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Gegenbild zu Traumstränden und tropischen Temperaturen

Reiche Landwirtschaft - Speisekammer des Landes

Den nordöstlichen Ausläufer des über 7.000 km langen Gebirgszugs, der sich von Chile bis zur Karibik erstreckt, bilden die venezolanischen Anden, das Gegenbild zu Traumstränden und tropischen Temperaturen. Statt hoher Wassertemperaturen finden wir in den Anden Hochmoore, sauerstoffarme Luft, vom ewigen Schnee bedeckte Berggipfel sowie eiskalte Bergseen mit Forellen. Mit 5.007 m ist der Pico Bolívar der höchste Berg des Landes. Seine Nachbargipfel Pico Humboldt mit 4.942 m, Pico La Concha mit 4.922 m sowie Pico Bompland mit 4.883 m überflügeln immer noch den Mont Blanc in den Alpen. Bemerkenswert ist, dass der zweithöchste Berg Venezuelas den Namen Humboldts trägt. Daran läßt sich die Wertschätzung des Naturwissenschaftlers in Venezuela ablesen. Den tiefzerklüfteten Gebirgszug durchziehen zahlreiche Flüsse. In den fruchtbaren Tälern pflügen die Andenbauern noch mit dem Ochsengespann.

Gemüse und Obst pflanzen sie auf Terrassen an, während sie ihr Korn auf ebenen Gelände säen. Hauptanbauprodukte sind Kartoffeln, Kichererbsen, Knoblauch, Weizen und Schnittblumen. Die fruchtbare Erde sowie die beiden Regenzeiten, von April bis Juni und von August bis November, ermöglichen eine mehrmalige Ernte. Doch der Landstrich, vor allem im Bundesstaat Táchira, ist auch wegen seines Kaffeeanbaus bekannt. Weil die Bauern den Kaffee an staatliche Stellen zum Festpreis abliefern müssen, entwickelte sich kein Großflächenanbau wie z.B. in Kolumbien oder Brasilien. Das Land besitzen nicht wie anderswo Großgrundbesitzer, sondern Kleinbauern. Dank der häufigen Niederschläge blüht dort nicht nur die Landwirtschaft, sondern es entwickelte sich auch eine vielfältige Flora. Die Andenbewohner nennt man »Andinos« oder »Gochos«. Sie gelten als besonders hilfsbereit, gastfreundlich und arbeitsam.

Die Andenausläufer reichen in die drei Bundesstaaten Trujillo, Mérida und Táchira. Im Westen fallen sie zum Maracaibotiefland hin ab, und im Osten laufen sie bis in die oberen Llanos der Bundesstaaten Barinas und Portuguesa aus. Millionenstädte und Wolkenkratzer fehlen in dieser ländlichen Gegend, weil es sich um ein Erdbebengebiet handelt. Während die Menschen im Bundesstaat Zulia Erdöl fördern, dessen Erlös die Zentralregierung in ganz Venezuela ausgibt, gelten die Anden als Speisekammer des Landes; das heißt, hier produzieren die Andenbauern Lebensmittel für fast alle Venezolaner. Neben der bereits erwähnten Feldwirtschaft züchten die Andinos Forellen in ihren Seen und halten Kaninchen in Ställen. Beschäftigung finden sie auch in Pilzfabriken und der lederverarbeitenden Industrie. Ein bedeutender Wirtschaftszweig ist ferner der Fremdenverkehr. Einheimische und ausländische Urlauber tummeln sich hier gleichermaßen. Vom Preisniveau her sind die Anden die günstigste Gegend im ganzen Land. Der Besuch lohnt in erster Linie von Mitte September bis Ende November, während der Blütezeit der Frailejones.

Anreise

Man kann zwischen fünf Routen wählen, um in die Anden zu gelangen, wobei zwei von Maracaibo aus zum Ziel führen. Die eine verläuft weitläufig an der Westflanke des Maracaibosees entlang bis nach San Cristóbal, wo man seine Andentour beginnen lassen kann. Eine andere Strecke begleitet das Ostufer des Maracaibosees und setzt sich über Agua Viva nach Valera fort, d.h. in den Bundesstaat Trujillo. Die Zufahrten von Caracas führen entweder über Acarigua und Barinas nach Santo Domingo (Llanoroute) oder über Barquisimeto nach Boconó (Transandian). Eine weitere Möglichkeit: der Weg von Barquisimeto über Caroa bis nach Agua Viva (Panamericana).

Die Empfehlung einer bestimmten Strecke hängt zum einen davon ab, wo man herkommt und wo man überall Zwischenstopps einlegt, zum anderen davon, ob man den Mietwagen oder Bus benutzt. Die schnellste Anreise von Caracas ermöglicht die Llanoroute. Interessanter ist allerdings die über Barquisimeto. Auf allen Andenstraßen ist äußerste Vorsicht geboten. Mit Steinschlag und Erdrutschen ist ebenso zu rechnen wie mit am Straßenrand parkenden unbeleuchteten Lastwagen. Die 680 km von Caracas nach Mérida lassen sich in zehn bis zwölf Stunden Fahrzeit bewältigen, während man die rund 400 km von Maracaibo nach Mérida in sieben bis acht Stunden schafft.