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Killorglin

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Killorglin (Vorwahl 066)

Heidnische Rituale

Wichtiger Marktflecken, Handelszentrum für landwirtschaftliche Produkte. Alljährlich, Mitte August, tummelt sich alles, was feiern kann, auf den Straßen. In Scharen strömen Bauern und Tierhändler zum Puck Fair (vom gälischen »an Puca«, Ziegenbock), dem Stadtfest, das gleichzeitig zum Viehmarkt veranstaltet wird. Nach einem uralten, wohl heidnischen Brauch (s.u.) wird zu Beginn des Festes ein respektabler Ziegenbock auf den Marktplatz geführt und auf einem mit Bändern geschmückten »Thron« mehrere Meter über dem Boden angebunden, wo er dann drei Tage lang bis zum Ende des Festes, liebevoll umsorgt, gefüttert und getränkt, als »König von Killorglin« residieren und meckern darf. Das darf man sich nicht entgehen lassen, wenn man gerade in der Gegend weilt. Das ganze Dorf ist aufgekratzt wie beim Karneval.

Wer dabei ist, Abteien abzuklappern, der sei auf diejenige von Miltown hingewiesen. Sie liegt 1 km von Miltown in Richtung Killorgin und besitzt mit die schönsten gotischen Fenster des 13. Jhs überhaupt.



Ein Schwank aus der Geschichte

Zwei Anekdoten über die Herkunft der Puck Fair und der Ziegenverehrung, die mit der Geschichte des Städtchens verknüpft sind, befinden sich im Umlauf. Die eine stammt aus der Zeit, als Cromwell mit seinen Eisenmannen das Land verwüstete. Als sich die englischen Plünderer einer Ziegenherde bemächtigten, die auf den Bergen der McGillycuddy Reeks weidete, entwich ein Bock und irrte umher, bis er völlig entkräftet in Cill Lorgan, dem heutigen Killorglin, ankam. Die Bewohner des Ortes waren dadurch vor der drohenden Gefahr gewarnt und konnten ihre Habe rechtzeitig in Sicherheit bringen. Dem Tier zu Ehren wurde daraufhin ein Fest gegeben, das in Erinnerung an das Ereignis jährlich wiederholt wird.

Die zweite bezieht sich auf Daniel O´Connell, damals ein junger Rechtsanwalt, später einer der großen Verfechter der Gleichstellung der Katholiken. 1808, als er noch völlig unbekannt war, übernahm er die rechtliche Vertretung für den Landlord der Gegend, Harman Blennerhasset. Diesem wurde vom Vizekönig Irlands das Recht entzogen, beim Tierverkauf auf dem Viehmarkt von Killorglin Steuern zu erheben. O´Connell gelang der juristische Nachweis, dass Ziegen vom Verbot des Vizekönigs nicht berührt waren. Also konnte wenigstens ein Ziegenmarkt stattfinden, und ein Bock wurde auf die Bühne gehoben, um auf den exklusiven Charakter des Marktgeschehens hinzuweisen. Somit errang O´Connell einen ersten Sieg. Der kleine Rechtsanwalt, der den Vizekönig »gehörnt« hatte, sollte im Folgenden bekanntlich noch mehr Sieg einheimsen ...

Um das Thema zum Abschluß zu bringen: der Ziegenbock ist ein zu eindeutig heidnisches Symbol, als dass man seine Bedeutung auf diese beiden Sottisen aus der Geschichte reduzieren könnte. Der Brauch hat möglicherweise seinen Ursprung in vorchristlicher Zeit.