Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Anpassung

Body: 

Verrat - König Artus kämpft für die Römer

Klassengesellschaft und Auswendiglernen ist doof

Cäsars detaillierterer Zeugenbericht betont die Teilung der gallischen – sprich: keltischen – Gesellschaft in drei Klassen, welche den drei Funktionen entsprechen (Krieger, Priester und Bauern), die von Georges Dumézil als kennzeichnend für die indoeuropäischen Zivilisationen ausgemacht wurden. Und nachdem er die Bedeutung der religiösen Dimension (die Doktrin von der Seelenwanderung) in der keltischen Kultur untersucht hat, liefert er eine Präzisierung, die zeigt, dass die Kelten weit davon entfernt waren, unwissende Bestien zu sein, sondern geistigen Dingen hohe Aufmerksamkeit schenkten: »Man sagt, dass die jungen Leute, die sich für das Priesteramt entschieden haben, bei ihnen [den Druiden] eine beträchtliche Anzahl von Versen auswendig lernen. Darüber hinaus bleibt so manch einer zwanzig Jahre in der Schule. Sie sind der Ansicht, dass die Religion es nicht erlaubt, den Stoff ihres Unterrichts der Schrift anzuvertrauen, wohingegen sie sich im allgemeinen bei allem anderen [...] des griechischen Alphabets bedienen. [...] Des weiteren geben sie sich zahlreichen Spekulationen über die Größe der Welt und die Ausmaße der Erde hin, sowie über die Natur der Dinge, über die Macht der Götter und ihr Wirkungsfeld, und sie geben diese Lehren an die Jugend weiter.«

Jedoch bestand für die keltische Kultur trotz ihres Menschenpotentials und ihrer Beherztheit keine andere Möglichkeit als zu kapitulieren angesichts der ungeheuren römischen Kriegsmaschinerie. Während Rom an den Ufern des Mittelmeers in der Tat ein Reich aufbaute, das um eine hierarchisch angeordnete Zentralstaat herum strukturiert war, blieben die keltischen »Königreiche« Einheiten mit vagen Umrissen. Um die Wahrheit zu sagen, der Begriff »Königreich« birgt die Gefahr in sich, sehr leicht in die Irre zu führen dadurch, dass er an strenge Dynastien, an ein despotisches Regime und eine Befehlsgewalt denken läßt, die, wenn Dumézil; Glauben geschenkt werden darf, der keltischen Welt jedoch völlig fremd war. Denn, dem Religionshistoriker zufolge, unterschieden sich die Kelten in fünf wesentlichen Punkten von den Römern: »Die Römer denken historisch, während die Indianer [und die Kelten] in Mythen denken [...]. Die Römer denken national und die Indianer [und die Kelten] kosmisch [...]. Die Römer denken praktisch und die Indianer [und die Kelten] philosophisch [...]. Die Römer denken politisch, die Indianer [und die Kelten] denken moralisch [...]. Und schließlich denken die Römer rechtlich, die Indianer [und die Kelten] denken mystisch. Der Gelehrte Dumézil wurde jedoch oftmals von Pseudo-Denkern auf der Suche nach rassistischen Theorien geplündert, und so viele faschistische Handlanger haben das »keltische Kreuz« als Emblem geschwenkt, dass eine Präzisierung vonnöten ist, bevor ich meine Gedanken fortsetze: die Ursprünglichkeit der keltischen Zivilisation zu betonen (oder vielmehr: das, was man darüber zu wissen glaubt), bedeutet nicht, deren Loblied zu singen; die primitiven Gesellschaften zu rühmen unter dem falschen Vorwand, dass ihnen Unterdrückung fremd war, wäre lächerlich; und sich auf den alten Barbaren zu berufen, immer noch in unserem Gedächtnis verankert, im Hinblick darauf, die demokratische Geistlosigkeit von heute zu erschüttern, ist, wie jeder weiß, ein Vorrecht der Nazis. Setzen wir also, nachdem jedes mögliche Mißverständnis ausgeräumt ist, unsere Erinnerung an dieses gallisch-römische Universum von Asterix und Obelix fort.

Nachdem ihre Niederlage vollendet war, verschmolz die keltische Welt ohne sichtbare Probleme mit dem römischen Reich. Das ging soweit, dass eine bedeutende Anzahl unter den letzten Militärführern des westlichen Reichs (von denen viele in der Tat »barbarischen« Ursprung hatten) Kelten waren. Und der römische Patriotismus« dieser Krieger ging soweit, dass einer von ihnen, der als dux bellorum in Großbritannien und (vermutlich) in Makedonien kämpfte, zum Ausgangspunkt für eine der bedeutendsten legendären Figuren der keltischen Welt wurde, als ob für Rom zu streiten, den Weg zum bretonischen Pantheon ebnete. Gemeint ist natürlich Artus, König Artus. Der Herr von Camelot und der Tafelrunde.