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Anfänge

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WER WIND SÄT WIRD STURM ERNTEN

Strafgesetze

Nach fleißiger, erfolgreicher Kolonialisierungstätigkeit über ein Jahrhundert fanden die Engländer es an der Zeit, dem Land einen gesetzlichen Rahmen zu verpassen. Dem Gesetzgebungsprozeß gingen zunächst wieder Bodenenteignungen voraus, gefolgt von einer Reihe von Gesetzen, welche die Rechte der verhaßten Katholiken radikal beschnitten. Die Iren durften fortan weder wählen noch sich zur Wahl stellen. Sie wurden von der Armee und allen politischen Ämtern ausgeschlossen. Selbst die Ausübung sogenannter intellektueller Berufe war ihnen untersagt. Die Priester mußten jedesmal eine Erlaubnis einholen, um eine Messe zelebrieren zu dürfen. Ferner wurde strafrechtlich verfolgt, wer die gälische Sprache benutzte oder lehrte, wer als Katholik Land kaufte oder von einem Protestanten erbte, und wer ein Pferd besaß, das über 5 £ wert war.

Die Katholiken durften auch keinen Handel mit Wolle und handwerklich hergestellten Waren treiben. Nur im Ausnahmefall verließ mal Fracht den englischen Hafen, wofür dann aber saftige Steuern fällig waren.



Geburt des irischen Nationalismus

Kein Wunder, dass unter den irischen Katholiken eine Untergrundbewegung entstand. Ihre Anfänge nahm sie in heimlichen Messen und sogenannten hedge schools, wörtlich übersetzt »Heckenschulen«. Gemeint ist damit der Gälischunterricht, der in der Verborgenheit einsamer Orte abgehalten wurde. Die irischen Protestanten, die sich mit dem Besatzerregime zunächst arrangiert hatten, bekamen bald die Handelsbeschränkungen zu spüren, so dass auch unter ihnen ein Gefühl der Auflehnung gegen das Mutterland entstand. Das irische Parlament in Dublin besaß so gut wie keine Macht. Jeder auf irischem Boden geborene Engländer wurde von den Briten mit Argusaugen betrachtet und diskriminiert, wovon der Schriftsteller Swift beispielsweise ein Lied singen konnte.

Als schließlich ein gewisser Henry Grattan, ein protestantischer Rechtsanwalt, ins Parlament von Dublin gewählt wurde, forderte er nachdrücklich die Aufhebung der Strafgesetze. Noch heute erinnert ein Denkmal vor dem Trinity College an diesen Vorkämpfer eines freiheitlichen Irland.

Unverhofft brachte der amerikanische Unabhängigkeitskrieg politische und soziale Erleichterungen für die Iren, was daran lag, dass die Engländer Truppenverstärkung benötigten. Sie konnten die Iren natürlich nur zum Kampf an ihrer Seite bewegen, wenn sie Bereitschaft zeigten, von ihrer unerbittlichen Machtpolitik abzurücken. Daher wurden zwischen 1778 und 1783 die Strafgesetze außer Kraft gesetzt und sämtliche Handelsbeschränkungen aufgehoben. London mußte, ob es wollte oder nicht, dem irischen Parlament mehr Eigenständigkeit zubilligen.

Da Irland es verstand, die neugewonnene Handelsfreiheit zu nutzen, erlebte die Insel gegen Ende des 18. Jhs eine Zeit des Wohlstands. In dieser Ära entstanden die eleganten Villen und Paläste in Dublin und anderen irischen Großstädten, wie z.B. das Custom House oder Four Courts in Dublin. Trotzdem blieb noch das seltsame Mißverhältnis, dass eine fast nur aus Katholiken zusammensetzte Bevölkerung von einem Parlament vertreten wurde, in dem ausschließlich Protestanten saßen!