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Gegenwartsliteratur

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GROSSE AUTOREN DER GEGENWART

Land der Autoren

Sie schreiben alle auf Englisch, der Sprache der Eroberer:
Jennifer Johnston, »Shadows on my Skin«, ein Roman in schlichten Worten, der in Derry spielt; John McGahern, »Amongst Women«, eines der wichtigsten Bücher der letzten Jahre aus Irland. Ein buntes Mitbringsel: »Ireland of the Proverb« (Town House). Die Sprichwörter werden auf Gälisch und Englisch angegeben, mit englischen Erläuterungen zu ihrer Tradition. Dazu schöne Schwarz-Weiß-Fotos von Bill Doyle.

Erst 1995 erhielt der aus Castledawson stammende (Nord)-Ire und Dichter Seamus Heaney (gespr.: »Schiemes«; irische Form von James) den Nobelpreis für Literatur. Diesmal waren die ehrenwerten Damen und Herren garantiert nicht bestochen worden wie die Kollegen der Medizinfraktion durch einen italienischen Pharmakonzern, denn »Gedichteschreiben ist ein Gegenentwurf zum Kapitalismus«, wie Peter Rühmkorf weiß. Mit Lyrik läßt sich halt kein Geld verdienen. Zwei deutsche Verlage leisten sich den Luxus: Klett-Cotta mit »Ausgewählte Gedichte 1965-75«, 255 S. 58 DM (was müßte unser Buch da kosten?) und Hanser mit »Die Hagebuttenlaterne«, 112 S., 24 DM, sowie »Die Herrschaft der Sprache«, Essays, 244 S., DM 39,80 und »Ausgewählte Gedichte«, 160 S., 34 DM.

Auf Englisch lesenswert ist »North« von 19972, eine weitausgreifende poetisch-mythologische Geschichte seines zerrissenen Landes, zugleich eine politische Auseinandersetzung, in der er den Bogen von aktuellen Bluttaten bis zu mittelalterlichen Moorleichen schlägt und das Archetypische der jüngsten Abscheulichkeiten herausarbeitet, ihre »Langzeitrituale«.

Französischkundige versüßen lange Winterabende mit dem Journal d´Irlande von Hervé Jaouen (Éditions Ouest-France), das ein besonders authentisches Bild von Irland gibt.

Weniger Sprachbewanderte halten sich an das irland journal, das über aktuelle Politik und Kultur informiert und vierteljährlich zu einem Abonnementspreis von rund 30 DM im Jahr bezogen werden kann. Auch Lieferung von Einzelheften möglich. Bezugsquellen: Verlag irland journal, Dorfstr. 70, 47447 Moers 1, T. 02841-318 63, Fax 306 65. Buchhandlung Bibabuze, Aachener Str. 1, 40223 Düsseldorf-Bilk, T. 0211-34 00 60, Fax 31 55 77. Auch Fachabteilung für Irland-Literatur (Katalog anfordern).

Ulysses, von James Joyce (Roman, 1922): eines der Meisterwerke der Literatur des 20. Jahrhunderts. Der Tageslauf des Leopold Bloom im Dublin der Jahrhundertwende ergibt eine parodistische Wiederholung, oder vielmehr Übertragung der Odyssee. Aber der Anspruch des Autors ging noch weiter: alle Sprachstile sind zu einer Art Enzyklopädie des verbalen Ausdrucks versammelt, als wollte Joyce eine Art Panorama der Kulturen und Sprachen unseres Jahrhunderts abliefern.

Der Mann von den Inseln, von Tomas O´Crohan (Autobiographie, 1937): auf Gälisch verfaßter Roman eines einfachen Fischers auf Blasket, einer Inselgruppe vor der Westküste Kerrys. Die Regierung veranlaßte deren Evakuierung im Jahre 1950, weil das Leben dort zu schwierig geworden schien. O´Crohan (1856-1937) legt Zeugnis von dem Leben auf den Inseln um die Jahrhundertwende ab. Sein angeborenes Sprachtalent nährt sich aus der mündlichen Erzähltradition des Landes.

Irisches Tagebuch, von Heinrich Böll (aus dem Reisetagebuch, 1957): über Anekdoten von einem Irlandaufenthalt erfaßt Böll das gälische Wesen, seine Aufsässigkeit, gepaart mit Resignation, seine Gläubigkeit, die keinesfalls mit Leichtgläubigkeit einhergeht. Connemara, Mayo, Kerry ... Namen mit magischem Klang, die Bilder von Landschaften, in denen die Zeit stehengeblieben scheint und wo ganze Dörfer entvölkert sind, vor das innere Auge zaubern.

Molloy, von Samuel Beckett (Roman, 1955): dieses düstere, spröde, verwirrende und schwierige Buch ist eine Reflexion über das tragische und absurde Dasein des Menschen, der eigentlich nur existiert, weil ihm nichts Besseres einfällt, und damit zufrieden ist, sein Leben auf Sparflamme zu köcheln, weil er nichts anderes zu tun hat. Molloy ist ein würdiger Vorläufer der Beckett´schen Bühnenfiguren, deren Prinzipien hier in den Roman übertragen sind. Für unsere literarisch beschlagenen Leser.

Dubliners, von James Joyce (Novellen, 1914): der Autor beschreibt das tägliche Leben in Dublin vom Anfang dieses Jahrhunderts mit einem sehr subtilen psychologischen Realismus. Unter dem Deckmantel öder Konventionen und Gepflogenheiten werden Sprünge und Risse im bürgerlichen Alltag sichtbar, die eine fatalistische Geisteshaltung einfach stehenläßt.

Ein Partisanenvolk, von Brendan Behan (autobiographische Studie, 1958): das Buch behandelt die Erfahrungen des Autors in der Haft von 1939-1942, die er als Sechzehnjähriger wegen »terroristischer Umtriebe« als Mitglied der IRA anzutreten hatte. Auf der Grundlage seiner eigenen Geschichte beschreibt er das irische Volk im Ganzen in seiner Aufsässigkeit, Schwatzhaftigkeit, Prahlsucht, Freiheitsliebe und Lebenslust.

Moore, Meer und Stampfende Hufe, Jörg Bockow, Verlag »Büchse der Pandora«. Tagebuchähnliche Beschreibungen von Reiterferien im Nordwesten des Landes. Auch originelle Pubs und Dörfchen.