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Shrimps

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Mangroven durch Shrimp-Zucht gefährdet

Riesige Garnelenfarmen ohne Rücksicht auf Verluste

Ecuador: traditionelle Fischerei vor dem Aus?

Eine Szene, wie sie wohl jeder Küstenbewohner Ecuadors kennt: Kilometerlang erstrecken sich die von kahlen Deichen begrenzten Becken der industriellen Garnelenfarmen.

Früher standen hier Mangroven, soweit das Auge reicht. Tausende Familien lebten von dem reichen Fischvorkommen der Mangroven.

Bis vor etwa 20 Jahren der Garnelenboom einsetzte und einigen Schlaufüchsen das schnelle Geld versprach. Bis heute wurden etwa 95 % der gesamten Bestände der Pazifikküste für die Aufzucht der beliebten Shrimps abgeholzt.


Zu Beginn war die komplette Produktion äußerst einfach: Die Becken wurden mit dem Wasser der umliegenden Mangroven geflutet und aus dem Meer gefangene Garnelenlarven eingesetzt. Nach etwa acht bis zehn Wochen konnten die ausgewachsenen Shrimps für gutes Geld in die reichen Industrieländer exportiert werden.

Die weltweit riesige Nachfrage nach dem Gaumenschmaus motivierte die Züchter, im Laufe der Zeit schrittweise die Besatzdichte zu erhöhen. Aufgrund der rücksichtslosen Ausbeutung der Ressourcen traten bald die ersten Probleme auf:

Ähnlich wie bei der Landwirtschaft sind auch Monokulturen im Wasser sehr anfällig für Krankheitserreger. Neben den Proteinzugaben in Form von Fischmehl mußten Antibiotika und Hormone eingesetzt werden, um die Garnelenpopulation vor Erregern zu schützen.

Gefürchtet ist bis heute die Mancha Blanca (weißer Fleck), eine Viruserkrankung der Garnelen. Die Seuche raffte ganze Populationen dahin, und die Überlebensrate der Shrimps sank von ohnehin bescheidenen 35 % auf gerade 10 %.

Die Kosten für Medikamente und Chemikalien stiegen und sollten durch höhere Absatzmengen ausgeglichen werden. Der Teufelskreis endete im totalen Kollaps der Garnelenindustrie. Die natürlichen Ressourcen waren ausgebeutet, die Böden der Zuchtbecken versalzen und ausgelaugt.


Die Garnelenproduktion Ecuadors, dem einst zweitgrößten Exporteur der Welt, brach innerhalb von drei Jahren um über 60 Prozentpunkte ein. Dutzende Garnelenexporteure standen vor dem Ruin.

Das entstandene Angebotsdefizit auf dem Weltmarkt wurde schnell von anderen Ländern wie Venezuela und Brasilien ausgeglichen.
Nun kämpfen die Züchter mit niedrigen Preisen, geschwächten Garnelenpopulationen und ausgelaugten Böden.

Im Gegensatz zur industriellen Aufzucht wachsen Garnelen in der Natur in einem komplexen Ökosystem auf, in dem Mangroven zusammen mit einer Vielzahl von Fischen, Vögeln und Säugern eine vielschichtige Nahrungskette bilden.

Die Zuchtbecken jedoch gleichen einer Wasserwüste. Die Züchter dulden neben den Garnelen keine anderen wasserlebenden Tiere. Vögel und Echsen werden vertrieben oder erlegt, sobald sie den Deichen zu nahe kommen.

Doch nicht nur die Tiere leiden; auch die Fischer der angrenzenden Dörfer kämpfen ums Überleben.
Während sich der Wirtschaftsminister in der Hauptstadt Quito glücklich zeigt, dass Ecuador nach Thailand zum weltweit zweitgrößten Garnelenexporteur aufgestiegen ist, stehen Zigtausende ohnehin schon arme Familien, die in und von den Mangroven leben, vor dem totalen Aus.

Schon seit 1981 stehen die ecuadorianischen Mangroven unter gesetzlichem Schutz. Seit 1994 ist jegliches Abholzen strengstens und unter Strafe verboten. Aber das gilt nur auf dem Papier.

Den großen Industriellen bereitet es keine Probleme, in einer Nacht mehrere Hektar Mangroven zu roden. Aus den Nachbarprovinzen heuern sie große Trupps von Macheteros an, und schon am nächsten Tag hat dort angeblich nie eine Mangrove gestanden. Dann bauen sie die Wälle der Zuchtbecken.

Tsunami: Mangrovenwälder als Schutzbarriere

Mangroven sind tropische Gezeitenwälder an der Grenze zwischen Land und Meer, die eine große Vielfalt an außergewöhnlichen Lebensformen beherbergen. Die salzwassertoleranten Mangrovenwälder sind wichtige Aufwuchsgebiete für Fische, Krebse und Garnelen. Mangroven bedecken heute eine Fläche von ca.15,7 Millionen ha, das entspricht der Hälfte der Fläche Deutschlands. Für die Küstenbewohner leisten Mangroven als natürlicher Küstenschutz eine unersetzliche Funktion. Ebenso wie die Korallenriffe schützen sie vor Flutwellen und Erosion.

In den letzten 10 Jahren wurden über ein Drittel der Mangrovenflächen zerstört. Dass solche erfolgreich wiederausgeforstet werden können, haben beispielsweise die Vietnamesen im Mekong Delta gezeigt. Es dauert jedoch über 20 Jahre, bis sich ein widerstandsfähiger hoch gewachsener Wald entwickelt hat.