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Glendalough

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Glendalough und Wicklow Mountains

Nebelverhüllte Gipfel, klare Bergseen, dunkle Torfmoore

Diese landschaftlich äußerst reizvolle Etappe beginnt sechzig Kilometer südlich von Dublin. Wer kein eigenes Fahrzeug hat, kann zwischen zwei Möglichkeiten wählen: entweder den St. Kevin´s Bus nehmen, der sich täglich um 11.30 und 18h vom St. Stephen´s Green auf den Weg macht, oder sich einer organisierten CIE-Rundfahrt anschließen. Im Sommerhalbjahr, vom 30. März bis zum 17. Oktober, startet der Bus jeden Tag mit Ausnahme von freitags vom Busbahnhof. Rundreise mit Erläuterungen durch Glendalough und Avoca. Im Winterhalbjahr machen die Veranstalter die Tour von der Zahl der Teilnehmer abhängig. Sind nicht mindestens zehn bis zwölf Personen an Bord, so fällt die Sache ins Wasser.

Achtung: keine Einkehrmöglichkeiten im Glendalough-Gebiet, also genügend Proviant einstecken.

Auf der Karte sind die Straßen am Südhang der Wicklow Mountains fast alle grün eingezeichnet, so dass wir uns auf kahle, oft nebelverhüllte Gipfel, klare Bergseen, schier endlose Heidelandschaft, dunkle Torfmoore, dicht bewaldete Hügel und verschwiegene Wege, häufig von grünen Graslandschaften unterbrochen, freuen können. Wanderer werden es sich kaum nehmen lassen, dieses Naturparadies auf einem der zahlreichen markierten Pfade zu erforschen. Für die Rast stehen nicht weniger als neun Jugendherbergen parat, allesamt an märchenhaften Stellen gelegen.

Ein Muß für passionierte Wanderer: der Wicklow Way von Marlay Park nach Clonegal, 132 km gut markierte Wegstrecke. Die höchste Erhebung kommt auf 661 m. In fünf bis sieben Tagen sind wir durch. Man erkundige sich schon in zu Hause beim Irischen Fremdenverkehrsamt. Oder man wende sich an eines der B&B-Quartiere, deren Inhaber mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. Zum Beispiel: Avonbrae Guesthouse in Rathdrum, T. 0404-46 198; Ballynknocken House, Gleanaly, Ashford, T. 0404-56 27. Ein unvergeßliches Naturerlebnis harrt unser – ob im Guten oder im weniger Guten, nämlich wenn es ununterbrochen regnet, wird sich erweisen.

Als wahre Bilderbuchstrecke nach Glendalough für Autofahrer erweist sich die »Military Road«, auf der die Briten seinerzeit Soldaten aufmarschieren ließen, um die aufmüpfigen Iren der Wicklow Mountains zur Räson zu bringen. Sie beginnt südlich von Dublin kurz hinter Rath Farnham, führt über den Sally-Gap-Paß und kommt schließlich in Laragh heraus, wo es nach rechts Richtung Glendalough weitergeht.

Anmut und Einsamkeit des »Tals mit den zwei Seen«, so die wörtliche Übersetzung von »Glendalough«, hatten es schon im 6. Jh. dem heiligen Kevin angetan, einem frommen Mönch, der sich hier niederließ, um ein beschauliches Eremitendasein zu führen. Er richtete sich in einer Höhle am Ufer des Upper Lake ein, freilich ohne zu ahnen, dass er damit die Keimzelle für eine der größten und eindrucksvollsten Klostersiedlungen des Landes legen würde. Seine einstige Behausung, St. Kevin´s Bed, ist heute mit dem Boot zugänglich. Die Einheimischen erzählen sich die verrücktesten Geschichten über diesen Einsiedler, der offenbar lieber mit Tieren als mit Menschen zusammenlebte. Einmal habe Kevin zum Beispiel Besuch von einer Krähe erhalten, die ihre Eier in seine hohle Hand legte. Um Mutter und Brut nicht zu erschrecken, verharrte der Heilige über Tage und Nächte in derselben Position, Arm ausgestreckt, Hand geöffnet. Er begann sich angeblich erst wieder zu rühren, nachdem die Küken ausschlüpft waren und sich mit der Mutter in den nahegelegenen Wald verzogen hatten. Hach, wie schön!

Architektonisches Juwel der in einem waldigen Tal gelegenen Klostersiedlung aus dem 6. Jh. ist zweifellos die nur aus Stein konstruierte St. Kevin´s Church. Den verwunschenen Friedhof nebenan überragen zwei stattliche Rundtürme, auf denen sich einst Wachposten wegen eines möglichen Wikingereinfalls postiert hatten.

Hinweis: das Parken am Upper Lake ist reichlich kostspielig. Daher den Wagen schon im Dorf abstellen und zu Fuß über die »grüne Straße« hinauflaufen.

Geheime Wünsche können endlich Wirklichkeit werden, wenn man die Arme um das St. Kevin´s Cross schlingt, wobei sich die Fingerspitzen berühren müssen. Wer´s versäumt hat, diese Chance zu nutzen, versuche sein Glück ein Stück weiter, indem er sich auf einen Felsen am Bach setzt und seine Finger in ein natürliches Becken im Wasser eintaucht. Also, wer beim nächsten Trampversuch nicht vom Fleck weg mitgenommen wird, muß irgendwas falsch gemacht haben. Jenseits des Flußlaufs erhebt sich das Kirchlein St. Saviour.



Auf den Spuren Excaliburs

Allen, die den Film gesehen haben, werden ihren Spaß daran finden, die Drehorte ausfindig zu machen, um die Leinwandbilder wieder zum Leben zu erwecken. Die Anfangsszene, während der das Schwert aus dem See auftaucht, wurde am Luggala Lake unterhalb vom Sally Gap aufgenommen. Schauplatz des Kampfes zwischen Arthur und Lancelot war der Wasserfall von Powerscourt kurz vor Enniskerry (s. oben). Hin mit dem Bus der Linie 44.



Wandertips

Die Pfade (Nature Trails), die sich durch die Tallandschaft bis zu den Gewässern hinziehen, sind erfreulicherweise kaum von Urlaubern bevölkert. Die bleiben meist in der Nähe der Seen. Trotz deutlicher Markierung der Wege gilt´s sich mit einer Karte zu wappnen, um sich in dem Netz der vielen Wanderrouten zurechtzufinden.

Auf der anderen Seite der Bergkette führt die Straße durch das einsame Tal Glenmalure. Am Straßenrand stößt man auf die winzige Jugendherberge, einziges Quartier in dieser verlassenen Gegend.