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Dach Venezuelas

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Bundesstaat Mérida

Wander- und Anglerherzen schlägen höher

Dach Venezuelas

Mérida ist der höchstgelegene Bundesstaat des Landes und wird daher im Volksmund auch als »Dach Venezuelas« bezeichnet. Wissenschaftler vermuten, dass dieser Teil der Anden unter dem Einfluß der kolumbianischen und peruanischen Hochkultur stand. Auf den Bundesstaat Mérida entfällt ein großer Teil des 2.764 km2 umfassenden Nationalparks Sierra Nevada, der in den angrenzenden Bundesstaat Barinas hineinreicht.

Timotes

10 km hinter La Mesa, schon auf 2.000 m, im Tal des Río Motatán, liegt Timotes. Den Namen der 1691 gegründeten Ortschaft leiteten die Spanier vom einst hier heimischen Indianerstamm ab. Terrassenförmiger Gemüseanbau sowie Senf- und Blumenfelder prägen das Bild der kurvenreichen Straße. Die kargen Böden und Täler lieferten das Baumaterial für die Steinmauern, die das Ackerland in Parzellen aufteilen. Die Flüsse in der Umgebung sind so reich an Forellen, dass jedes Anglerherz höher schlägt. Angeln ist allerdings nur in der Zeit von Mitte März bis Ende September erlaubt. Angelscheine sind in den Hotels erhältlich.

Chachopo

Das nächste Örtchen heißt Chachopo und thront bereits 600 m über Timotes. Die Straße schlängelt sich durch das Tal um die kleinen Felder herum. Vom Ortsausgang an steigt die Straße fortwährend an, und die Vegetation ändert sich schlagartig. Eine karge und rauhe Páramolandschaft löst die Bäume ab, Nebelschwaden ziehen über den Asphalt und die Temperatur sinkt merklich ab.

Pico El Aguila

Schließlich erreichen wir die höchstgelegene Straße Venezuelas: den auf 4.118 m gelegenen Paß Pico El Aguila, knapp 40 km bzw. eine Stunde von Timotes. Ein klobiger Kondor aus Bronze blickt von seinem Betonpodest auf die Besucher herab. Dieses Denkmal ließ man zu Ehren Simón Bolívars aufstellen, der anno 1813 diesen Paß mit seiner Armee überquerte. Auf der anderen Straßenseite steht ein kleines Kirchlein, in dem nur eine Handvoll Personen einen Stehplatz finden. Einen Ausblick auf die Landschaft lassen die Nebelschwaden nur vormittags zu. Die Tiefsttemperaturen können nachts bis auf den Gefrierpunkt sinken, während die Quecksilbersäule tagsüber selten über die 15 Grad-Marke steigt. Die Jahresdurchschnittstemperatur ist mit zwei Grad angegeben und liegt damit noch deutlich über dem Wert für die nur 2.962 m hohe Zugspitze. Im Winter und bei Regen ist äußerste Vorsicht geboten, da die Straße spiegelglatt sein kann. Wer es draußen im eiskalten Wind nicht lange aushält, kehrt ins einzige Restaurant ein und wärmt sich an einer Tasse heißen Kakaos. Am Wochenende und in der Ferienzeit bieten die Andenbauern ihre Maultiere zum Ausritt an.

San Isidro

So steil wie die Straße aufsteigt, führt sie auch wieder hinunter. Nach beinahe 8 km erreichen wir San Isidro. Die Fahrzeit des rund 50 km langen Streckenabschnitts von Timotes nach San Isidro beträgt eine bis eineinhalb Stunden. In San Isidro fertigen die Einheimischen Holzschnitt- und Lederarbeiten. Beachtlich ist auch das vielfältige Angebot an Wolltextilien. Im Monat Mai ist die ganze Bewohnerschaft auf den Beinen und ehrt den Schutzheiligen der Landwirtschaft, indem sie die Ochsen mit bunten Bändern schmückt und eine Heiligenfigur im Ochsenkarren durch die Straßen kutschiert. Dazu tanzen die Einheimischen und singen Lieder, die den indianischen Einfluß nicht verbergen.

Lagunen

Kine 3 km von der Straßenkreuzung nach Barinas in Richtung Osten: die 3.540 m über dem Meeresspiegel gelegene Laguna Mucubají, von den Einheimischen auch Laguna Grande genannt. Sie stellt den größten von annähernd 160 Bergseen der Sierra Nevada dar, mit einer Vielzahl von Vogelarten. Das Büro der Naturschutzbehörde INPARQUES erteilt die Genehmigung zum Zelten. Wenige hundert Meter entfernt ein kleines Café (ab 10.00h geöffnet), wo man sein Gepäck zur Aufbewahrung lassen kann. Dort sind Wanderkarten erhältlich, und ein kleines Museum stellt die andine Bergwelt vor. Führer mit Maultieren halten sich bereit und bieten Wanderungen zu den Gletscherseen an. Von hier aus läßt sich auch der Weg zur Laguna Negra, Laguna La Canoa und Laguna Los Patos einschlagen.