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Fußball

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Celtic und Rangers

Die verfeindeten Fußballbrüder

In Glasgow existiert ein Fall von Intoleranz, der mit der sprichwörtlichen Gastfreundschaft und Liebenswürdigkeit der Einheimischen eigentlich gar nicht in Einklang zu bringen ist. Es gibt zwei Fußballclubs. An sich nichts Besonderes, denn eine Menge anderer Städte befinden sich in derselben Lage. Nein, das Außergewöhnliche an den Glasgower Clubs ist, dass sie nicht nur Konkurrenten sondern Erzfeinde sind. Alle beide sind Opfer eines Virus, der ursprünglich aus ... Irland stammt.

Religiöser Fanatismus

In der Tat hat der Verband der Orangemänner, eine Art protestantischer Freimaurerbewegung, deren Mitgliedern der Hass auf die in Nordirland so einflussreichen Katholiken und Republikaner gemeinsam ist, auch zahlreichen Rückhalt in Glasgow. Die Iren, auf der Suche nach Arbeit im letzten Jahrhundert nach Schottland gezogen, wurden von den einheimischen, überwiegend protestantischen Arbeitern sofort als Rivalen empfunden, obwohl ja auch keltischen Ursprungs und daher nahe verwandt. Die Folge war das Anwachsen eines heftigen antiirischen Rassismus. Die Konfrontation zweier Lager hat sich auch auf den Fußball übertragen. »Glasgow Rangers« ist der Club der »Orangemänner«, der königstreuen Protestanten und Befürworter von Nordirlands Verbleiben im britischen Königsreich. Er rekrutiert sich größtenteils aus Protestanten. Das steht natürlich nicht Schwarz auf Weiß in der Clubordnung, aber er nimmt halt niemals Katholiken auf. So ist das eben!

Oder besser: so war das eben! Denn 1989 beschloss der Schotte Mo Johnston, der für einen französischen Verein spielte, nach Hause zurückzukehren und wieder für seinen alten Verein, den Celtic, zu kicken. Schließlich war er ja ein guter Katholik. Er besann sich jedoch eines anderen und wollte doch lieber in Frankreich bleiben. Nur leider hatte Nantes, sein französischer Verein, inzwischen kein Interesse mehr, und so geschah das Unglaubliche: die Rangers nahmen ihn unter Vertrag. Dadurch machte Johnston sich allerdings wenige Freunde. Die Anhänger der Celtics pfiffen ihn natürlich wegen dieses Hochverrats aus, aber auch sein neuer Verein sah ihn scheel an, denn in Schottland wird das fair play hoch gehalten. Seine Frau wurde sogar auf offener Straße angepöbelt. Erst als er entscheidend dazu beitrug, dass Schottland beim Weltcupspiel in Glasgow gegen Frankreich gewann – er schoß zwei Tore – wurde ihm der Faux Pas vergeben.

Der andere Verein, der »Celtic«, ist dagegen jener der Katholiken und Iren. Die Vereinsfarben demonstrieren übrigens deutlich die gegnerischen Parteien. Für die »Rangers« sind es das Blau, Rot und Weiß der Union Jack-Flagge, die heftig gewedelt wird, für den »Celtic«-Club sind es Grün und Weiß, und viele Fans schwenken während des Spiels begeistert die irische Flagge. Die Mitglieder des »Celtic« praktizieren ihr Sektierertum lange nicht so strikt wie die »Rangers«, sondern nehmen auch Protestanten auf, ohne dass diese Ressentiments zu spüren bekommen. Übrigens war auch Jock Stein, einer der berühmtesten Trainer des »Celtic«, unter dem der Club 1967 Europameister wurde, Protestant. Eine kleine Geschichte am Rande: während einer Pressekonferenz stellte ein Journalist, der Jock Stein in die Falle locken wollte, dem Trainer folgende Frage: »Wenn Sie zwischen zwei großartigen Fußballern derselben Spielerqualität wählen könnten, von denen einer Protestant und der andere Katholik ist, welchen würden Sie als erstes nehmen?« Stein antwortete zum allgemeinen Erstaunen ohne Umschweife: »Den Protestanten!«. Auf die Frage nach seinen Gründen, erwiderte er mit einem Lächeln: » Den Katholiken könnte ich auf alle Fälle auch danach noch engagieren, da die »Rangers« ihn niemals nähmen. Während ich, wenn ich den Katholiken als erstes verpflichten würde, den anderen todsicher an die Konkurrenz verlöre.« Jock Stein starb während eines Spieles der schottischen Mannschaft auf der Trainerbank an einem Herzinfarkt, bevor er von dem Fall Johnston erfahren hatte.