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Entwicklung

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Namibia – geschichtlicher Rückblick

Bessere Zeiten fürs Land

Die wirtschaftliche Entwicklung bleibt dagegen in Kinderschuhen stecken. Trotz aller Bemühungen des Südwestafrikanischen Siedlungssyndikats ziehen deutsche Auswanderer weiterhin Amerika vor. Was an deutschen Siedlern eintrifft, läßt sich im zentralen und nördlichen Hochland nieder, während burische Einwanderer im Süden und rund um Grootfontein Farmen aufbauen.

Von der großen Rinderpest 1897 erholen sich viele Betriebe erst nach Jahren, und so mancher Viehzüchter legt sich nur noch Schafe zu. Erst mit der Kabelverbindung nach Europa 1899, der Eröffnung der Erzminen rund um Tsumeb 1901-03, der Einweihung der Staatsbahnlinie Swakopmund-Windhuk im Juli 1902 und der Mole von Swakopmund 1903 scheint die Kolonie aus den roten Zahlen zu geraten.

Großer Aufstand. Untergründig schwelen die Spannungen zwischen einheimischen Völkern und Kolonisatoren stets weiter. Nach Witboois Niederlage einigen sich Herero, Nama und Owambo, ihre traditionellen Konflikte beizulegen und gemeinsam Widerstand zu leisten. Zudem untergräbt die Rinderpest von 1897 die Existenzgrundlage der Herero. So kommt es 1904 zum großen Aufstand des verzweifelten Volkes, dem sich nach monatelangem Zögern auch die Nama anschließen. Beide Völker werden mit brutaler Gewalt besiegt und von der Schutztruppe fast ausgerottet; siehe Kastengeschichte.

Erst als die Aufstände niedergeschlagen sind, zeigen sich erwünschte Nebenwirkungen. Ins menschenentleerte Hochland strömen deutsche Siedler herbei, die sich entrechtete Nama und Herero als Farm- oder Minenarbeiter halten. Zur gleichen Zeit treffen die ersten Karakulschafe aus Zentralasien ein.

Viele Schutztruppler ziehen ein eigenes Anwesen der Rückkehr in die Heimat vor, so dass sich die Zahl der Weißen nach und nach auf 15.000 (1912) erhöht. Im Juni 1908 werden bei Lüderitz Diamanten gefunden. Das gottverlassene, windumtoste Nest mutiert daraufhin zur Stadt. Arbeitskräfte und Glücksritter strömen in den Süden, die neuen Einnahmen decken die Kriegsverluste des Reichskolonialamtes.

Mit ihnen kann die Infrastruktur zielstrebig ausgebaut werden. Als erste sind die Bahnstrecken Lüderitz-Keetmanshoop (1908) und Windhuk-Keetmanshoop (1912) dran, dann beginnt der Bau einer ehernen Landungsbrücke in Swakopmund. Im August 1914 stellt die Großfunkstelle Windhuk erstmals eine Verbindung mit Berlin her. Nacheinander erhalten Karibib, Keetmanshoop, Lüderitz, Okahandja, Omaruru, Swakopmund, Warmbad und Windhuk das Stadtrecht.

Alles deutet darauf hin, dass die mit brachialer Gewalt befriedete Kolonie vor einer Blütezeit steht. Da bricht der Erste Weltkrieg aus. Nach kurzem Kampf ergibt sich am 9. Juli 1915 die Schutztruppe bei Khorab nahe Tsumeb der südafrikanischen Armee, die auf Seiten der Alliierten marschiert. Die deutsche Herrschaft endet nach 31 Jahren und zweieinhalb Monaten. Doch diese kurze Episode prägt das Antlitz des Landes und besonders seiner Hauptstadt wie keine zweite Epoche.