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Nachmittag in der Bronx

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Winos, Junkies und Bums

Wurfattacke auf die Polizisten

Für die Opfer ist es meist zu spät

16.20 Uhr. Ein Familienstreit. Der Bruder, ein riesiger Schwarzer, rasend vor Wut, hat einen Messerstich im Gesicht. Der jüngere Bruder ist völlig verstört. Luis und Jed strefen ihm Handschellen über, dann rufen sie nach Verstärkung: Der Verletzte will seinen Bruder beschützen. Die Wagen treffen ein. Ende des Streits. Die Menge läuft auseinander.

16.50: Eine Frau hat anonyme Anrufe erhalten: Man droht ihr, sie werde „bestraft“, sie soll lebendig verbrannt werden ... Jed und Luis beruhigen sie. Sie erstattet Anzeige. 17.30: Ein Diebstahl. Im obersten Stock, wie üblich. 18 Uhr: Noch ein Einbruch. 18.30: Ein Vater schlägt seine Kinder. Bericht erstatten. 19 Uhr: Pause.

Luis fährt nach Hause, um sich auszuruhen. Jed begibt sich in den Fitnessraum des precinct. Er ist einer der drei oder vier Männer, die regelmäßig trainieren. Er strengt sich an, schwitzt, duscht: So wird er die Spannung los. Dann ißt er ein Sandwich, trinkt ein Coke und scherzt mit seinen Kollegen. Sie kennen sich, treffen sich aber in unregelmäßigen Abständen. 75% der Männer vom 46. sind seit mehreren Jahre hier. Die anderen sind aus disziplinären Gründen versetzt worden oder rookies, Neulinge. In fünf Jahren hat der precinct fünf Hauptmänner verschlissen.

20 Uhr. Die Streife geht weiter. Eine junge schwarze Frau wurde auf der Straße bestohlen und geschlagen: Sie begleiten sie ins Krankenhaus. 20.40 Uhr: ein verdächtiges Auto. Sie legen die Hand auf ihre Revolver. Solche Autos sind immer eine Gefahr: Es wird nach einem geschossen und dann geflohen ...

Für Jed und Luis ist das Polizistendasein keine Mission. Es ist ein Beruf, den man so gut wie möglich ausüben muß, um zu überleben. Wenn sie aus dem Auto steigen, schauen sie reflexartig zu den Dächern auf: Es wurde schon mit Steinen, Flaschen, Müll nach ihnen geworfen. Sie kommen mit allen möglichen Dramen in Berührung: Geschlagene und vergewaltigte Frauen, gequälte Kinder, verweste Leichen, dafür sind sie zuständig. Für die „Schizos“, „Winos“, „Junkies“, „bums“, „snipers“ – Spinner, Alkoholiker, Drogensüchtige, Obdachlose, Totschläger – ebenfalls. Sie verbringen ihr Leben damit, Treppen zu steigen und zu rennen. Sie fangen mit dem Ende an und arbeiten sich rückwärts vor. Vorfälle zu rekonstruieren, ist ihre Hauptarbeit. Denn sie kommen in der Regel zu spät, um das Drama noch abzuwenden.