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Die achtziger Jahre

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Das Schweigen der Chinesen

Die siebziger und achtziger Jahre

Chinatown bleibt ein heißes Pflaster

1976 zählte man dreißig Morde oder Mordversuche, die auf die Bandengewalt zurückzuführen waren. Die Bruderschaften waren so in Bedrängnis, dass sie sich weigerten, im Falle eines Mordes die Kaution zu bezahlen, was auch so blieb. Die Statistiken sind natürlich wenig aufschlußreich, da es praktisch unmöglich ist, einen Chinesen in den Zeugenstand zu kriegen (damals gab es in NY nur einen einzigen chinesischen Polizisten). Es gab nur eine einzige Verurteilung aufgrund dieser dreißig Fälle.

Dann erstach ein Profi-Killer M.B.Lee, den Präsident der Chinese Benevolent Association, unoffizieller Bürgermeister von Chinatown und auf dem Papier Chef der Brüderschaften. Er hatte versucht, Chinesen dazu zu bewegen, dass sie vor Gericht aussagten. Nach einer intensiven Suche spürte die Polizei den Täter auf. In gewisser Weise steigerte dies die Wut der Gemeinschaft nur, da die dreißig anderen Fälle nur ein einziges Urteil zur Folge gehabt hatten. Die Polizei betont, dass diese erste Verurteilung vor dem Mord am M.B.Lee nur dank zwei nicht-chinesischen Zeugen möglich war.

1976 rief man eine Sondereinheit ins Leben, um das Bandenproblem zu lösen. Es ging vor allem darum, innerhalb der Gemeinschaft Beziehungen zu knüpfen, um die Chinesen zur Aussage vor Gericht zu bewegen. Die Gewalt nahm nach 1977 etwas ab, da die Bruderschaften aufhörten, den Banden mehr oder weniger freien Lauf zu lassen. Man unternahm einen etwas grotesken Versuch, um die Banden zu stürzen: Man finanzierte eine White Security Agency. Wochenlang wurden ausgerechnet die Mitglieder der Banden, die die Bruderschaften auszuschalten versucht hatten, von der Agency als Sicherheitsleute eingesetzt. Wie dem auch sei, die Gewalt keimte erneut auf. Nicht nur in Chinatown, auch in Queens und Brooklyn. Überall, wo es erpreßbare Händler chinesischer Herkunft gab.

Zudem wurden die Banden zunehmend mobiler. Eine Bande aus San Francisco, die Wah Chingy, begann, sich in New Yorks Chinatown breit zu machen. Chinesische Händler in Détroit berichteten von Drohungen durch die Banden aus New York und Chicago. 1980 wurde der Spezialkorps nach Rekrutierung weiterer chinesischer Polizisten wiederbelebt, um Verhaftungen und Ermittlungen vorzunehmen. Indem man chinesische Polizisten einsetzte, die sich für Restaurantbesitzer ausgaben, erzielte man diverse Erfolge und konnte mehr Chinesen zur Mitarbeit mit der Justiz bewegen.

Dennoch wird das Racket, wie der Tod und die Steuern, von vielen als selbstverständlich hingenommen, wenn man als Chinese in den USA leben möchte. Angesichts der sozialen Kürzungen in den achtziger Jahren sind keine positiven Fortschritte zu erwarten, was das Schicksal der jungen Chinesen betrifft. Und die Banden, die nur wenige Hundert Mitglieder zählten, sind weiterhin auf der Suche nach Nachwuchs.