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Kulisse

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Hinter den Kulissen

Frankie Fredericks: Der goldene Junge von Katutura

Auch wenn er viermal am ersten Platz vorbeirannte und nur Silber holte, nennen sie ihn den “Goldenen Junge”. Frankie Fredericks, Namibias Sprintsensation, ist das große Vorbild für die Jugend des Landes. Er trinkt nie, auch kein Bierchen mit dem Erzrivalen Michael Johnson. Er wird nie mit Zigaretten oder Drogen gesehen, weil es gegen seine Religion verstößt. Er ist der perfekte Athlet und der bekannteste Botschafter seines Landes. Allein Frankie Fredericks sorgt bisher dafür, dass Namibia schon in der Olympischen Medaillenstatistik verewigt ist. Bei den Spielen in Barcelona 1992 wurde er über 100 und 200 m Zweiter. Vier Jahre später in Atlanta wiederholte er dieses Kunststück.

1968 in den Hinterhöfen von Katutura geboren, verliert Fredericks zunächst sein Herz an den Fußball. In Windhuk ist er bald berühmt für sein inniges Verhältnis zum Ball. Gegner läßt er nach Belieben aussteigen, Tore purzeln wie reife Früchte, und so melden sich 1987 die Kaizer Chiefs, der FC Bayern von Südafrika, mit einem Profiangebot. Doch am meisten ist Fredericks immer mit seinem explosionsartigen Antritt aufgefallen, an dem er längst auch auf der Laufbahn feilt und dem schließlich die Kaizer Chiefs zum Opfer fallen. Frankies Mutter, Riekie Fredericks, hatte die Familie mit nächtelanger Schufterei auf ihrer Nähmaschine alleine durchgebracht. Tagsüber achtete sie darauf, dass bei Frankie in Schule und Stadion alles im Lot blieb.

Die Mühen von Riekie Fredericks, mittlerweile fast die “Mutter der Nation”, werden 1988 belohnt, als die Rössing-Uranmine Frankie mit einem Stipendium in die USA schickt. Er nutzt seine Gelegenheit doppelt. An der Brigham Young University von Utah hält der junge Namibier seine grauen Zellen mit Computerwissenschaften und Business Administration wach, was ihm gleich zwei Studienabschlüsse beschert. Eher nebenbei entwickelt er seine sportlichen Fähigkeiten. Die Startgelder, die er auf der europäischen Athleten-Tingeltour einheimst, sieht er nur als Zubrot für einen mittellosen Studenten.

Nach wenigen Jahren ist Fredericks dennoch schnellster Sprinter Afrikas. Über 200 m wird er 1993 in Stuttgart Weltmeister. Seinen bisher einzigen großen Titel ertrotzt er damals dem großen Carl Lewis. (In Stuttgart steht sogar ein zweiter Namibier auf dem Treppchen: Lucketz Swartbooi läuft im Marathon hinter dem für die USA startenden Südafrikaner Mark Plaatjes auf den zweiten Platz.) Bei den WMs 1991 und 1995 reicht es für Fredericks nur zu - Silber. Dass es bei Olympia mit Gold nicht klappt, will der zurückhaltende, stets konzentrierte Fredericks in Sydney 2000 ändern.

“Wenn ich es im zarten Alter von 32 schaffen sollte, dann ist das wohl ein Zeichen des Himmels”, bescheidet er nach den 100- und 200 m-Läufen von Atlanta die schreibende Zunft, die ihn längst zum besten Looser der Leichtathletikgeschichte gekürt hat. Fredericks ist stets der Erste, der dem Gewinner gratuliert, und hat immer ein paar Worte für die Verlierer, wenn er gewonnen hat. Seit Atlanta lebt er in den USA, kehrt aber häufig zu Familie und Freunden in Katutura zurück. Seine Wurzeln vergißt ein Mann wie Fredericks nicht. Er ist Schirmherr eines gemeinnützigen Verbands für unterprivilegierte Jugendliche, und bereits nach dem WM-Titel wurde eine Straße in Windhuk nach ihm benannt.