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Rassismus

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Rassengleichheit und Ausländerfeindlichkeit

Die Angst vor dem Unbekannten

Auch in Venezuela gibt es Ausländer- und Rassendiskriminierung. Dies liegt teilweise in der Geschichte begründet. Wie überall macht es den Einheimischen angst, wenn sich Fremde einfinden, deren Sprache sie nicht verstehen und deren Lebensgewohnheiten sie nicht kennen.

In Venezuela spürt man eine antiamerikanische Stimmung, obwohl die USA den größten Teils des Erdöls abnehmen und den bedeutensten Handelspartner darstellen. Deutschen bringen die Einheimischen noch große Sympathie entgegen, da Hitler, von denen manche Venezolaner eine Menge halten, gegen die Amerikaner gekämpft hat. Einen weiteren Pluspunkt stellen die sportlichen Erfolge der Deutschen bei internationalen Wettkämpfen dar. Diese Sympathie könnte aufgrund der Ereignisse in Deutschland (Anschläge auf Asylantenheime und Ausländer) jedoch eines Tages umschlagen.

Für die Betrachtung der Ausländerfeindlichkeit ist die vierte und letzte Einwanderungswelle, in den fünfziger Jahren, erheblich. Während die Venezolaner vor ihren Hütten in ihren Hängematten lagen, sahen sie viele Ausländer mit dem Schiff ankommen. Sie nahmen Kenntnis davon, dass diese lediglich zwei Koffer mitbrachten und viele von ihnen noch nicht einmal Spanisch sprachen. Doch zwanzig Jahre später hatten sich viele dieser Ausländer einen ansehnlichen Wohlstand geschaffen. Sie bauten Häuser, kauften ein Auto usw. Nun denken manche Einheimische, die mit eigenen Augen sahen, dass diese Einwanderer kaum Hab und Gut mitbrachten, dass sie sich an den Petrodollars bereichert hätten, die ja wohl den Venezolanern zuständen.

Bis Ende der siebziger Jahre kam kaum Neid auf, da auch viele venezolanische Familien über Beihilfen, günstige Importe oder Beziehungen am Ölreichtum partizipierten. Auch sie kauften sich alle zwei Jahre ein neues Auto, tranken Importwhisky und beschäftigten ein kolumbianisches Dienstmädchen. Wie bereits im Wirtschaftsteil beschrieben, begann dann der rasante Abstieg. Ein neues Auto konnte sich kaum noch jemand leisten. Anstatt Whisky tranken die Venezolaner ihren eigenen Rum und entließen das Dienstmädchen. Da das Dienstpersonal Arbeiten gewohnt war, fand es bald eine Anstellung in der Fabrik. Als die Zeiten noch schlechter wurden, mußte der Venezolaner seine Ehefrau arbeiten schicken. Allerdings wollte sie kaum ein Unternehmer beschäftigen, da sie weder Erfahrung, noch Ausdauer mitbrachte und sich bisher für die Lohnarbeit zu gut gewesen war. Also verabschiedete die Regierung ein Gesetz, das sich gegen die ausländischen Arbeitnehmer richtete. Jedes Unternehmen mußte nun eine Quote von 75% venezolanischer Arbeiter und Angestellte einhalten. Später stieg diese Quote auf 90% und wurde von der Beschäftigtenzahl auf die Gehaltssumme umgestellt. Diese Maßnahme richtete sich hauptsächlich gegen Ausländer aus Lateinamerika, da sie eine Menge Arbeitsplätze besetzten. Darauf ist heute auch zurückzuführen, dass in vielen Stellenanzeigen neben den Schulabschlüssen und der Berufserfahrung auch die venezolanische Staatsbürgerschaft verlangt wird. Das führte dazu, dass sich die Ausländer einbürgern ließen. Jedenfalls die, die es sich leisten konnten, da dieser Verwaltungsakt oft mit Schmiergeldern beschleunigt werden mußte. Die ärmeren Ausländer wurden in den informellen Sektor abgedrängt. Der Ausländerhaß ist subtil und wird nicht so offen ausgetragen wie in Europa. In Venezuela leben heute rund fünf Millionen Ausländer (25%), von denen sich rund die Hälfte illegal im Land aufhält. Besonders Lateinamerikaner geben sich gern als Venezolaner aus und verschweigen ihre wahre Herkunft. So erklärt sich auch der geringe Ausländeranteil bei der letzten Volkszählung von nur 5,7%. Wahrscheinlich wurden jene Ausländer nicht mitgezählt, die inzwischen die venezolanische Staatsbürgerschaft angenommen hatten. Laut Statistik stammen 52% aller Ausländer aus dem Nachbarland Kolumbien gefolgt von Einwanderern aus Peru und Ecuador. Die meisten Ausländer zog es in die Industriezentren. Lediglich die Kolumbianer ließen sich in den an Kolumbien angrenzenden Bundesstaaten Tachira und Zulia nieder.