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Einwanderer

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Chronologie der Einwanderung

Kein Beweis einer Hochkultur

Wann die ersten Einwanderer kamen, läßt sich nicht auf den Tag genau bestimmen. Es war ungefähr 18.000 Jahre v. Chr., als sibirische Jägerstämme über die zugefrorene Beringstraße hinter ihren Beutetieren den amerikanischen Kontinent durchwanderten und in den Norden Südamerikas gelangten. Archäologen bestätigen dies durch Ausgrabungen am Orinokodelta und am Maracaibosee. Die Wissenschaftler entdeckten simple Töpferprodukte, Keramikteile und Muschelschmuck, die auf eine primitive Kultur hinweisen. Eine Hochkultur, wie sie die Inkas in Peru oder die Azteken in Mexiko aufbauten, gab es hier nicht.

Die zweiten Zuwanderer kamen erst 13.000 Jahre später aus dem asiatischen Raum und verdrängten die inzwischen seßhaft gewordenen sibirischen Jägerstämme, die sich immer weiter in unzugängliche Gegenden zurückzogen. Venezolanische Wissenschaftler wiesen durch Blutuntersuchungen nach, dass diese beiden Gruppen die Ureinwohner bildeten. Präkolumbische Petroglyphen, eingeritzte Höhlen- oder Felszeichnungen, finden wir in folgenden Bundesstaaten: Amazonas, Aragua, Bolívar, Carabobo, Falcón, Lara, Miranda, Táchira und Yaracuy. Bekannt sind die Zeichnungen auf großen Felsplatten, welche die Regierung auf die Plaza in Los Teques (Miranda) aufstellen ließ, und die Zeichnungen in Caicara (Bolívar) in der Nähe des Guri-Staudammes. Berühmt wurden auch die Elefantenhöhle (Bolívar) zwischen Puerto Ordaz und Ciudad Piar sowie die Indianerhöhle (Falcón) in Chichiriviche. Die Felszeichnungen geben heute noch Rätsel auf. Sicher scheint, dass die in Chichiriviche rund 5.000 Jahre alt sind. Diese Felszeichnungen könnten von kriegerischen Kariben stammen, die um diese Zeit einwanderten.

Die Indianerstämme im Landesinneren waren Normaden. Sie bauten alle paar Jahre neue Siedlungen, brannten die alten nieder und zogen dem Wild hinterher. Den höchsten kulturellen Entwicklungsgrad erreichten die Andenstämme, die von der höheren Kultur der kolumbianischen Stämme geprägt waren. Sie waren seßhaft und betrieben Ackerbau und Viehzucht.

Der dritte Immigrantenstrom kam mit den spanischen Eroberern vor knapp 500 Jahren. Sie brachten schwarze Sklaven aus Afrika mit, da die Indios sich für Schwerstarbeit nicht eigneten oder zu kriegerisch waren. Viele Stämme wurden in grausamen Kriegen ausgerottet. Missionare bekehrten andere Stämme, um sie der spanischen Krone zu unterwerfen.

Die vierte und letzte Einwanderungswelle begann vor etwa 80 Jahren mit dem Erdölboom und erreichte seinen Höhepunkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Reichtum Venezuelas lockte. Ein nach dem Krieg zerstörtes Europa erleichterte die Entscheidung. Besonders Pérez Jiménez (1952 - 1958) betrieb eine aktive Einwanderungspolitik. Er empfahl dem Volk, sich mit den Immigranten zu vermischen und von ihnen zu lernen. Menschen strömten aus vielen Ländern West- und Osteuropas nach Venezuela, hauptsächlich Spanier, Italiener und Portugiesen. Über die Ölfirmen kamen aber auch viele amerikanische Techniker und Ingenieure. In den sechziger Jahren schwappte eine Flüchtlingswelle aus Kuba herüber. Menschen, die sich gegen Fiedel Castro aufgelehnt hatte. In den siebziger Jahren warb die Regierung Fachkräfte aus Chile, Argentinien und Uruguay an. Doch der Dienstleistungsbereich benötigte auch ungelernte, billige Hilfskräfte: kolumbianische Arbeitskräften, die in die Elendsquartiere einzogen. Der Krieg im Nahen Osten ließ in den sechziger und siebziger Jahren eine große Anzahl Araber, vorwiegend Libanesen und Syrer, einreisen. Die Wirtschaftsmisere der achtziger Jahre in Lateinamerika brachte auch andere Südamerikaner in das Land. Die meistens wanderten jedoch illegal ein und arbeiteten im informellen Sektor, weil es Venezuela um einiges besser ging. Chinesen öffneten ihre Restaurants und betätigten sich im Handel, wie fast überall auf der Welt.

Heute gilt Venezuela nicht mehr als attraktives Einwanderungsland. Die Rückwanderung einiger Ausländer, vorwiegend Amerikaner und Europäer, begann in den achtziger Jahren. Moderne Arbeitsgesetze (später mehr dazu) sollen den Venezolanern die Arbeitsplätze sichern. Auch die Einwanderungsbestimmungen erweisen sich als ausländerfeindlich. Trotzdem wird es immer ein paar Abenteurer und Aussteiger geben, die dieses wunderschöne Land für sich entdecken und die es verstehen, die Einwanderungsgesetze zu umgehen. Ansonsten rücken heute Japaner nach, die sich Rohstoffquellen sichern wollen und hier investieren. Zuletzt sei noch die hohe Dunkelziffer der illegalen Einwanderer erwähnt. Sie leben in Venezuela als »indocumentados«, d.h. ohne Papiere, wie schon die ersten Ankömmlinge 18.000 Jahre vor Christus.