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Pferde

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Kostbare Vollblüter

Vollblutzucht im Bluegrass Country

Eine Welt im Zeichen der Pferde - welcher Pferdenarr träumt nicht davon? Doch während sich mancher mit gemütlichen Ponys im Reiterhof um die Ecke begnügt, gibt sich anderer nur mit echten Vollblütern zufrieden. Man werfe nur einen Blick auf die Zucht in Kentucky.

Bereits die ersten Siedler, die Amerika gen Westen durchquerten, stellten den aufbauenden Effekt des Bluegrass Country fest. Hinter den Appalachen erholten sich ihre strapazierten Pferde zusehends. Den Effekt verdankt die Gegend einer massiven Kalksteinplatte zwischen Eriesee und Alabama. Sie befindet sich jedoch nur in Nordkentucky nah genug unter der Oberfläche, um das Regenwasser vor seiner unterirdischen Sammlung zu filtern. Die Nährstoffe des Wassers veredeln das Gras, das sich wegen des hohen Kalziumgehalts besonders zur Zucht von Rennpferden eignet. Diese benötigen nämlich große Mengen Kalzium zum Knochenaufbau.

Ende des achtzehnten Jahrhunderts begann man im Bluegrass Country mit der Vollblutzucht. Noch heute wird sie dort professionell betrieben, wenn auch mit - nach Meinung mancher - reichlich überdrehten Maßstäben.

An den beiden Landstraßen "Old Frankfort Pike" und "Paris Pike" reihen sich die Gestüte wie Perlen auf einer Schnur. Dort versammelt sich die elitärste amerikanische Pferdezucht, mit einem Jahresumsatz von über zehn Milliarden Dollar. Spontanbesuche lieben die Besitzer übrigens nicht, also melde man sich vorher an.

Der Unterschied zwischen einer "echten" und einer geschäftsmäßigen Pferdefarm zeigt sich an der Farbe der Zäune (Holz, vier Latten). Nicht nur, dass diese ohnehin zehntausend Dollar pro Kilometer kosten, die weiße Farbe kurbelt den Preis noch mal tüchtig an - zumal sie häufiger erneuert wird als die schwarze.

An manchen Stellen erblickt man Überreste alter Kalksteinmauern aus dem neunzehnten Jahrhundert. Sie dienten nie zur Einzäunung der Tiere sondern einzig als Statussymbol.

Pferderennen - nobel oder familiär

1875 fand zum ersten Mal das Kentucky Derby auf der Bahn Churchill Downs statt. Dort versammeln sich alljährlich die besten dreijährigen Vollblüter, bestaunt von fast hundertfünfzigtausend Zuschauern. Auf der Haupttribüne legt man fünfhundert Dollar für einen Sitzplatz hin, aber die meisten sind ohnehin fürs nächste Jahrzehnt ausgebucht. Nur wenige Karten werden per Losverfahren an den Neugierigen gebracht.

Im ersten Jahr siegte der Hengst Aristides, was seinem Besitzer 2850 Dollar einbrachte. Heute beträgt der Preis mehr als eine halbe Million Dollar.

Alle Rennen seit 1918 gibt´s in der Zeitmaschine des Derby Museums zu sehen. Wer sich nicht an Berühmtheiten wie Secretariat oder Whirlaway ergötzt, findet vielleicht seine Freude an einer Zeitreise der Filmgeschichte. Die Dokumentation früherer Rennen unterscheidet sich gewaltig von der heutigen.

Auf den Rängen tummeln sich die Vornehmen, während die Besucher im Inneren der Rennbahn ein rauschendes Fest feiern. Da kümmern weder Pferde, Ergebnisse oder Wetten, man lässt einfach alle Schranken hinter sich und tobt sich bei einer Art Karneval aus.

Möchte man hingegen das ursprüngliche Kentucky bei einem Pferderennen erleben, lohnt ein Besuch des Oxmoor Steeplechase Course (Louisville). Dort ersteht man keine Sitzplätze für fünfhundert Euro, sondern picknickt im Inneren der Bahn. Statt Noblesse findet man ganz normale Familien.