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Zwei abgebrühte Kollegen

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Fort Alamo: Polizeialltag in der Bronx

Ein Vietnam-Veteran auf Patrouille

Unterwegs auf New Yorks heißestem Pflaster

An jedem von Gott geschenkten Tag fragt sich der patrolman Jed Nobham, vom 46. prestrict in New York, ob er etwa in dem Viertel sterben wird, in dem er geboren wurde. Ein Mann russischer Herkunft – es gibt eine beachtliche russische Gemeinschaft in der Bronx -, wurde Jed in der West Bronx geboren, und dort arbeitet er. Verheiratet, Vater einer Tochter, lebt er weiter oben, in Riversale, in seiner Dreizimmerwohnung verbarrikadiert.

Jed glaubt an eine nicht-gewaltsame Polizeiarbeit. Er ist ein friedlicher Mensch. Er sieht sanft aus, aber manchmal, während der Arbeit, insbesondere wenn er es mit verbrecherischen Kindern zu tun hat, verzieht sich sein Gesicht zur Grimasse und wirkt fremd und schmerzerfüllt. Seine Lebensphilosophie hat er aus dem Vietnam, wo er verletzt wurde und von wo er auf den Tag genau ein Jahr später wieder aufbrach, vom Krieg ermüdet.

Dort unten hat er alles gelernt, sagt er: Gut und Böse sind untrennbar. Jed glaubt an die Universalität des menschlichen Leids. Bei seiner Rückkehr hat er unter dem post war symptomy gelitten – er mußte über seine Erfahrungen schweigen. Doch vier Jahre später trat er, wie viele andere Vietnam-Veteranen, wie sein Partner Luis Senzimilla, ins NYPD ein, das New York Police Department. Heute macht er Joga, Meditation und jiu-jitsu. Weder trinkt noch raucht er und besucht keine Bars, wo seine Kollegen jeden Abend aufkreuzen, um zu vergessen oder um sich an die guten und schlechten Geschichten zu erinnern, die das Leben eines Polizisten ausmachen. Ihm reichen die acht Stunden täglich. Jed möchte sich nicht erinnern. Er will vergessen.

Die Sonne strahlte an jedem Wintersonntag, als Jed und Luis auf Grand Concourse einen nackten, blutbedeckten Mann auftauchen sahen, der vom Angel Dust versteinert war. Jed dachte, das alles mögliche in dem four-six passieren konnte. Nun war er sich dessen sicher. Dieses precinct ist kein Picknick-Ausflug. Ein blutbefleckter Mann ist selbst für einen Polizisten eine unangenehme Berührung. Und die Menge rückte immer näher: Die Schweine hatten den armen Jungen verprügelt! Jed hatte einen 10.13 eingegeben - assist police officer -, da er die Gefahr spürte. Innerhalb von fünf Minuten trafen zwei weitere Polizeiautos ein, und die Menge zerstreute sich wieder ... Niemand wußte, dass dieser blutbedeckte Mann soeben das widerwärtigste Verbrechen begangen hatte, das Jed in seinem Arbeitsleben begegnete: Er hatte seine Mutter zerstückelt und verzehrt.