Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Fatalismus

Body: 

Zentralismus

Kontinentalsperre

Wie erklärt sich nun, dass die Bretagne die große Wende im Kapitalismus verpaßt hat und während des 17. und 18. Jahrhunderts außer in einigen ihrer städtischen Pole in eine Art Unterentwicklung abgestürzt ist? Hier stehen sich zwei Theorien gegenüber, mit um so größerer Bitterkeit, als sie sich auf einander widersprechende ideologisch-politische Voraussetzungen stützen. Auf der einen Seite die, welche eine geographische »Fatalität« bejammert, welche die Bretagne dazu verurteilt hat, eine Peripherie der Moderne zu bleiben; auf der anderen Seite die Theorie, die den französischen Zentralismus bzw. Imperialismus in Frage stellt, der einen vielversprechenden Aufschwung zerbrochen haben soll.

Der Zentralismus, jene Wunde, von der Frankreich, trotz eines neuen Gesetzes, immer noch nicht geheilt ist, trägt in diesem Fall eine schwerwiegende Verantwortung. Mehr als dreihundert Jahre lang auf eine so charakteristische Region wie die Bretagne angewendet, oftmals ohne Berücksichtigung ihrer besonderen Interessen, hatte dort schließlich bestimmte fast kolonial anmutende Mechanismen eingeführt. So wurde beispielsweise die maritime Lage der Bretagne kaum ermuntert von einem Staat mit Landtradition, der seine Zukunft im wesentlichen auf dem Kontinent sah. Sicher, Colbert gründete 1665 Lorient, um daraus den Heimathafen der West Indien Company zu machen; sicher, er organisierte und ermutigte das »große Rennen« das von den Seeräubern aus Saint-Malo (Duguay; Trouin;) und Nantes (Cassard;) praktiziert wurde, wobei er nebenbei auch eine andere – zugegeben wenig glorreiche – Aktivität unterstützte, die die »Domaine par excellence« des Hafen von Nantes; war, nämlich den Sklavenhandel, - das berüchtigte Sklavendreieck. Aber dieses Beispiel voluntaristischer Politik, wo der Zentralismus sich als Fortschrittsfaktor herausstellte, wurde nicht lange unterstützt; das Frankreich des 18. Jahrhunderts überließ England und Holland die Regentschaft auf dem Meer und gab seine Niederlassungen in Indien, Lousiana und Quebec (von Jacques Cartier aus Saint-Malo entdeckt) auf. Den letzten Dolchstoß bildete schließlich die von Napoleon durchgesetzte »Kontinentalsperre« wodurch die traditionellen Handelsbeziehungen zwischen der Bretagne und Südengland in die Brüche gingen.