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Was ist keltisch?

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Spaziergänge über den Ärmelkanal

Tristan und Isolde

Bei soviel Universalität stellt sich eine Frage: was an diesem Stoff ist eigentlich keltisch? Oder vielmehr: was ist davon übrig geblieben?

Gehen wir über seine Ursprünge, die niemand bestreitet, hinweg, selbst wenn es auch leidenschaftliche und voreingenommene Romanisten geben mag, die in ihrer Unwissenheit bezüglich der keltischen Studien diese Ursprünge als zu vernachlässigen ansehen. Der Raum der wunderbaren Abenteuer von Tristan und Isolde, von Gradlon und Dahut, von Erec und Enide, der Ritter der Tafelrunde und all die anderen Helden der Romane und bretonischen Lais ist jedoch klar abgesteckt seit Geoffroy (britischer Geistlicher armorikanischer Herkunft, wie ich noch einmal in Erinnerung rufen möchte, der aber in England schrieb für normannische Herren, die Französisch sprachen).

So liegt beispielsweise Artus´ Hof in Großbritannien sowie auch der Hauptteil seines militärischen und geistigen Kampfes; aber Brocéliande ist in der Bretagne und umschließt den See, an dem Viviane (Ninian auf Bretonisch) Lancelot aufgezogen hat. Die Stadt Ys wiederum, in der eine Ausstrahlung jener Anderen Welt gesehen werden kann, von der später noch die Rede sein wird, befindet sich eindeutig in der bretonischen Cornouaille. Was Tristan, den Léonois betrifft (das bedeutet höchstwahrscheinlich »Mann aus Léon« an der Nordküste der Bretagne), so hört dieser nicht auf, dieses Binnenmeer zu überqueren, das der Ärmelkanal zu jener Zeit war, ein Meer, bei dem man daran erinnern sollte, dass es damals nicht wie ein Wald ein Hindernis bei Reisen darstellte, sondern ein bevorzugter Verkehrsweg war.

Die romanhafte Geographie kann sich jedoch auf einen konventionellen Raum beschränken. Deshalb liegt in dem Maße, wie der christliche und französische Stempel im Laufe der verschiedenen Versionen immer dominierender wird, das Problem darin, die den ursprünglichen britischen Stoff ausmachenden Themen über die neuen spirituellen und gesellschaftlichen Gewänder hinaus, mit denen sie herausgeputzt sind, zu entdecken. Nicht, dass diese, nur weil sie älter sind, besser wären als das, zu dem sie geworden sind, sondern weil sie uns Zugang verschaffen zu einer anderen Kultur, in der die Sitten und die Mythologie der Kelten bestimmende Elemente waren.