Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Sept Iles

Body: 

Von Vögeln und Kadavern, blauen Eiern und rosa Füßen

Lieber Muffins als Puffins

Sechs Kilometer nordöstlich von Perros-Guirec gleichen diese Inseln, nach Anatole Le Braz, »einer Gruppe prähistorischer Wale, die sich auf der Höhe des Horizonts im Wasser tummeln.« Von West nach Ost liegen die Felsen von Ar-Zer, Enez Plad, Enez-ar-Razed, Jantilez und die île aux Moines, die »Mönchsinsel«, so benannt nach den Franziskanern, die im 14. und 15. Jahrhundert hier lebten, Bono, Malban und die drei Hektar der Vogelreservate Rouzig und Albert-Chappelier. Letztere wird – und dies ist einzigartig in Frankreich – von der LPO, dem Vogelschutzbund, geleitet und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

1876 zählte der Naturforscher Bureau noch 15.000 Pärchen nistender Papageientaucher auf Rouzic. Nach dem Einfall der Touristen ist ihre Zahl gewaltig zusammengeschmolzen: derzeit leben auf der Insel noch rund 330 Pärchen Papageientaucher und 4.700 Baßtölpel. Die Baßtölpel ziehen in dreißig Meter langen Zügen über das Meer, in das sie sich in einem abenteuerlichen Sturzflug hinein fallen lassen. Der Fulmar mit silbergrauem Rücken schwebt im Gleitflug auf seinen Rastplatz in der Felswand. Das erste Pärchen kam 1956 hierher, heute zählt man deren etwa dreißig. Die vierzig bis fünfzig Lummenpärchen stehen merkwürdig dicht gedrängt neben etwa dreißig Tordalkpärchen. Die Dreizehenmöwe (40 Pärchen) stoßen auf in einem unaufhörlichen Hin und Her zwischen Nest und Meer ihren Schrei aus, der ihrem englischen Namen gerecht zu werden versucht: kittiwake, kittewake. Ende März legt das Weibchen drei bläuliche Eier in ein Netz von Algen und Reisig am Felshang, aus denen nun die Küken schlüpfen. Ein Haubenkormoran hat über den Steinen zum Trocknen seine Stelllung bezogen, die Flügel über Kreuz geschlagen, während die Kolonie von Silbermöwen über das Festland herfällt. Die mächtigen Mantelmöwen sind damit beschäftigt, die Tierkadaver am Ufer zu verschlingen. Der Austernfischer, dessen roter Schnabel aus dem schwarz-weißen Gefieder heraussticht, hat sich lange auf seinen rosafarbenen Füßen ausgeruht, beginnt nun, den schlammigen Sandstreifen zu vermessen und enthebt sich sodann mit dem ganzen Schwarm unter einigem Pfeifen in die Lüfte. Weiter hinten scheinen ein paar schwarze, kleine Sturmvögel über das Wasser zu schreiten.

Wenn die Nacht eingebrochen ist, hallt die Insel wider vom bedrohlichen Gesang der mysteriösen Sturmvögel, der puffins der Engländer, die man kommen und gehen hört, wie sie die Wellen streifen, die aber auch für den neugierigen Beobachter unsichtbar bleiben.