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Llanos - schwüle Savannenlandschaft

Flüssen / Seen

Tierwelt bei Sonnenauf- und -untergang

Die baumlosen bzw. baumarmen venezolanischen Llanos machen den größten Teil der Tiefebene aus. Das Volk nennt sie auch das zentrale Tiefland, da sie sich im Zentrum Venezuelas, nördlich des Orinoko, erstrecken. Die Llanos lassen sich noch in »Llanos altos«, hohes Flachland (100-500 m über dem Meeresspiegel) und »Llanos bajos«, tiefes Flachland (bis 100 m), unterteilen, wobei ein Teil des tiefer gelegenen Flachlandes zu den Überschwemmungsllanos gehört. Das zuletzt genannte Gebiet ist – auch mit Geländefahrzeugen – nur während der Trockenzeit von Januar bis April erreichbar und am Ende der Trockenzeit bereits zu meiden, weil man kaum noch herauskommt, wenn die Regenzeit unerwartet früh einsetzt. In der Regenzeit stehen bis zu Dreiviertel des Landes unter Wasser, so dass Viehhirten ihre Rinderherden auf Anhöhen treiben, damit sie nicht ertrinken. Doch auch dort kommt es vor, dass Rinder tagelang im Wasser stehen und die Llaneros sie mit kleinen Booten zusammentreiben müssen. In der Trockenzeit das andere Extrem: die Sonne versengt das Gras, an der Erdoberfläche bilden sich Trockenrisse. Gelegentlich erblickt man ein verendetes Rind oder sieht Rauchschwaden größerer Steppenbrände am Horizont.

Die endlos weite, heiße Savannenlandschaft ist von Flüssen und zahlreichen Seen gegliedert, an denen sich kleine Waldinseln gebildet haben. Die Fauna ist zwar nicht so artenreich wie im Regenwald, Tiere finden hier aber kaum Deckung, so dass man sie fast alle zu Gesicht bekommt. Als bester Zeitpunkt gilt die Trockenzeit, wenn sich die dürstende Tierwelt an Flüssen, Seen und Tümpeln versammelt, insbesondere bei Sonnenauf- und -untergang. Vogelfreunde sollten die Regenzeit vorziehen, wenn die Vogelschwärme im Tiefland ausreichend Nahrung finden und brüten. Badekleidung getrost im Hotel lassen: in den Flüssen lauern Kaimane und Pirañas. Am schlammigen Ufer sonnen sich bis zu 2 m lange Krokodile, die bei den kleinsten Geräuschen untertauchen, weil sie nicht als Handtasche enden möchten. Schildkröten waten am Ufer entlang, während die Wasserschweine vorsichtig ein Bad nehmen.

Einen ausreichenden Vorrat an Insektenschutzmitteln mitnehmen, da an den vielen Wasserstellen Mückenschwärme lauern. Schlangen und Eidechsen kriechen über den Weg. Affen turnen in den Bäumen der Waldinseln, die der Jaguar auf der Suche nach Rotwild durchstreift. Auch Gürteltiere und Ameisenbären laufen einem über den Weg. Am auffälligsten ist jedoch die Vogelwelt: Ibisse im schneeweißen oder feuerroten Federkleid sind so zahlreich wie die Reiherarten; Falken und Bussarde jagen Enten, Löffler und Schopfhuhn. Eulen halten Ausschau nach Mäusen, und immer wieder steigen Flamingos von einem Tümpel empor wie eine rosarote Wolke. Unter den Aasgeiern der bunte Königsgeier – ein Exemplar sitzt übrigens im Parque del Este (Caracas) hinter Gitter.

Die Llanos umfassen zwar knapp ein Drittel der Gesamtfläche Venezuelas, beherbergen aber nur einen kleinen Teil der Bevölkerung. Die meisten Städte sind, vor allem natürlich in der Trockenperiode, staubig, weil nur wenige Straßen asphaltiert sind. Die Dörfer wirken verschlafen, und Zeit scheint hier keine Rolle zu spielen.

Der Llanero

... geht einem harten Broterwerb nach. Er stellt den gemütlichen Typ des »Vaquero«, des venezolanischen Cowboys dar, eine Mischung aus spanischen Eroberern, vertriebenen Indianern und geflohenen schwarzen Sklaven. Er kommt als einziger ganzjährig in den Genuß des erfrischenden Flußwassers, der reinen Landluft und der grenzenlosen Ruhe in der Savanne. Sein Arbeitstag beginnt um 4 Uhr in der Früh und endet gegen Mittag. Während der unerträglichen Mittagshitze döst er in seiner Hängematte vor sich hin. Am Wochenende singt er melancholische Lieder und zupft dazu die Saiten seines Cuatros. Der berühmte Schriftsteller Romulo Gallegos romantisiert die Vaqueros in seinem Roman »Doña Barbara«, bei dessen Lektüre Großstädtern Tränen der Rührung in die Augen schießen und sie sich nach dem unverdorbenen Leben in den Llanos sehnen ... Obwohl: leben möchten sie dort doch lieber nicht. Die Caraqueños beschreiben den Llanero als zähen, aufrichtigen Burschen mit Pioniergeist. Unterschwellig klingt allerdings häufig Verachtung – wegen der noch heute festzustellenden Rückständigkeit und der Barbarei während des Befreiungskampfes – mit.