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Mit Luis auf Streife

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Ein verschwiegener Latino

Macho und Ordnungshüter in der Bronx

Obskure Geschäfte, Glücksspiel und Frauen

Heute erwartet Jed und Luis ein normaler Arbeitstag. Es wird dennoch ein heavy day sein. Aber sie lernen irgendwann, das Außergewöhnliche als alltäglich zu empfinden. Acht Vorfälle sind wenig. Etwa zwanzig sind gut. Im Durchschnitt sind es um die fünfzehn.

Sie fangen um 16 Uhr an. Um Mitternacht werden sie fertig sein. Von 4 bis 12 ist die bevorzugte Schicht der Polizisten. Nächste Woche werden sie 12-8 erledigen. Und da arbeitet man mit den Fahndern zusammen, mit den Detektiven. Da geht’s zur Sache. Dann werden sie 8-4 machen. Und so weiter, immerfort.

15.30. Die uniformierten Männer sind in einem verriegelten Raum versammelt, und der Unteroffizier gibt Anweisungen. Die Polizisten hören zu. Es ist eine kurze Versammlung. Der Sergeant hat den Akzent auf bestimmte Brennpunkte gelegt.

Das Haus ist von einem diffusen Lärm erfüllt, wobei sich die Stimmen der heimkehrenden und der aufbrechenden Teams kreuzen. Draußen begibt sich jedes von ihnen zu seinem Auto, das vom Geruch der letzten Runde erfüllt ist, und jeder geht in seinem Sektor patrouillieren. Ein R.M.P. (Radio motor car) pro Sektor. Es gibt vierzehn davon im Four-Six.

Ein Dienstwagen, das sind zwei Uniformierte, die sich erholen, während sie auf harte Fälle warten. Die einander zuhören, Kommentare abgeben, sich Dinge erzählen. Vor allem kein sinnloses Gelaber! Man kann Ewigkeiten über wichtige Dinge diskutieren, aber wer nicht die Klappe halten kann, verliert früher oder später seinen Partner. Wichtig ist, dass man sich gegenseitig beschützt. Der durchdringende Blick des einen beobachtet, während das Elefantengedächtnis des anderen Fragen stellt. Die Antworten sind reflexartig. Der Boss kann Befehle erteilen, doch nur ein Irrer wird die Nächte vergessen, als er dank seinem Partner überlebte. In den Autos verwischen die Rangunterschiede. Im übrigen gilt, was ein schwarzer Polizist erklärte: „Selbst wenn Sie Weißer sind, sobald sie diese Uniform tragen, ist es, als seien Sie ein Schwarzer.“ „A cop is a cop is a cop.“

Geschieden, Vater zweier Kinder, lebt Luis Senzimilla als Alleinstehender in dem Viertel, in dem er arbeitet. Nur wenige Polizisten treffen diese Wahl. Aber er hat sich für seine Gemeinschaft entschieden. Wie die Ritter von einst beschützt Luis Frau und Kind – und Gott weiß, wie viele Witwen, ledige Mütter, uneheliche Kinder und Waisen es gibt, die sich früher oder später mal an die Bronx-Polizisten wenden.

Luis bleibt eine rätselhafte Erscheinung. Seine Kollegen fürchten ihn und mißtrauen ihm: Dieser Macho ist zu sehr Macho für diese Machowelt. Und zu zurückhaltend. Man hat ihn für einen field associate des Büros für International Affairs gehalten, für einen Spion, und das hinterläßt Spuren.

Luis ist ein Läufer. Schürzenjäger, Hobby-Rennfahrer, ausgezeichneter Läufer, der niemals einer Verfolgungsjagd mit irrsinniger Geschwindigkeit widerstehen kann, oder einer Jagd über die Dächer der Bronx: Er liebt die Gefahr. Außerdem, so sagt er, „der Beste gewinnt“. Wie Jed ist er weder Trinker noch Raucher. Seine Liebesaffären beanspruchen seine gesamte Freizeit.

Das Auto gleitet leise die Straße entlang. Kinder „attackieren“ es mit eingebildeten Revolvern. Müßiggänger stehen in Gruppen tatenlos herum. Die wenigen Einkaufsstraßen des Viertels werden von Streifenpolizisten zu Fuß durchquert. Andernorts dienen kuriose Geschäfte, die nichts verkaufen, als Deckmantel für Drogenverkauf, Spiele und Prostitution. Cruchifritos, Bodegas: Die Luft ist voller fremdartiger Gerüche. Puertorikaner, Dominikaner, Kubaner, Haitianer, Jamaikaner und einige Venezolaner. Mit der Zeit lernt jeder Cop, die feinen Unterschiede zwischen ihnen zu erkennen.