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Unabhängigkeit

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Geschichte des 20. Jhs.

Unabhängigkeit

Am 21. März 1990 um Mitternacht wird in Windhuk die südafrikanische Flagge eingeholt und das blau-rot-grüne Banner gehißt. Es sind die Farben der Swapo, doch in der Flagge werden sie diagonal angeordnet und durch weiße Zwischenstreifen ergänzt. Links oben verweisen eine knallige Sonne auf das extreme Klima und ihre zwölf Strahlen auf die Volksgruppen des Landes.

Über Afrika geht damit ein neuer Stern auf - Namibias beschwerlicher Weg ist am Ziel. Swapo-Chef Samuel Daniel Nujoma, der designierte erste Mann der präsidialen Republik, verkündet, dass die letzte Kolonie des Kontinents frei sei. In Nujomas Regierungsarbeit zeigt sich schnell, dass die Swapo es ernst meint mit der Versöhnung, die die Wunden von 25 Jahren bewaffnetem Kampf heilen soll.

Die Verfassung von 1990, eng an die deutsche gelehnt und von südafrikanischen Professoren entworfen, ist weltweit eine der demokratischsten. Alle fünf Jahre werden Präsident (nur zwei Amtsperioden) und Parlament gewählt. Dem Parlament gehören 72 Abgeordnete aus ebensovielen Wahlkreisen und sechs vom Präsidenten ernannte Mitglieder an. Der Nationalrat (National Council) besteht aus 26 Abgesandten der 13 Regionen und dient als Korrektiv, wie der deutsche Bundesrat. Jede Region hat ihre eigene Regierung. Die Justiz hat ihre autonome Stellung seit 1990 in etlichen Fällen unter Beweis gestellt.

Auf die Wirtschaftslenkung, die die Swapo stets gepredigt hatte, verzichtet sie jetzt stillschweigend. Der Erfolg läßt nicht auf sich warten. Landesweit herrscht ein Klima des Aufbruchs. Die Zustimmung zum allseits respektierten Präsidenten und seinem Regierungschef Hage Gottfried Geingob bringt der Swapo bei den Wahlen im Dezember 1994 über 68% der Stimmen (53 Sitze) ein. Opfer dieses Erdrutschsieges werden die DTA mit ihrem Vorsitzenden Mishake Muyongo und die UDF (15 bzw. zwei Sitze).

Ausblick

Vieles deutet darauf hin, dass die Zukunftsaussichten für Namibia rosig bleiben. Die Infrastruktur zählt zu den besten in Afrika. Für den Fremdenverkehr ist kein Ende des Wachstums in Sicht. Bei Personalentscheidungen 1994-98 setzt sich der pragmatische Flügel der Swapo durch. 30 Industriestaaten sagen in Genf dem jungen Sprößling Entwicklungsgelder von 600 Millionen US-$ zu. Damit wäre der Schuldenberg, eine Erblast der südafrikanischen Verwaltung, fast abgebaut.

Einen Sonderrang nimmt die Zusammenarbeit mit Deutschland an. Immerhin leben 20.000 Deutschstämmige in Namibia, deren Idiom bis 1990 sogar Amtssprache war. Im September 1995 weilt Bundeskanzler Kohl in Windhuk, im Juli 1996 kommt Sam Nujoma zum ersten Staatsbesuch nach Bonn, im März 1998 besucht erstmals ein Bundespräsident, Roman Herzog, die ehemalige Kolonie. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl erhält Namibia mehr deutsche Entwicklungsgelder als jedes andere Land. Jedoch bekräftigt Herzog, dass es keine Entschuldigung für die Greueltaten im Hererokrieg oder gar Reparationszahlungen geben werde, wie Hererovertreter und die Gesellschaft für Menschenrechte fordern. Eine weitere Amtsperiode war nach der namibischen Verfassung nicht möglich, so dass 2004 der bisherige Minister für Landfragen, Hifikepunye Pohamba - ebenfalls Ovambo und SWAPO-Mitglied - zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Am 21. März 2005 wurde er im Beisein mehrerer afrikanischer Präsidenten in Windhuk vereidigt.