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Canaima-Nationalpark

Mythenumsponnenes Schutzgebiet

Ein grandioses Urlaubsgebiet ist der Canaima-Nationalpark mit seinen Tafelbergen, Wasserfällen und Tropen- bzw. Savannenvegetation. »Canaima« bedeutet in der Sprache der Kamarakotoindianer, die rund um den Tafelberg leben und zum Stamm der Pemónindianer gehören, »böser Geist«. Die Indianer behaupten, der böse Geist wohne auf dem Tafelberg und steige manchmal hinab, um Bäume auszureißen und Unheil zu stiften. Unglück kommt über denjenigen, der es wagt, dort hinaufzuschauen. Tobt ein tropisches Gewitter, heißt es, dass er erzürnt sei und mit Donnergrollen und Blitzen um sich werfe.

Der Nordamerikaner Charles Baughan entdeckte während seiner Arbeitet als Buschpilot in der Gran Sabana die Hacha-Fälle mit ihrer vorgelagerten Lagune. Er wollte dort als erster ein Touristencamp errichten und nannte diesen Landstrich Canaima. Die Nationalparkbehörde bewies den Indianern gegenüber wenig Feingefühl, als sie 1962 dem 10.000 km2 großen Gebiet den Namen des bösen Geistes »Canaima« verpaßte. 1975 erweiterte sie das Schutzgebiet auf 30.000 km2, was fast der Ausdehnung Belgiens entspricht. Canaima, der größte Nationalpark des Landes und viertgrößte Nationalpark der Welt, reicht von Kilometer 88 bzw. Santa Elena de Uairén im Osten bis zum Río Caroní im Westen. Das Gebiet umfaßt tropischen Regenwald im westlichen Teil und eine Übergangszone zur Savannenvegetation im Osten. Das Betreten der meisten venezolanischen Nationalparks ist kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr möglich, doch hier wird regelrecht abgezockt: pro Tag und Kopf erhebt die Nationalparkbehörde 5 US-$!

Anreise und Unterkünfte

Die Fluggesellschaft Avensa besitzt in Canaima praktisch das Monopol: sie verkauft Flug und Unterkunft im Camp nur im Paket. Am liebsten drängt sie den Kunden auch noch ihre teuren Tagestouren auf. Mit einer Erlaubnis der Nationalparkbehörde zum Zelten oder Schlummern außerhalb des Camps (erhältlich bei INPARQUES: Ciudad Bolívar, Avenida Germania mit Calle Andrés Bello, Edificio CVG) kann man die Angestellten der Fluglinie zum Verkauf des Flugs ohne Unterkunft überreden. Mit Ausreden, z.B. dass sämtliche Flüge ausgebucht seien, muß man sich allerdings manchmal abfinden. Bucht man mit Unterkunft, so findet sich dann plötzlich ein Platz in der Maschine. Die Preise sind in den letzten Jahren in schwindelerregende Höhen gestiegen, da Nationalparkbewohner nicht mehr bauen, kein Holz schlagen und nicht mehr jagen dürfen. Das bedeutet, dass alles Lebensnotwendige per Flugzeug herangeschafft und der anschwellende Besucherstrom über den Preis gesteuert wird. Das hat dazu geführt, dass kaum noch Venezolaner diese Urlaubsattraktion in ihrem eigenen Land wahrnehmen können. Ein Tag im Avensacamp kostet je nach Saison zwischen 65-100 US-$ (mit Vollpension, ohne Flug). Die Verpflegung zu 15 US-$ kann auch von anderen Besuchern in Anspruch genommen werden. Die Preise beziehen sich auf Doppelzimmer, da Einzelzimmer nicht verfügbar sind. Wer einen mehrtägigen Ausflug plant, blecht für die Unterkunft, obwohl er sie nicht benutzt. Mit den genannten Genehmigungen darf man auch zelten oder sich eine Privatunterkunft suchen. Eine Erlaubnis kostet knapp 5 US-$ pro Tag. Abenteuerlustige erkundigen sich bei einem Angestellten des Avensacamps, einer Reiseagentur oder einem Bootsführer nach einer Übernachtungsgelegenheit. Das Mitbringen einer Hängematte ist sinnvoll, da man oft in einer anspruchslosen Hütte untergebracht wird. Dafür verlangt der Besitzer ca. 5 US-$. Das Mieten einer Hängematte kostet noch einmal das gleiche.

Das Avensacamp aus bescheidenen, palmblättergedeckten Bungalows liegt unmittelbar an einer Lagune am Ufer des Río Carrao. Vom schmalen Sandstrand öffnet sich die Sicht auf die Hacha-Wasserfälle, deren Rauschen die angenehme Begleitmusik jedes Aufenthalts ist. Im Hintergrund ragen mehrere Tafelberge empor. Im teefarbenen Wasser der Lagune kann man bedenkenlos ein Bad nehmen. Wer vom Baden genug hat, legt sich auf eine der harten Plastikliegen unter Sonnenschirmen. Im Camp unterhalten auch eine Reihe von Reiseveranstalter ein Büro für Bootstouren und Rundflüge. Dort läßt sich übrigens alles mit Kreditkarte bezahlen.

Der Holländer Rudy Truffino, als Dschungel-Rudy bekannt, betreibt das einem guten Dutzend Gästen Platz bietende Ucaimacamp, etwa 1 km oberhalb der Hacha-Wasserfälle, weiter flußaufwärts am Río Carrao. Die Unterkünfte sind schlichter als im Avensacamp, aber keinesfalls günstiger. Rudy unternimmt Touren, von denen mache Teilnehmer behaupten, dass sie mehr oder Außergewöhnlicheres zu sehen bekamen, als wenn sie bei einem Reiseveranstalter gebucht hätten. Fest steht, dass für Rudys Touren mehr Dollarnoten auf den Tisch zu blättern sind.