Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Midtown

Body: 

Empire State Building

86 Stöcke über der Erde

An der Kreuzung der 5th Avenue und der 34th Street; U: 33rd Street. Zutritt von 9.30h bis Mitternacht (Kartenverkauf bis 23.30h). T. 736-3100. In weniger als einer Minute katapultiert der Fahrstuhl Fahrgäste in den 80. Stock. Dort umsteigen und in den 86. Stock weiterfahren. Nachts ein sagenhaftes Schauspiel. Kurz vor den Kartenschaltern gibt ein Bildschirm Auskunft über die Sichtweite. Lieber erst ganz am Ende des Nachmittags ansteuern, wenn man New York sowohl bei Tag, in der Dämmerung als auch by Night erleben kann. Da bekommt man eine Vorstellung, wie sich King Kong wohl da oben gefühlt haben mag.

Vom 86. Stock aus erreicht man mit einem dritten Fahrstuhl den 102. Stock. Baujahr 1912, also mitten in der Weltwirtschaftskrise, womit das Empire State Building eine der typischen Herausforderungen des amerikanischen Kapitalismus darstellt. Eine Tat voller Optimismus und Vertrauen zu einem Zeitpunkt, als man begann, die »Sache« selbst in Frage zu stellen. Der Geschäftswelt ging es damals so mies, dass es schwierig war, Mieter aufzutreiben. Das ging sogar so weit, dass man dem Bauwerk den Spitznamen »Empty State Building« verpaßte. Es ist weder der höchste, noch der schönste Wolkenkratzer, steht in der Gunst des Publikums jedoch ganz oben. Wer hochsaust, braucht sich keine Sorgen zu machen; die Bausubstanz gilt als solide. Zum Beweis dafür mag die Geschichte des Bomberpiloten dienen, der an einem nebligen Julimorgen des Jahres 1945 die Orientierung verloren hatte und in vollem Flug in die 79. Etage hineindonnerte – und das kurioserweise just in dem Moment, da er dem Kontrollturm gerade mitteilte: »Es ist so neblig, dass ich selbst das Empire State Building nicht mehr sehen kann«. War übrigens nicht der erste Fall einer Kollision. Einige Jahre vorher schrappte ein Luftschiff an dem Gemäuer vorbei. Ursprünglich war die Gebäudespitze als Landeplatz für Zeppeline vorgesehen. Die Passagiere hätten also mitten in der Stadt aussteigen können. Es gab nur ein einziges Problem: wegen der hohen Unfallquote wurde der Flug über Manhattan untersagt.

Dem richtigen Einstieg und Eindruck zuliebe, fahre man mit der U-Bahn hin und nehme den Ausgang, der in Richtung Innenhalle führt.

Man sollte wissen, dass es oft zu mehreren Warteschlangen kommt. Wer also nur wenig Zeit hat ...

Im Untergeschoß lohnt das Museum mit dem Book of Records einen Besuch, und zwar tägl. von 9.30-18h. Ausgestellt sind die im Buch erwähnten »erstaunlichsten« Dinge: die größte Statue eines Menschen, der größte Hamburger, die habsüchtigste Frau, das größte Kreuzworträtsel, der teuerste Bikini (aus Platin). Absolut daneben, unzeitgemäß und überflüssig, ja geradezu lächerlich; zudem ist das Museum vollgestopft mit Schleichwerbung und dies bei gepfeffertem Eintritt. Übrigens: Empire State ist der Spitzname für den Staat New York, der ihm von George Washington verliehen wurde.

Times Square

Das Herz befindet sich an der Kreuzung von 44th Street und Broadway. Einer der außergewöhnlichsten New Yorker Plätze. Konzentrationspunkt von Theater- und Kinowelt – Porno oder auch nicht. Besonders nachts sehenswert. Nach 22h geht´s richtig los. Überfüllte Bars, flimmerndes Neon; Schwarze auf der Suche nach Stoff, abgehalfterte Weiße, halbseidenes Volk, Gogo-Girls, Stripteasetänzerinnen und Kunden mit trockener Kehle bilden einen spritzigen, farbenprächtigen Cocktail. Aus der Perspektive des Times Square betrachtet, erscheint die Reeperbahn als friedliches Presbyterium im südlichen Schleswig-Holstein. Für Sonderwünsche: die 42nd Street ist bekannt für ihre Sex-Shops. Ab der 8th Avenue für Frauen ohne Begleitung überhaupt nicht, nach Mitternacht für niemanden – außer Karatespezialisten – zu empfehlen.

Ein »Mu«ß am Times Square: sich in der Panoramabar des Marriott ein Bier zu gönnen, auf der sich drehenden Plattform im 49. Stock. Gebrauchsanweisung: raus aus den Jeans, rein in die Sonntagsklamotten, mit dem Fahrstuhl bis in den 8. Stock rauschen, dann über die Treppe in den 9. marschieren, dort den Kleidertest bestehen, wieder rein in den Fahrstuhl und bis in den 49. Stock surren. Für ein Budweiser blättert man stolze fünf Dollar hin, aber: das Buffet gegen 17h gibt´s umsonst.

Das Verlagsgebäude der New York Times ist leider nicht mehr zu besichtigen (229 W 43rd Street). Schade, schließlich handelt es sich um eine der renommiertesten Zeitungen der Welt. Auflage über eine Million, täglich mit gut hundert Seiten, am Wochenende an die dreihundert. Die Lektüre lohnt schon allein wegen der Reklame für billige Kneipen.

Am Times Square wurde ein umfangreiches »Sanierungskonzept» eingeleitet, aber aufgrund örtlichen Verbände und öffentlichen Protestes abgebrochen. Geplant waren 27 (!) fünfzigstöckige Wolkenkratzer. Zur Besänftigung der Leute versprach man, einige Theater zu erhalten. Im Herbst 1993 verständigten sich Staat und Stadt auf ein neues Vorhaben, dass eine Aufwertung und Wiederbelebung von Broadway, 42. Straße und Times Square bewirken soll. Mit Einsatz von 35 Millionen Dollar sollten Gebäude von privaten Investoren gekauft und instandgesetzt werden. Historische Bauten und die Atmosphäre sollen erhalten bleiben, denn immerhin ist die Ecke Hauptziel der zwanzig Millionen Fremden jährlich, obwohl der Niedergang mit Drogen, Prostition und Kriminalität bereits in den Siebzigern einsetzte. In den 12.600 Hotelzimmern rund um den Platz übernachten alljährlich rund 1,7 Millionen Gäste, und die 39 Theater und Bühnen ziehen 7,5 Millionen Besucher an.

Grand Central

Bahnhof, 42nd Street und Lexington. Lassen wir uns diese immense Bahnhofshalle nicht entgehen, die täglich Millionen von New Yorkern durcheilen commuting, um nach Connecticut oder in den Norden von Manhattan zu gelangen. Unsereins hastet nicht wie alle anderen, sondern bleibt stehen und wirft einen Blick hinauf an die fantastische, mit Sternenbildern geschmückte, Decke. Am Ende der Halle angelangt, testet man dann die Oyster Bar (s. »Essen«).