Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Fürchterlich edel

Body: 

Fürchterlich edel

Wir haben´s ja

— Wine Epergne: 147 Upper Rathmines Road, Dublin 6, T. 496 23 48. Mittags und abends bis 22h wird aufgetischt. Geschlossen sonntags, montags und dienstagmittags. Tischbestellung nötig. Das Restaurant ist auf dem besten Wege, sich zu einem der besten von Dublin zu mausern. Seine Lage weit weg vom Schuß im Vorort Rathmines hat Feinschmecker, immer auf der Suche nach neuen Gaumenkitzeln, nicht schrecken können. Fantasievolle Küche, aufgetragen in Räumlichkeiten von schlichter Eleganz. Sehr schicke Klientel und tüchtige Bedienung mit gefrorenem Lächeln. Das Menü am Abend ist sehr teuer. Wie in den meisen Lokalen dieser Klasse zahlt man mittags glatt die Hälfte. Auf der Karte: Nüßchen vom Wildbret, Enten-Suprême mit Honig, gedünstete Tauben mit Rebhuhneiern, Nektarinenrisotto, Brasse, gefüllt mit Garnelencreme, Spanferkel etc.

— Oisin´s: 31 Upper Camdem Street, Dublin 2. Die Straße ist die Verlängerung der Aungier Street. T. 475 34 33 und 469 16 10. Betrieb herrscht nur abends bis 22h. Sonntag und Montag sind Ruhetage. Unbedingt einen Tisch vorbestellen. Schöner sitzt man im oberen Geschoß. Diniert wird in nüchterner, um nicht zu sagen karger Umgebung. Kenner verwöhnen hier ihren Gaumen mit irischer Küche höchsten Ranges à la carte oder auch per Menü. Wir raten zum Lachs im Teigmantel oder zum Hummer. Für welches der Fisch- oder Fleischgerichte man sich auch entscheidet: auf jeden Fall mit einer Delikatesse rechnen. In letzter Zeit finden viele Touristen den Weg hierher, und die Preise haben mächtig angezogen.



Stilvolle Pubs

Der erste Teil einer langen Liste

Ohne übertreiben zu wollen, nennen wir zunächst mal ein gutes Dutzend der berühmtesten Dubliner Bars und Kneipen, obwohl wir mindestens sechzig aufführen könnten, die uns gefallen. Nicht mitgezählt jene, die weder durch Dekor, Ambiance noch durch besondere Tradition auffallen, und die doch immer für eine Überraschung gut sind: König Zufall und eine gut eingestimmte Kundschaft können auch in einem einfachen Schuppen für einen wunderbaren Abend sorgen.

— Brazen Head: 20 Lower Bridge Street (Plan C2), eine Nebenstraße des Usher´s Quay, zwischen Heuston Station und O´Connell Bridge. T. 677 95 49. Als ehemalige Posthalterei (Coach Inn) steht das Gebäude unter Denkmalschutz und ist damit von sämtlicher Bautätigkeit in diesem Stadtteil verschont geblieben. Immerhin blickt es auf eine dreihundertjährige Geschichte zurück, rangiert also unter den ältesten Pubs ganz Dublins. Diese Tatsache sticht einem beim Anblick der niedrigen Decke, der schiefen Wände und ausgetretenen Dielen sofort ins Auge. Jeder wird sehen: man fühlt sich hier einfach wohl. Obendrüber wohnte lange Zeit Robert Emmet, Anführer der Revolte von 1803. Sein Arbeitszimmer ist noch erhalten. An dem Platz vor der Standuhr erholte sich Daniel O´Connell von den Strapazen der langwierigen Prozesse von Four Courts. Schon immer stellte die Kundschaft ein abenteuerliches Gemisch von Zeitgenossen aller Couleur dar: Politiker, Verschwörer und Agenten gingen hier ebenso selbstverständlich ein und aus wie Barden und Schriftsteller. Selbst der berüchtigtste Henker der Stadt kehrte hier ein, um nach getaner Arbeit einen zu heben, so zum Beispiel nach der Hinrichtung der Mörder von Lord Cavendish. Dieses Verbrechen gehörte übrigens zu den ruchlosesten des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Nach seinem Tod blieb sein Glas weiter in Umlauf, verlangten doch zahlreiche Gäste danach, einmal aus dem »Hangman´s Glass« trinken zu dürfen. Kein Kommentar! Am Wochenende ist regelmäßig irische Musik angesagt, zuweilen auch unter der Woche. Spätestens zwischen 19.30 und 20h hat auf der Matte zu stehen, wer einen Sitzplatz erwischen will. Hinterher wird der Laden so voll, dass man sein Bierglas fast nirgendwo abstellen kann. Seit kurzem führt man auch Schankbier, eine Seltenheit in Irland.

— Mulligan´s: 8 Poolbeg Street, zwischen Trinity College und River Liffey (Plan C4). Vielbesuchtes Pub ohne besonders originelles Interieur, aber mit den urigen, rauchgeschwärzten Wänden und dem ausgetretenen Fußboden, die irische Kneipen so reizvoll machen. In diesem 1782 am Flußufer errichteten Haus trafen sich früher vorwiegend Journalisten, Drucker und Busfahrer zum Feierabendbier. Wie sprach schon James Joyce: »Wenn das Scotch House dicht hatte, dann gingen wir eben ins Mulligan´s.« »Von den abgeschlagenen Hälsen abgesehen, ist hier alles beim Alten geblieben. Die Mützen sind immer noch groß und der Durst riesig. Dies ist keine Bar, sondern ein Versammlungsplatz, ein Ort für Gespräche und Begegnungen, und zwar der einzige«, behauptet ein Leser. Viele irische Kenner halten das Guinness, das hier frisch gezapft wird, für das beste in der ganzen Stadt. Einer der erwähnten Journalisten wußte das besonders zu schätzen, und zwar kein geringerer als John F. Kennedy, der damals, 1945, noch für den Zeitungsgiganten William Randolph Hearst arbeitete. Des weiteren diente das Mulligan´s als Versammlungsort der »Gesellschaft zur Erhaltung der Dubliner Mundart«. Sich selbst überzeugen: die Gruppe hat ganze Arbeit geleistet.

— O´Donoghue´s: 15 Merrion Row (Plan E5), in der Nähe des St. Stephen´s Parks in Richtung Lower Baggot Street. T. 661 43 03. Anfang der sechziger Jahre vollzog sich hier die Renaissance der irischen Ballade. In diesem Pub fanden die Dubliners zusammen. Der berühmte Dubliner, Luke Kelly, starb 1984 an einem Gehirntumor und liegt auf dem Glasnevin-Friedhof begraben. Nach seinem Tod wurde die »Tolka Bridge« in »Luke Kelly Bridge« umbenannt. Robert Kennedy wurde vor Jahren in flagranti beim hingebungsvollen Gröhlen eines irischen Lieds ertappt. Die Wände sind mit Fotos und Zeichnungen plakatiert. Die Zeiten des Donoghue´s als »singing pub« sind inzwischen vorbei, aber noch immer gilt der Schuppen als Dublins populärster Pub, was sich natürlich auch bei den Touristen herumgesprochen hat. An machen Abenden herrscht derart starker Andrang, dass man nicht mal den Fuß über die Schwelle setzen kann. Und wenn man sich doch durchgeboxt hat, muß man beständig auf der Hut sein, im Gedränge nicht sein Bier zu verschütten. Erscheint die Ansteherei zu mühsam, so tröste man sich mit einem Drink bei James Toner einen Block weiter.