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Lower Midtown

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Essen gehen in Lower Midtown und Chelsea

Echt amerikanisch: All you can eat

Zwischen der 14th und der 30th Street entsteht zur Zeit eine recht interessante Restaurantkultur. Dieses Viertel hat provinziellen Charakter und ist viel weniger überlaufen als das Village. Eine Reihe lateinamerikanischer Restaurants, so um die 8th Avenue und die 18th, 19th Street herum, bietet hungerstillende Sandwichs oder erfreulich günstige Mahlzeiten. Wir bevorzugen:

  • Empire Diner: 210 10th Avenue und 22nd Street, in Chelsea. T. 243-2736. Innenausstattung: unterkühlt, schwarz und weiß, Aluminium und Edelstahlfassade. Rund um die Uhr geöffnet. Die Diners sind de facto zu Restaurants umgestaltete Eisenbahnwaggons. Ein Meisterwerk des Jugendstils, berühmt geworden durch Andy Warhol, der sich hier mit Sandwichs eindeckte. Die Kritzeleien auf den Speisekarten sind zum Schreien. Am späten Abend sehr belebt. Günstige Einfachgerichte für den kleinen Appetit. Liegt zwar in einem Viertel mit Lagerhallen, Garagen und Speditionen, wofür im Gegenzug aber reichlich Kneipen vorhanden sind. Die Ecke ist wirklich nicht sehr schön. Gegenüber blickt man gleich auf eine schmuddelinge Tankstelle, und das zweistöckige Backsteingebäude nebenan hat auch schon bessere Zeiten erlebt, aber »Er liegt wie ein Schmuckstück auf der Tenth Avenue«, sagt Mitchell Woo, einer der Köche.
  • Bei schönem Wetter werden Tische auf dem Bürgersteig plaziert. Der Empire Diner wurde 1929 gebaut, 1972 wie viele in jenen Jahren aufgrund der Konkurrenz durch die Schnellklopsereien geschlossen und 1976 wiedereröffnet. Dies zog eine Renaissance anderer Diner in den achtziger Jahren nach sich. Heute steht das Lokal unter Denkmalschutz und wurde schon zigmal von Werbefotografen und Filmproduzenten abgelichtet, so dass inzwischen etwas viel Rummel drumherum gemacht wird.

    Das Publikum ist mit Familien, Kino- und Theaterbesuchern, Teenies, Rockstars usf. sehr gemischt, und verkörpert somit quasi das demokratische Ideal.

    In den zwanziger Jahren ließen findige Geschäftsleute nachgebildete Eisenbahnwagen gleich reihenweise bauen. Komplett mit Mobilar wurden sie anschließend – zerlegt oder in einem Stück – zu ihrem vorgesehenen Standort gebracht und dort an Strom, Gas und Wasser angeschlossen. Die Herstellung fernab von ihrem Bestimmungsort unterscheidet die Diner vom Cafés, Truck Stops oder herkömmlichen Restaurants. In den Vierzigern erreichte die Dinerkultur ihren Höhepunkt. Dachaufbauten verdrängten das typische Tonnendach. An die Stelle hölzerner Wände traten Edelstahl und Email. Im Innern verarbeitete man bestes Material, Chrom, Email, viel Glas, Neon, Kunstleder und verzichtete allmählich auf die überflüssigen Räder. Die Speisekarten der Diner gehen selten über typisch amerikanische Gerichte wie Sandwiches, Hamburger oder Hühnchenvariationen hinaus. An der Bar wird man schnell bedient, aber man kann sich auch in einer der typischen Sitzecken (booth) gemütlich niederlassen und mit seinen Tischnachbarn einen Plausch halten, ein weiteres positves Merkmal, denn Sitzfleisch wird ansonsten in Lokalen nur ungern gesehen.

  • Lox around the Clock: 676 6th Avenue und 21st Street. T. 691-3535. Montags bis mittwochs von 22.30-4h geöffnet, donnerstags bis samstags rund um die Uhr, sonntags geschlossen. Ungemein beliebter Delicatessen. Originelles Dekor und feines Essen.
  • La Cascada Café: 132 9th Avenue und 18th Street, geöffnet 17-23.30h; am Wochenende Brunch von mittags bis 17h. All you can eat von den lateinamerikanischen Spezialitäten zu vernünftigen Festpreisen. Aber: man muß wirklich einen mordsmäßigen Hunger mitbringen, um so viele tacos, enchilladas, burritos, tostadas, tamales zu vertilgen ... ganz nach Belieben.
  • Mi Chinita: 176 8th Avenue und 19th Street. Geöffnet von 11.45-21.30h, sonntags geschlossen. Wir haben schon immer davon geträumt oder es im Kino gesehen: ein superbes Diner, ganz nach »Märchenprinzenart«, in Form von deliziösen chinesischen und puertorikanischen Spezialitäten in einem amüsanten Ambiente. Ein Muß! Wir empfehlen lengua (gewürzte Zunge) und ropa vieja. Wörtlich übersetzt sind das alte Klamotten, tatsächlich handelt es sich um stark gekochtes, zerfasertes Fleisch und die combinaciones speciales (Safranreis, Würstchen, gebratene Banane und Salat). Riesenportionen und wirklich nicht teuer.
  • Miss Ruby´s Cafe:8th Avenue, zwischen 16th und 17th Street. T. 620-4055. Die Wirtin aus Texas steht selbst am Herd und hat sich auf amerikanische Regionalküche verlegt. Meistens bietet die Speisekarte eine Auswahl verschiedener Regionen, während die Tageskarte einer einzigen Gegend gewidmet ist.
  • Jesebel: 630 9th Avenue. T. 582-1045. Ein schickes und sympathisches Restaurant mit Jazzmusik. Preise trotz allem gemäßigt. Vorzugsweise abends aufzusuchen. Ein Großteil der Kundschaft ist schwarzer Hautfarbe. Zahlreiche Seidenschals schmücken den Raum. Grünpflanzen wachsen in Töpfen, die noch aus dem ersten Drittel dieses Jahrhunderts stammen. Den Mittelpunkt bildet das Piano, und es ist immer mords was los.
  • Molly Malone: 287 3rd Avenue (zwischen E 22nd und E 23rd Street). T. 725-8375. U: 23rd Street (Linie 6). Täglich über Mittag und nachts bis 2h geöffnet. Ein wirklicher netter irischer Pub, zur Hälfte Bar, zur Hälfte Restaurant. Die Wände hängen voll nostalgischer Mitbringsel von der Grünen Insel (Fotos, Stiche, Nippes etc). Auf das Plakat achten, welches mit einem Augenzwinkern daran erinnert, dass 1874 Königin Victoria dem australischen Premierminister, Charles Duffy, einen offiziellen Besuch abstattete. Dieselbe Königin hatte ihn 1848 für seine Beteiligung am Aufstand der Young Irishmen zum Tode verurteilt, eine Strafe, die in Zwangsarbeit in Australien umgewandelt wurde. Sägespäne auf dem Fußboden, fröhlich-belebte Atmosphäre und irische Herzlichkeit. Zu einem akzeptablen Preis bekommt man leckere und üppige Portionen Fleisch (hmm, das Dublin broiled steak). Auch Molly Malone´s famous shepherd´s pie, die Jakobsmuscheln (sea scallops) etc. versuchen. Für ganze 8 $ darf man samstags und sonntags von 13-17h beim famosen Brunch zulangen.
  • Etwas eleganter

  • Harvey´s Restaurant: 108 W 18th Street (zwischen 6th und 7th Ave.). T. 234-5644. U: 18th Street (Linie 1). Erbaut 1890. Ansprechend restaurierter alter Saal im viktorianischen Stil. Der Wirt, Dick Harvey, lehnt jegliche Werbung ab. Die hat er auch wirklich nicht nötig: dank Mund-zu-Mund-Propaganda strömt alle Welt in sein Lokal. Für Reisefiebrige an der Grenze des Erschwinglichen, abgesehen von unseren Schweizer Lesern natürlich. Entspannte Ambiance trotz des förmlichen Rahmens. Es bleibt die Möglichkeit, sich auf ein Glas an der Bar zu beschränken. Schickerialokal mit Preisen, die nicht von schlechten Eltern sind. Spezialitäten: sea food und prime ribs. Bezahlbares Mittagessen.