hektar Land an der Liffey in Dublin für seine Brauerei pachtete, unterzeichnete er einen Vertrag über neuntausend Jahre! Gegenwärtig werden täglich rund sieben Millionen Gläser Guiness in der ganzen Welt ausgeschenkt.

Neuerdings ist hervorragendes Guiness in Flaschen auf dem Markt, das Liebhaber des dunklen Gerstensaftes über die trostlose Zeit, wenn der Pub geschlossen hat, rettet. Die Entwicklung des Prinzips – eine Gasblase unterhalb des Getränks, die beim Öffnen der Flasche unter Druck entweicht – hat die Iren hundert Millionen irische Pfund gekostet.