Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Boyne Valley

Body: 

Boyne Valley

Durch ein Grab marschieren

Das Tal war 1690 Schauplatz einer Schlacht, die mit dem Sieg Wilhelm von Oraniens über Jakob II. endete, wodurch sämtliche Hoffnungen irischer Nationalisten auf Unabhängigkeit begraben wurden. Es weist eine Menge prähistorischer Kultstätten und christlicher Klostersiedlungen auf. Die Zufahrten zu den Sehenswürdigkeiten sind samt und sonders hervorragend ausgeschildert.

— Monasterboice: auf diesem winzigen, einsam gelegenen Friedhof ist das Muiredach Cross zu bewundern, vielleicht das schönste Steinkreuz Irlands, das zu der frühchristlichen Klostersiedlung aus dem 6. Jh. zählt.

Die Anlage liegt nur wenig abseits der N 1 und der N 2, etwa 5 km östlich Collons und 6 km nördlich Droghedas in lieblicher Natur. Einfach den Wegweisern folgen. Freier Eintritt. Das kleine Fremdenverkehrsamt ist nur im Sommer besetzt. Außer dem genannten Exemplar verdienen noch zwei weitere gelungene Kreuze sowie der guterhaltene Rundturm Beachtung. Vom Eingang erreicht man als erstes das aus dem 10. Jh. stammende Muiredach Cross, auch South Cross genannt. Es ist, was es unter den anderen Steinkreuzen heraushebt, auf allen Seiten mit erzählenden Bildern versehen. Unmöglich, hier alle dargestellten Szenen zu beschreiben. Wen die Einzelheiten interessieren, dem raten wir zur Anschaffung der von Helen M. Roe verfaßten Broschüre »Monasterboice and its Monuments«, die allerdings nur auf Englisch erhältlich ist. Auf der Ostseite, die zum Eingang hinzeigt, ist auf dem »Kopf« des Kreuzes deutlich die Darstellung des »Jüngsten Gerichts« erkennbar. Auf der zum Turm gewandten Westseite ist hingegen oben die »Kreuzigung Christi« abgebildet. Darunter reihen sich »Christus zwischen Petrus und Paulus«, mit den Attributen Schlüssel und Buch, sodann der »ungläubige Thomas« und ganz unten schließlich die »Gefangennahme Christi«. Den Rest des Kreuzes überziehen ornamentale Schnörkel und gälische Inschriften.

Zwischen dem South Cross und dem Turm reckt sich das West Cross in die Höhe. Auch dieses Werk zeigt eine Fülle von Szenen und Gestalten, die jedoch erheblich stärker verwittert als beim South Cross ausschauen. Obenauf ein kastenförmiger Reliquienschrein. Auf der Richtung Turm zeigenden Westseite sticht wiederum die »Kreuzigung Christi« ins Auge.

In einer abgelegenen Ecke des Friedhofs verbirgt sich zu guter Letzt noch das North Cross, das im Vergleich mit den beiden anderen allerdings eher nichtssagend erscheint.

— Mellifont Abbey: ein Zisterzienserkloster ungefähr 6 km südöstlich von Monasterboice. Gegründet wurde die Abtei im 12. Jh. von Malachy, dem damaligen Erzbischof von Armargh. Sie stellte Monasterboice schon bald in den Schatten. An dieser Stelle kapitulierte im Jahre 1603 der große Hugh O´Neill vor Lord Mountjoy, was das Ende des unabhängigen, rein gälischen Irlands einläutete.

Prachtstück der Klosterruine ist das achteckige Weihwasserbecken. Außerdem sind noch einige schön geschwungene romanische Bögen des Kreuzgangs erhalten. Eintritt gegen ein bescheidenes Entgelt. Von Mitte Juni bis September täglich Führungen zwischen 10 und 18h.

— Newgrange Tumulus: er erhebt sich in der Grafschaft Meath, einige Kilometer südlich Mellifont Abbey. T. 041-24 488 und 24 274. Besichtigungszeiten: von Mitte Juni bis Mitte September täglich von 10-19h; von Anfang April bis zum 15. Juni sowie vom 15. September bis Mitte Oktober von 10-17h, sonntags von 14-17h. Normalerweise ist die Stätte während der zweiten Oktoberhälfte nicht zugänglich, aber sicherheitshalber hake man telefonisch nach. Im Winter ist sie von dienstags bis samstags zwischen 10 und 13h sowie zwischen 14 und 17h geöffnet, sonntags von 14-17h. Gebührenpflichtiger Eintritt (Studentenermäßigung) und nur mit Führung zu besichtigen. In der Hochsaison ist mit Wartezeiten von einer bis anderthalb Stunden zu rechnen. In einer weiteren halben Stunde ist man schon wieder draußen. Der Grabhügel bringt es auf einen Durchmesser von stattlichen fünfundachtzig Metern. Lange Gänge aus verziertem Trockenmauerwerk führen in die im Herzen des Tumulus gelegene Grabkammer. Der Fels ist mit eingeritzten Spiralen und Voluten verziert.

— Ein weiterer Grabhügel erwartet den Besucher nahe Newgrange bei Knowth, südwstlich von Newgrange. T. 041-24 824. Nicht überragend spektakulär, aber einige interessante Steine mit Ritzdekor, die auf etwa 3000 v. Chr. datiert werden. Von Mitte Juni bis Mitte September täglich von 9.30-18.30h, von Mai bis Mitte Juni und von Mitte September bis Ende Oktober von 10-17h Einlaß gegen geringes Eintrittsgeld. Keine lindwurmlange Warteschlange. Auch einige Reste aus frühchristlicher und normannischer Zeit, als der Grabhügel als Häuptlingssitz bzw. »Wohnberg« diente, sind sichtbar. Insgesamt angenehmer und lohnender als Newgrange, aber man dafür muß man auf den »Kitzel« verzichten, durch ein Grab marschieren zu können. Na, und wenn schon!

— Kells: in diesem sechzig Kilometer vor Dublin an der Strecke nach Cavan und 15 km westlich von Newgrange gelegenen Nest enstand das berühmteste »Taschenbuch« der Welt, das prächtig illuminierte Book of Kells, das auch von einen wundervollen Kreuz geschmückt ist. Das in der Nähe des Rundturms befindliche South Cross stammt aus dem 9. Jh. und war angeblich dem heiligen Patrick und dem heiligen Columban gewidmet. Es zeigt Szenen aus der Bibel und die Kreuzigung Christi. Nebenbei: das Book of Kells ist zur Zeit als Faksimile in begrenzter Auflage wieder lieferbar. Kostenpunkt rund 8000 Euro, also was für die Yuppies und Porscheärzte unter unseren Lesern, gut für die Freundin zum Geburtstag oder so.