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Bethanien / Aus

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Bethanien

81 km südöstlich von Helmeringhausen. Im Dorf 30 km abseits der B4 liegt das Schmelenhaus, Namibias ältestes Gebäude. Es wurde 1814 von Missionar Heinrich Schmelen zwecks Christianisierung der ansässigen Nama und Orlaam errichtet. Ein Anschlag an der Tür verrät, wo der Schlüssel abzuholen ist.

Ein paar Schritte weiter wohnte Joseph Fredericks, der die örtlichen Nama Ende des 19. Jahrhunderts anführte. Seinen Platz in den Annalen sicherte sich der Bethanierkönig, als er 1883 ein riesiges Gebiet zwischen Küste und Wüste zum Spottpreis an Adolf Lüderitz verkaufte. Den Nama war die Vorstellung, ein Einzelner könne Land besitzen, gar nicht geläufig.

An der Hauptstraße neben Schmelenhaus: * Bethanie Hotel, Tel. 06362 / 13, mit DZ.

TransNamib-Bus nach H´hausen Di/Fr 10.50h (2½ Std), Lüderitz täglich 9.50h (3 Std), Keetmanshoop 16h (2 Std). Auf der Farm Rooipunt im Huib-Hochplateau fristen die Music Stones ein melodiöses Dasein.

Aus

101 km südwestlich von Helmeringhausen, an der B4. Wahrscheinlich ist der Name des rustikalen Ortes einem frühen Tennisspiel zu verdanken. Oder der endgültig letzten Ehekrise im Haus des Missionars. Oder einem Kind mit arg vielen Schmerzen. Oder achwerweißdasschonschlußaus.

Den stillgelegten Bhf ziert das Bahnhofshotel, Tel. 063332 / 44. Prima Bar, Restaurant, kleine EZ/DZ, geräumigere Zimmer mit Bad.

Nach der Kapitulation der Schutztruppe am 9. Juli 1915 eröffneten die südafrikanischen Sieger zwei Gefangenlager, in Okanjanje im Norden für Offiziere, in Aus für die unteren Ränge. Gemäß alter Heerestradition wurde dem gegnerischen Offiziersstab weiterhin Respekt gezollt, während die Mannschaftsgrade in Aus nichts zu lachen und manchmal noch weniger zu essen hatten. Erst der Vertrag von Versailles bestimmte die Auflösung des Lagers im Mai 1919. An dessen Stelle steht heute eine nachgebaute Gefangenenbaracke.

TransNamib-Bus nach Lüderitz täglich 11.25h (1¼ Std), Keetmanshoop 14.30h (3¼ Std). Caltex-Tankstelle bei der Namib Garage, Tel. 29. Kurz hinter Aus beginnt das Sperrgebiet. Nach dem entsprechenden Hinweisschild ist es streng verboten, die B4 zu verlassen - auch zu Fuß (Sand ohnehin zu weich und tief).

Wüstenpferde: Die Überlebenskünstler von Garub

Sanddünen und Kiesebenen, ein paar Büsche und trockene Gräser - dies ist nicht gerade der Lebensraum, in dem man Pferde erwarten würde. Und doch bevölkert seit über 80 Jahren eine Pferdeherde die Namib. Die zähen Überlebenskünstler weiden bei der verlassenen Bahnstation von Garub, 25 km westlich von Aus. Selbst in der Regenzeit bekommt Garub kaum einen Tropfen ab. Also müssen die Pferde ihren Speiseplan umstellen und mit saftlosen Grasarten, Akazien und Sträuchern vorlieb nehmen. Nur wenn im Juni/Juli Kaltfronten aus Südafrika Regen oder gar Schnee mitbringen, wird ihr Lebensraum kurz grün und fruchtbar, und die Wüstenpferde tragen ihre Mähne wieder stolz erhoben.

Über ihre Herkunft kann nur gemutmaßt werden. Am plausibelsten erscheint aber die Version, dass ihre Vorfahren von Schutztrupplern zurückgelassen wurden. Vielleicht sind sie aber auch dem Schloß Duwisib entsprungen, wo bis 1914 der exzentrische Baron von Wolff eine Pferdezucht führte. Experten erkennen in Antlitz und Statur jedenfalls eine Mischung aus englischem Vollblut, Hackney, deutschem Trakehner und afrikanischem Cape. Seit 1987 stehen die 200-300 Pferde unter Naturschutz.

Ein Teil ihres Reviers gehört zum Sperrgebiet. Also sorgten die Minenbetreiber nach der Schließung der Bahnstation von Garub dafür, dass die dortige Wasserstelle weiterhin funktioniert. Allerdings liegen Tränke und Weideplätze über 20 km entfernt, so dass manche Pferde in grimmigen Jahren den Weg zum Wasser nicht mehr schaffen. Immer wieder gefährden längere Dürreperioden den gesamten Bestand.