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Guayana-Hochland

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Vom Regenwald in die Savanne

Passatwälder ohne Volkswagen und Galeriewälder ohne Bilder

Artenreiche Pflanzenvielfalt an den Tafelbergen

Das Guayana-Hochland bietet die interessanteste Vegetation, da es den immergrünen undurchdringlichen Regenwald ebenso einschließt wie Tafelberge und Savannenlandschaft. Südlich des Orinoko wachsen Passatwälder, die in Galeriewälder übergehen und dann in eine Savannenlandschaft münden.

1927 oder 1928 wütete ein großer Waldbrand von Englisch Guayana bis zum »Río Caroní«. Große Waldgebiete fielen diesem zum Opfer und ließen die Savannenlandschaft entstehen. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt zwischen 1.000 und 2.000 mm und ist deutlich geringer als im Regenwald. Weite Waldgebiete mußten allerdings schon dem industriellen Zeitalter weichen. Nicht nur wegen des Rohstoffabbaus und der landwirtschaftlichen Nutzung wurde gerodet, sondern auch für den Guri-Staudamm. Den größten Artenreichtum an Pflanzen verzeichnet der tropische Regenwald im »Territorio Amazonas« sowie im Orinokodelta. Dort ist es das ganze Jahr über warm und feucht. Jahreszeiten gibt es nicht. Mit 2.000 bis 3.000 mm messen die Meterologen in dieser Gegend die höchsten Jahresniederschläge. Im dichten Regenwald stehen die Pflanzen im harten Wettbewerb um einen Platz am Sonnenlicht. Die großen Baumkronen lassen nur wenig Licht einfallen, so dass viele Pflanzen auf den Ästen der Bäume siedeln. Zum Boden gelangt nur noch ca. 1% des einfallenden Lichts, das keinen Bodenbewuchs wie Sträucher und Kleinpflanzen mehr zuläßt. Einige Lianenarten benutzen Bäume als Gerüst, um zum Licht emporzuklettern. Bei Erreichen des Kronendachs erwürgen sie dann den Baum. Um diese Lianen sowie Insekten fernzuhalten, sind einige Bäume mit scharfen Stacheln übersät.

Millionen hochspezialisierter Pflanzen und Tiere halten den komplizierten Kreislauf des Regenwaldes aufrecht. In unseren Breiten besitzen die Böden eine Humusschicht, die den Pflanzen als Nährstoffspeicher dient. Die Böden des Regenwaldes erweisen sich hingegen als nährstoffarm. Mineralien wie Calcium, Kalium, Magnesium oder Phosphor sind kaum vorhanden. Alles, was zu Boden fällt, wie Äste, Blätter, Früchte oder ganze Bäume, zersetzen Insekten in kurzer Zeit. Das Zersetzte nehmen Pilze und Wurzeln als Nährstoff auf und lassen es so in den Kreislauf zurückfließen. Doch das reicht nicht aus, um den gesamten Regenwald mit Nährstoffen zu versorgen: die unvorstellbare Menge von dreizehn Millionen Tonnen Saharastaub düngt ihn in jeder Regenzeit. Stürme wirbeln die Staubpartikel in der Sahara auf und der Nordostpassat transportiert sie über den Atlantik. Die gewaltigen Gewitterstürme über dem Tropenwald saugen den Staub sogar an und verteilen ihn über das Orinoko- und Amazonasbecken. Regen wäscht ihn dann aus der Atmosphäre aus und düngt den Regenwald mit den notwendigen Mineralien und Spurenelementen. Die Tropenwälder stellen eine biologische Schatzkammer dar, denn 98% unserer Nutzpflanzen, wie Bananen, Kaffee, Kakao, Kartoffeln, Pfeffer, Tomaten, Vanille und Zitrusfrüchte, erweisen sich als tropischen Ursprungs. Diese Schatzkammer weiß die Pharmaindustrie zu schätzen, denn aus ihr entnahm sie z.B. das aus der Grießwurzel stammende Muskellähmungsgift »curare«, das in der Chirurgie in kleinen Dosen als Narkosehilfsmittel zum Einsatz kommt. Ferner gibt es hier die eingangs erwähnten Lianen- und Holzarten sowie eine Reihe von Heilpflanzen und Baumfrüchten, deren Nutzen nur die dort ansässigen Eingeborenen kennen.