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3. Etappe

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Dichter und Denker

Den Blick über die lichte Landschaft schweifen lassen

— Gallarus Oratory: kleine Steinkapelle, 10 km vor Dingle und typisches Beispiel uralter irischer Bauweise dar. Sie wurde ohne Mörtel aus Trockenmauern in Form eines umgestülpten Schiffes errichtet und gilt als schönstes Monument Irlands aus ihrer Zeit. Da die meisten der Kapellen dem 7. oder 8. Jh. entstammen und das Gallarus-Oratorium eine besonders verfeinerte Architektur aufweist, glaubt man, für sie ein relativ spätes Entstehungsdatum, also das 8. Jh., ansetzen zu müssen. Das Steinkreuz neben der Kapelle hingegen wurde im 7. Jh. errichtet. Die besondere Sorgfalt der Steinbearbeitung hat die Gallarus-Kapelle bis in unsere Tage aufrecht erhalten: außen sind die Bruchsteine ganz glatt behauen und geschliffen, so dass das Wasser immer schön ablaufen konnte, statt den Stein zu zersetzen. Im Osten der Kapelle sitzt ein ganz kleines Fenster, im Westen ist die Tür, durch die man bei schönem Wetter den Blick über die lichte Landschaft schweifen lassen kann. Wie sagte der große Dichter Seamus Heaney dazu: »When you´re in it alone, you might have dropped, a reduced creature, to the heart of the globe ... Under the black weight of their own breathing. And how he smiled on them as out they came, the sea a censer, and the grass a flame ... « (»Wenn man alleine darin ist, könnte man in das Innere der Erde versinken, fühlt man sich winzig klein ... unter dem schwarzen Gewicht des eigenen Atems. Und wie er lächelte, als sie vor seinen Augen auftauchten: die See eine Räucherpfanne, das Gras die Flamme darin.«)

Übrigens, sehr unpoetisch: vor der Kapelle ein offizieller kostenpflichtiger Parkplatz.

— Gallarus-Schloß: ein Stückchen weiter erhebt sich ein vierstöckiger Turm aus dem 16. Jh. Ehemals Sitz einer der mächtigsten irischen Familien in Kerry. Der letzte Sprößling des Geschlechts ließ sich am Tage seines Todes an das Fenster tragen, das auf die Bucht von Smerwick hinausgeht. Der Sturm tobte. Er wollte ein letztes Mal seine Freude daran haben. Sein Kommentar dazu, bevor er verblich: »Dies ist genau der richtige Tag zum Sterben für einen Fitzgerald

— Kirche von Kilmalkedar: einige Kilometer von der Gallarus-Kapelle liegt eine der wichtigsten religiösen Stätten der Halbinsel. Immer den Schildern nachfahren. Das Kloster wurde im 7. Jh. vom Heiligen Maolcethair ins Leben gerufen. Die Kirche im romanischen Stil stammt aus dem 12. Jh. und hat für ihre Entstehungszeit beachtliche Maße, so ist das Schiff neun Meter lang und fast sechs Meter breit. Man bemerkt den deutlichen stilistischen Einfluß der berühmten Kapelle von Cormac. Mit dem dortigen Kloster unterhielt Kilmalkedar, wie herausgefunden wurde, einen regen Austausch. Die Details am Portal lohnen einen längeren Augenschein. Interessante Linienzeichnungen, der Kopf des Klostergründers an der Archivolte, an beiden Gewänden Tierköpfe. An der Innenseite des Portals ein Stierkopf. Hier fand man auch einen sogenannten Schriftstein (Oghamstein), mit dessen Hilfe den jungen Klosterschülern das Lesen und Schreiben beigebracht wurde.

Wieder draußen, beachte man auf dem Friehof den erwähnten Oghamstein, den originellen Grabstein (?) in Form einer halbierten Sonne – vielleicht auch eine Sonnenuhr – und ein großes, aus einem einzigen Stein gehauenes Kreuz. Nach 200 Metern stößt man auf das Haus des berühmten Seefahrers und Heiligen Brendan;.

— Brandon Creek: heißt auch Coosavuddig (Cuasan Bhodaigh). In der Nähe von Tiduff. Von hier aus schiffte sich der Heilige Brendan nach Neufundland ein, wenn er nicht sogar bis nach Amerika kam, und das fünf Jahrhunderte vor Christoph Columbus. Sein Reisebericht, die »Navigatio«, wurde zu einem der »Bestseller« mittelalterlicher Literatur. Tim Severin, der vor Jahren sozusagen in Brendans Kielwasser dieselbe Reise unter ähnlichen Bedingungen unternahm, hat seine Erlebnisse in einem ebenfalls lesenswertem Buch niedergeschrieben: The Brendan Voyage.

— In der Nähe von Ballingloghig, in Ballybrack, liegt die Saint´s Road, ein Weg mit Steinbelag, der ziemlich steil auf den Mount Brandon, mit 953 m zweithöchster Berg Irlands, hinaufführt. Von der ursprünglichen Strecke sind nur noch einige, wenn auch bedeutende Teile erhalten. Im Mittelalter plagten sich hier Pilgerscharen hinauf. Heute findet es eine Menge Leute reizvoll, sich in deren Fußstapfen hinauf auf den Berg zu begeben. Einige Markierungen erlauben es, dem Weg ohne größere Abweichungen zu folgen. Er führt so gut wie schnurgerade auf den Gipfel zu. Bei schlechtem Wetter, besonders bei Nebel, sollte man sich nicht zu weit vorwagen. Oben angelangt, der Verlockung zur Gipfelumrundung widerstehen: Ost- und Nordflanke sind gefährlich. Ganz oben auf der Bergspitze sind einige Ruinen zu erkennen: man glaubt, dass dies Brendans »Kommandobrücke« war, in welcher der Plan zu seinem berühmten Schiffsabenteuer reifte.