Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Fish River

Body: 

Fish River Canyon

Namibias landschaftlicher Höhepunkt. Jenseits der Karasberge macht sich die öde Halbwüste so breit, als seien ihr gar keine Grenzen gesetzt. Stundenlang atmet man jenseits von B1 und B4 Staub, um dann unvermittelt über den Canyon zu stolpern, der zu den Naturwundern dieser Welt zählt. Der Fish ist mit 800 km länger als die anderen Flüsse des Landes, führt aber nicht einmal ganzjährig Wasser. Über 500 Millionen Jahre hinweg hat er einen verschlungenen Pfad hin zum Oranje aus dem Gestein gekratzt. Das Ergebnis seiner Fleißarbeit sprengt die menschliche Auffassungsgabe: Eine Schlucht, die insgesamt 161 km lang, an einigen Stellen bis zu 27 km, an anderen wenige hundert Meter breit, vor allem aber bis kurz vor Ai-Ais ständig 450-550 m tief ist. An derlei Dimensionen reichen nur Grand Canyon, Chang Jiang (Jangze) und Brahmaputra heran.

Dabei kann man von einem “Fluߔ nur im März/April sprechen. Im Mai/Juni trocknet er zum Rinnsal, ab Juli besteht er nur aus einer Kette brackiger Tümpel im sandigen Talgrund. Nach Regengüssen läßt der Fischfluß in Springfluten aber die uralte Wucht aufblitzen, die erst den grandiosen Canyon ermöglichte. Ab 1880 startete Hendrik Witbooi seine Militärschläge gegen Herero und Deutsche vom oberen Flußabschnitt. An die Leiden des Aufstandes erinnert das Grab eines deutschen Leutnants. Thilo von Trotha hatte den Burenkrieg ebenso überlebt wie die Kriegsgefangenschaft auf Ceylon, bevor er im Juni 1905 einer Namakugel zum Opfer fiel.

Entlang des Canyons wurde ein Reservat eingerichtet, zu dem völlig unzugängliche Landstriche im Westen gehören. Nicht-Wanderer erleben nur ein Teilstück des Canyons, weil bei Hobas eine Piste 15 km lang fast an dessen Abbruchkante entlangführt. Jederzeit befahrbar, gipfelt sie in mehreren Aussichtspunkten. Achten Sie darauf, dass die Reifen in gutem Zustand und nicht zu stark aufgepumpt sind.

Reservatsgebühr zahlbar in Hobas oder Ai-Ais. Einrichtungen jedwelcher Art nur in Camps. Unterkünfte bei MET buchen, Tagesbesucher dürfen von Sonnenauf- bis -untergang in die Camps. Die Faltkarte Fischflußschlucht ist für Wanderungen unentbehrlich: Zwischen schrägen Fotos und einem lustigen Leoparden viele Hinweise zu Klima, Wegführung, Flora, Fauna, Geologie - und Rucksäcken.

Main Viewpoint & Camp Hobas

Am Aussichtspunkt, der auf die riesige Flußschleife namens Hell´s Corner blickt, beginnt der Fish River Trail. Wer mal eben 500 m tief in die Schlucht hinabsteigt, den beschleicht eine Ahnung von Schönheit und Qualen dieser mehrtägigen Wanderung. Eine Stunde dauert der extrem steile, zum Teil kettengesicherte Abstieg, doppelt solange der Weg zurück. Wegen der mörderischen Hitze stiefelt man erst am späten Nachmittag los und läßt sich den Rückweg vom Mondschein beleuchten.

Den Schautafeln am Viewpoint ist Wissenswertes über den Canyon zu entnehmen. Hier könnte man dank Picknickhütte, Schattendach und Braai eine Weile verbringen. Campen möglich, Wasser und Brennholz mitbringen. In der Nähe steht das aberwitzigste Toilettenhäuschen Namibias.

Das Camp Hobas, 13 km südlich vom Viewpoint (gute Piste), besteht lediglich aus zehn schattigen Zeltplätzen, Grillstellen, gepflegten Sanitäranlagen, einem Kiosk und einem Pool. Kein Restaurant, keine Tankstelle. Im Information Centre melden sich Tagesbesucher, Übernachtungsgäste und Wanderer für den Fish River Trail. Täglich 7.30-12h, 14-17h. Zeltplatz für acht Personen.

Ai-Ais Hot Springs

Ai-Ais (“brühend heiߔ in Nama) klemmt sich zwischen mächtige Klippen am südlichen Canyonende. Anno 1850 entdeckte ein Hirtenjunge auf der Suche nach verlaufenen Rindern die Thermalquellen, die der Oase den Namen gaben. Sie entspringen unterhalb des Flußbetts und sind so reich an Fluor, Schwefel und Chlor, dass sich Rheumatiker Wunderdinge darüber erzählen. Das 60° heiße Wasser wird in mehrere Becken geleitet.

Das große Freiluftbecken mitten im Camp ist wohl das Schönste, was müden Knochen nach langer Fahrt erwarten dürfen. Wo sonst kann man mitten in der Wüste aus einem dampfenden Pool heraus Sternschnuppen zählen und seiner Haut beim Aufrunzeln zuschauen?

Ai-Ais ist im Gegensatz zu Hobas fast ein Ferienstädtchen. Postdienst, Tankstelle, Tennisplätze, Kinderspielplatz, Thermalbad, Sanitärblocks, jede Menge guter Unterkünfte. Restaurant täglich 7-9h, 12-14h, 18-22h, letzte Bestellung 8.30h, 13.30h, 20.30h. Im Laden Frischfleisch, Brot, Butter, kühles Bier, Konserven, Kochgeschirr, Gaskartuschen und Filme. Im hinteren Campteil parkt der Hubschrauber eines Rettungsdienstes; halbstündiger Rundflug möglich. In den umliegenden Felsen darf man frei herumkraxeln und auch den letzten, unspektakulären Trailabschnitt beschnuppern.

Zeltplätze für acht Personen mit Strom, Sanitärblock, Feldküche, Vierbettbungalow mit Kühlschrank, Kochplatten, Bettzeug beim eigenwilligen Camptor. Wohnung im hotelähnlichen Hauptgebäude mit vier Betten und Bad oder mit zwei Betten und mehr Platz.

Vom 1. November bis zum zweiten Freitag im März ist Ai-Ais wegen Überschwemmungsgefahr dicht. Diese Vorsicht ist begründet, zweimal wurde die gesamte Anlage von Springfluten hinweggeschwemmt.

Wenn Sie in Ai-Ais vor dem Frühstück eine Jeans waschen, ist sie nach dem Frühstück schlüpfbereit!