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Kelten, Wikinger und Angelsachsen

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Kelten, Wikinger und Angelsachsen

Der Einteilung Schottlands in geologische oder klimatische Teilräume
mag man die Differenzierung in ethnische oder kulturelle Gebiete vorziehen.
In Schottland, wie auch in der Bretagne, in Irland und in Wales, bilden die
westlichen Berge, Küsten und Inseln die letzte Zufluchtstätte der
Kelten. Die Highlands beherbergen heutzutage auf gut der Hälfte des schottischen
Gebietes nur noch lächerliche fünf Prozent der Bevölkerung.
Unter dieser Viertelmillion im Land verbliebener Highlander finden sich gerade
einmal 82.000, darunter zahlreiche alte Menschen, welche die gälische
Sprache noch regelmäßig sprechen. Sie gehört zusammen mit
dem irischen Gälisch und dem »Manx« der Isle of Man zum nördlichen
Zweig der keltischen Sprachen, wobei Walisisch, Kornisch und Bretonisch den
südlichen Zweig bilden. Vor rund hundert Jahren sprachen noch ungefähr
dreimal soviele Menschen Gälisch und vor fünfzig Jahren noch doppelt
soviele. Aber die oftmals erzwungene Auswanderung – Schafe und Hirsche traten
an die Stelle der im 19. Jahrhundert vertriebenen Bauern – ließ die
Region ausbluten: heutzutage leben in Kanada und Glasgow fast ebensoviele
Gälisch sprechende Menschen wie im schottischen Hochland.


Es wäre im übrigen widersinnig, in Schottland nur die Bastion der
letzten Kelten zu sehen. Aus den Lowlands stammende Nationalisten, die im
Kilt paradieren oder ihrem Namen einen gälischen Anstrich verleihen,
so wie der Dichter Christopher Grieve alias Hugh MacDiarmid, können die
Tatsache nicht leugnen, dass ihr Land teilweise auch angelsächsische
Wurzeln hat. Nicht alle schottischen Familiennamen schmücken sich mit
dem alten, stolzen Zusatz Mac (»Sohn des« auf Gälisch). So lauten
denn in der Tat die acht häufigsten Nachnamen (in abnehmender Reihenfolge)
Smith, MacDonald, Brown, Wilson, Thomson, Robertson, Campbell und Stuart:
nur ein Mac und ganze vier gälische Clans (MacDonald, Robertson, Campbell
und zum Teil Stewart). Es ist, nebenbei bemerkt, sieben Jahrhunderte her –
vier in Galloway – dass die Lowlanders einen wie auch immer gearteten
keltischen Dialekt sprachen.


In ihrer Eigenschaft als ethnisches, kulturelles und sprachliches Gebiet schließen
die Lowlands die Southern Uplands mit ein. Man könnte dort sogar noch
die Inseln im Norden (Orkney und Shetland) hinzufügen, wirtschaftlich
zwar an die Highlands angegliedert, aber von Nachfahren wikingischer Siedler
und solcher aus den Lowlands bevölkert. Die beiden Archipele, Zentren
der Macht skandinavischer jarls () über den gesamten Norden und
Westen Schottlands, wurden erst 1468 schottisch. Jakob III. erhielt sie von
Christian I. von Norwegen als Pfand, der damals die Mitgift seiner Tochter
Margarethe nicht berappen konnte – später übrigens auch nicht. Man
sprach dort noch im 18. Jahrhundert einen norwegischen Dialekt, und die Shetlander
unserer Zeit fühlen sich zu Norwegen mindestens genauso hingezogen wie
zu Schottland.